Miquel Lluís Mestre und Melissa del Cerro wollen ab und zu auch mal abschalten.

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Miquel Lluís Mestre ist Psychologe und berät Firmen und Unternehmen zu Fragen, wie sie neue Medien ideal nutzen können. Er bezeichnet sich selbst als „Terabyter“. Melissa del Cerro ist eher mit der Finanzierung dieser Projekte betreut. Nebenbei bloggt sie zum Thema „Umgang mit neuen Technologien” (nolaliesconlastic.com). Die beiden planen ein „analoges Wochenende” in der Finca Son Perot, in der Nähe von Alaró. Ziel des Wochenendes: „Detoxicación digital” – „digitales Entgiften.”

Mallorca Magazin: Warum diese Idee?

Melissa del Cerro: Die Idee ist letztes Jahr entstanden. Gerade weil wir in diesem Bereich arbeiten, ist uns das Konzept des digitalen Entgiftens, das in den USA begonnen hat, aufgefallen. Uns kam die Idee: Warum das nicht auch hier versuchen und die schöne Umgebung der Serra Tramuntana nutzen, um es hier umzusetzen?

MM: Sind Sie selbst betroffen?

Miquel Lluís Mestre: Ich lebe von und für die Technik und trotzdem denke ich, dass man die Grenzen kennen und ab und zu einfach abschalten sollte. Wir möchten nicht in die Diskussion einsteigen: „Was ist normal?” Die Technik an sich ist neutral. Aber wenn jemand, wenn ich mit ihm essen gehe, ständig auf das Smartphone schaut, dann stört es mich auch und dann sage ich auch etwas.

Del Cerro: Wenn wir uns mit Freunden treffen, hat jeder sein Smartphone dabei, abends gehen wir mit dem Laptop ins Bett. Wir möchten versuchen, uns davon etwas zu distanzieren, auch wenn es nur ein paar Stunden sind.

MM: Was machen Sie, was die Teilnehmer alleine nicht machen könnten?

Mestre: Das Besondere an unserem Wochenende ist die „Verbindlichkeit”, die Pflicht, alle digitalen Geräte abzugeben. Sich wirklich darauf einzulassen, ohne Internet-Verbindung zu sein. Zu sehen, ob wir wirklich in der Lage sind, das 48 Stunden durchzuziehen. Wir denken alle, „das kann doch nicht so schwierig sein, komplett ohne Verbindung zu leben”, aber wenn man nachhakt, haben die wenigsten es bisher wirklich ausprobiert und gelebt. Wir bieten alternative Beschäftigungen an, auch um sich abzulenken.

MM: Was meinen Sie mit „Inmadurez digital” – „digitaler Unreife”? Wie hätte der Prozess Ihrer Meinung nach besser voranschreiten sollen?

Del Cerro: Ein ausgewogenes Nutzen der Technik, das wäre für mich „reif“. Das Smartphone ist ja eher ein Spielzeug für die meisten. Niemand hat uns gezeigt, wie wir richtig mit den neuen Medien umgehen sollen.

MM: Wie sieht Ihrer Meinung nach der Trend in der Zukunft aus?

Del Cerro: Die technischen Möglichkeiten werden zunehmen und andere sein. Google-Glass zum Beispiel ist so eine Sache; das könnte sein, dass wir alle damit rumlaufen. Man setzt eine Art Brille auf und kann damit Fotos machen. Die Technologien werden sich noch mehr in unser Leben integrieren. Es werden Zentren entstehen, in denen Leute behandelt werden, die sich gar nicht mehr von der digitalen Welt trennen können.

INFO
An dem „analogen Wochenende” können 20 Personen teilnehmen. Der Preis ist gestaffelt. Bei einer Anmeldung bis zum 15. April kostet es 199 Euro, danach 220 Euro. Mehr Infos unter: desintoxicacion-digital.com

(Das Interview ist Teil des aktuellen Themas der Woche in MM. Den vollständigen Bericht lesen Sie in der jüngsten MM-Ausgabe, erhältlich am Kiosk auf Mallorca, sowie an den Bahnhöfen und Flughäfen in Deutschland; oder auf E-Paper.)

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