Weder Jägerhut, Gewehr noch Fasanenfedern: Wer hier bei den VII. spanischen Meisterschaften der Windhundjagd nach Klassikern des Jägeroutfits sucht, wird enttäuscht. Mit seinem beigen Fleece-Pulli, Hirtenstab und einem Beutel mit einer Feldflasche am Gürtel sieht Tomeu Bennassar eher aus wie ein Wandersmann. Seine "Waffen" führt er in einem speziellen Anhänger mit: Sechs weiße Podencos, ibizenkische Windhunde, groß gewachsen und für die Jagd abgerichtet.
Ungeduldig hopsen die Tier vom Hänger und laufen springend durch die Strauchheide der weitläufigen Finca Son Granada in der Gemeinde Llucmajor. Bis zu 74 Zentimeter Schulterhöhe kann ein Podenco Ibicenco haben, die dürften einige der vierbeinigen Jäger hier erreichen.
Bennassar, der im vergangenen Jahr gemeinsam mit Toni Pascual die spanischen Meisterschaften gewinnen konnte, gibt der kleinen Gruppe, die ihm an diesem verregneten Samstagmorgen folgen darf, Anweisungen. "Wenn wir ein Kaninchen finden, bewegt sich keiner, das heißt: Füße stillhalten", sagt er.
Das Jagen mit Podencos braucht vor allem eins: Zeit und Geduld. Das Limit im Wettbewerb liegt bei vier Stunden, es gibt aber auch eine Mengenbeschränkung: "Wer 15 Kaninchen vor der Zeit fängt, kann bereits aufhören", sagt Toni Cladera, einer von zwei Preisrichtern und selbst begeisterter Podenco-Jäger. Schusswaffen sind auf dieser Jagd tabu. Genau das gefällt Cladera: "Hund gegen Kaninchen, der Schlauere gewinnt", sagt er.
Die Zeiten, in denen es auf Son Granada nur so vor Kaninchen wimmelten sind jedoch vorbei. "Früher gab es ein Limit von 35 Hasen, wenn wir heute 15 finden, sind das schon viele", sagt Cladera, der seit 25 Jahren auf der privaten Finca jagt. Der Hauptgrund seien Krankheiten, die einen Großteil der Kaninchenpopulation hinweggerafft haben. Um die verbleibenden Tiere streiten sich die Jäger unter anderem mit herrenlosen Katzen.
Die Wahrscheinlichkeit, frühzeitig genügend Kaninchen zu fangen, ist in den vergangenen Jahren also kontinuierlich gesunken. Und die kleinen Hoppler sind nicht nur vorsichtig, sondern auch verdammt schnell. Nach einer gefühlten Ewigkeit des Marsches durch die "Garriga", die typisch mediterrane Strauchheide, hört man ein Winseln und Jaulen der Tiere. "Sie haben eins gefunden", erklärt Toni Cladera.
Tomeu Bennassar ruft etwas, das wie ein lang gezogenes "Gil" klingt. Die Teilnehmer der Jagdprozession bleiben wie angewurzelt stehen und sehen zu, wie die Tiere gazellenhaft mit allen vier Pfoten synchron ins tiefe Gras hüpfen. Ein sichtbares Ergebnis will sich indessen nicht einstellen. Zwei Mal wiederholt sich in der kommenden Stunde die Prozedur, dann schießt ein graues Etwas aus dem Gebüsch hervor, verfolgt von sechs Podencos.
Doch auch hier Fehlanzeige, das Langohr ist nicht zu packen. Ob die Hunde deswegen frustriert sind, ist nicht zu erkennen, durstig sind sie allemal. Nun kommen die Wasserflaschen zum Einsatz: Wie Fußballer bei einer Spielunterbrechung an die Seitenlinie kommen, lassen sich auch die tierischen Hochleistungsjäger mit einem langen Strahl aus der Plastikfeldflasche erfrischen.
Die Erfrischung tut not, denn die wenigen hoppelnden Bewohner der Finca erweisen sich als äußerst wendig. Die Bilanz nach vier Stunden fällt an diesem Tag für den letztjährigen Spanienmeister dementsprechend dürftig aus. Achtmal spürten die Podencos einen Hoppler auf, zwei bekamen sie zu fassen. Diese wurden dem menschlichen Chefjäger übrigens lebend überbracht und von ihm mit einem Schlag hinter die Ohren getötet.
Der Sieger der sieben Jägerteams bei diesen spanischen Meisterschaften kann an diesem Tag sieben Langohren als Trophäe mitnehmen. "Hier gab es viele Kaninchen, aber diese Zeiten sind vorbei."
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