"Ziel ist, zu zeigen, dass Brasilien mehr ist als Samba, wackelnde Popos und Caipirinha", meint Ansgar Thüne zur Feier des brasilianischen Unabhängigkeitstags am Sonntag, 7. September, in Palmas Parc de la Mar (siehe unten). Nicht gerade ein typisch brasilianischer Name, möchte man meinen. Und auch kein Nachfahre deutscher Auswanderer. Der 37-Jährige ist Deutscher. Ein Deutscher mit viel Liebe zu Brasilien.
"Mein Vater hat in den 80er Jahren das Büro der Konrad-Adenauer-Stiftung in Rio geleitet. Deswegen sind wir dorthin gezogen." Von 1985 bis '90 hat Ansgar Thüne in Rio gelebt. "Diese Zeit hat mich geprägt", meint der Unternehmensberater, der vor allem deutschen und amerikanischen Unternehmen hilft, die in Brasilien aktiv werden wollen oder es bereits sind. "Viele Firmen gehen davon aus, dass es in Brasilien billig ist, man alles mit Englisch machen und aus der Ferne agieren kann. Das stimmt alles nicht."
Thüne betont, dass er überall arbeiten kann, die modernen Kommunikationstechniken machen's möglich. 2010 hat es ihn nach Mallorca verschlagen, er ließ sich in Palma nieder. Der Kontakt nach Brasilien war seit der Jugend nicht abgerissen, nicht zuletzt, weil seine Familie nach dem Aufenthalt dort eine Ferienwohnung behielt. Schnell lernte er auch auf der Insel Brasilianer kennen. Eines Tages fragte man ihn, ob er Honorarkonsul werden wollte.
"Wobei ich betonen möchte, dass Honorarkonsul nicht von Honorar kommt", schmunzelt der gebürtige Mainzer. Er bekomme kein Geld, nicht einmal eine Aufwandsentschädigung und trage auch diverse Kosten selbst. So erstattet zum Beispiel niemand die Flüge, wenn Thüne zum brasilianischen Generalkonsulat nach Barcelona muss. Und bald kommen weitere Kosten hinzu: Brasilien hat bisher kein Konsulat in Palma, Thüne will ein Büro einrichten. "Ende September soll es so weit sein."
Warum macht Thüne den Ehrenjob seit April, wenn es kein Geld bringt, sondern sogar welches kostet? "Ich möchte den Brasilianern hier helfen. Zum Beispiel jetzt bei der Feier zum Unabhängigkeitstag, die von der ,Asociación Amigos de Brasil en Baleares' veranstaltet wird. Und ich mache gerne etwas Neues. Als Honorarkonsul erlebe ich Dinge, die ich sonst nicht erleben würde. So besuche ich zum Beispiel Brasilianer, die in Palma in Haft sind." Spielt vielleicht auch eine Rolle, dass der Titel positiv für Thünes Business ist? "Ehrlich gesagt glaube ich nicht, dass das große Auswirkungen auf mein Berufsleben hat. Sicher, man lernt neue Leute kennen. Aber ob sich das monetär auswirkt, das kann ich nicht beurteilen." (Aus MM 36/2014)
Programm zum Unabhängigkeitstag
Am Sonntag, 7. September präsentieren sich Mallorcas Brasilianer von 11 bis 24 Uhr im Parc de Mar in Palma. Viele Attraktionen gibt es für Kinder, aber natürlich stehen auch etliche Musikdarbietungen auf dem Programm. Es handelt sich um die zweite "Diada de Brasil" auf der Insel. 2013 waren zu einem etwa zehnstündigen Programm etwa 3000 Gäste gekommen. Info: www.brasilbaleares.com
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