Am 26. Oktober feiert Österreich seinen Nationalfeiertag. Und weil sich die Österreicher aufs Feiern mindestens genauso verstehen wie die Mallorquiner, veranstaltet zwei Tage zuvor die Facebookgruppe "Die Österreichischen Freunde Mallorcas" auf der Kulturfinca Son Bauló in Lloret de Vistalegre einen Heurigen - gepflegt mit Sektempfang, Büfett, Getränken.
Und mit Live-Musik: Auf der Bühne wird die österreichische Pop-Sängerin Sabine Stieger stehen. Zusammen mit dem Kontrabassisten Stephan Mastnak, dem Geiger Thomas Franz-Riegler, dem Schlagzeuger Michael Leibetseder und mit Matthias Eidenbergeran an der Gipsy-Gitarre wird sie ihr Album "Sabinschky" präsentieren, Musik, die sich als Austro-Dialekt-Chanson bezeichnen lässt.
Bekannt wurde Stieger als Frontfrau der österreichischen Band Global Kryner. Das Konzept der Gruppe war genial: Mit viel Witz übertrug die Gruppe den volksmusikalischen Oberkrainersound in Weltmusik und verpasste umgekehrt Melodien aller Genres den Oberkrainerstil. Doch 2013 war Schluss, nach elf Jahren löste sich die Band auf. "Das Konzept war für uns ausgereizt", erklärt Stieger. Immer wieder sei man an seine Grenzen gestoßen, und irgendwann sei klar gewesen, das die Wege der Bandmitglieder darüber hinaus führten. Ein Jahr vor dem offiziellen Aus entschieden sich die Global Kryner für einen klaren Schnitt.
Sabine Stieger war bereits 2011 von Wien nach Hamburg gezogen, um von dort aus mit einem englischsprachigen Programm durchzustarten. Doch es kam anders als gedacht. Aus dem Ortswechsel gingen schon sehr bald Songs im Austro-Deutsch hervor. Schuld daran waren die rund 1000 Kilometer Mentalitäts- und Sprachunterschied zwischen der Hansestadt und Wien. "Es war schon spannend zu merken, wie viel Österreicherin in mir steckt und wie viel Identität die Sprache ausmacht, wenn man sich selbst entwurzelt", sagt die Sängerin. "Das kennen sicher auch viele Deutsche und Österreicher auf Mallorca."
Mittlerweile ist Wien wieder Stiegers erster Wohnsitz. Hamburg hat sie als Zweitdomizil jedoch beibehalten. "Beide Städte ergänzen sich", sagt sie. "Was ich in Wien vermisse, habe ich in Hamburg, und umgekehrt." Folglich ist es für die Sängerin durchaus eine positive Erfahrung, wenn sie sagt, dass Norddeutsche und Österreicher anders ticken. "Weder besser noch schlechter, sondern einfach anders", betont sie.
Aus dieser Erkenntnis heraus ist ein satirisches Programm mit viel Augenzwinkern entstanden. "Ich hatte noch nie so viel Spaß beim Komponieren", bekennt sie. "Sabinschky" heißt das Resultat, ein Album, mit dem sich Stieger zielstrebig neu positioniert hat. "Der Weg hat mich durch die Ferne gefunden und wäre bestimmt nicht so schnell aufgegangen, wenn ich nicht nach Hamburg gegangen wäre", ist die Sängerin und Songwriterin überzeugt.
Und was bedeutet nun "Sabinschky"? Es sei ein "sehr liebevoller Kosename", mit dem sie Jahrzehnte alte Freunde - "meine kleine Familie" - riefen. "Wer mich so nennt, gehört definitiv zum inner circle", erklärt Stieger. Zustande kam der Titel dadurch, dass sie erstmals sehr frühzeitig ihre Freunde in die Entstehung ihres Solo-Albums einbezog. Und oft hörte sie diese Reaktion: "Das bist Du, das klingt nach Sabinschky."
Mit dem neuen Album sind die Sängerin und ihre Band, die in dieser Form seit Februar besteht, viel in Deutschland unterwegs. Trotz des für deutsche Ohren oft unverständlichen österreichischen Idioms ist das Publikum offenbar mehr an der Musik als am Text interessiert. Freimütig gesteht Stieger ein: "Das Album war als klares Produkt für Österreich gedacht. Aber da hab' ich mich wohl getäuscht - und schon bin ich damit auch auf Mallorca."
INFO
Samstag, 24. Oktober, 18 Uhr
Eintritt: 60 Euro (Konzert, Sektempfang, Büfett, Getränke)
Anmeldung: 971-524206
Kulturfinca Son Bauló, Lloret de Vistalegre
(aus MM 42/2015)
2 Kommentare
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Ja,ja, erst "heim ins Reich"-später "wir sind keine Deutschen"!! Ich mag es trotzdem dieses kleine, zänkiche Bergvolk...hat auch viele tolle Traditionen.Gruß Heinz - ein Östtereichfreund
Das stimmt, das die anders ticken. Sage ich zu einem Österreicher anläßlich der Beerdigung Haiders, das die Postierung von Bundesheer-Soldaten am Sarg von den Medien kritisiert wurde, da er kein Bundespolitiker war. Sagt der Österreicher: "Wir sind halt anders!" Wußten Sie eigentlich schon, das Österreicher auch für die beiden Weltkriege verantwortlich sind? Die unbeugsame Haltung des österreichischen Monarchen für den I., der Braunauer für den II. Vom Auftreten her dachte ich immer, es gibt mindestens 45 Millionen. Tatsächlich sind es nur knapp 8,5 Millionen. Usw!