Der bevorstehende Heilige Abend ist für Peter Wehr in mehrfacher Hinsicht ein besonderer Tag. Um 15.30 und um 17 Uhr wird er den alljährlichen ökumenischen deutschsprachigen Gottesdienst in der Kathedrale von Palma abhalten. Es wird das vierte und letzte Mal für Wehr sein. Denn der Pfarrer verlässt die deutschsprachige katholische Gemeinde Mallorcas. "Mitte des Jahres wird es so weit sein. Dann gehe ich turnusgemäß nach Deutschland zurück", so Wehr im Gespräch mit MM.
Bei dem Gottesdienst, der gemeinsam von der deutschsprachigen katholischen und der deutschsprachigen evangelischen Gemeinde organisiert wird, handelt es sich um die größte Veranstaltung dieser Art in deutscher Sprache außerhalb von Deutschland. An den beiden "Sitzungen" nehmen jedes Jahr insgesamt rund 5000 Besucher teil. Und das nicht erst seit der Zeit, als viele Deutsche ihren ersten oder zweiten Wohnsitz auf der Insel wählten. Die Geschichte des ökumenischen Gottesdienstes geht bis in das Jahr 1971 zurück.
Die Aufgabenverteilung wechselt zwischen den beiden Gemeinden im Jahresrhythmus. Diesmal bereiten die Mitglieder der evangelischen Gemeinde alles vor, kümmern sich zum Beispiel um die Technik. Der katholische Pfarrer hält die Predigt. Wehr: "Ich will den Blick lenken auf die Krippe von Bethlehem, auf die Ereignisse vor mehr als 2000 Jahren." Der Gottesmann möchte dazu beitragen, dass seine Zuhörer den Wert des christlichen Glaubens neu begreifen. "Das hat auch Aktualität", meint Wehr. Denn durch die derzeitige Flüchtlingsproblematik lernt man Menschen anderer Religionen und anderer Kulturen kennen. Allzu konkret mit den Geschehnissen oder mit der Politik will sich der Geistliche aber nicht beschäftigen. "Ich bleibe natürlich allgemein. Jeder Zuhörer soll die Freiheit haben, sich zu positionieren."
Für Peter Wehr ist der Gottesdienst am Heiligen Abend nicht nur besonders, weil es sein letzter ist. Der Pfarrer betont auch, dass die Menge der Zuhörer beeindruckt. Genauso sieht es Heike Stijohann, die seit dem vergangenen Jahr Pfarrerin der deutschsprachigen evangelischen Gemeinde ist und im vergangenen Jahr erstmals in der Kathedrale predigen durfte. "Es ist ein überwältigendes Gefühl. Man sieht die letzten Gesichter gar nicht mehr. Und es ist etwas ganz Bewegendes, wenn man mit 2500 Menschen gemeinsam Lieder singt." Allerdings erfordere die Vorbereitung auf den Gottesdienst und auf das, was der Pfarrer oder die Pfarrerin sagt, auch besondere Sorgfalt. Stijohann: "Wenn man weiß, dass so viele Leute zuhören, dann muss das auch etwas Gutes sein. Das soll die Leute ja schließlich auch erreichen."
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(aus MM 52/2015)
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