Beatriz Delgado und Jürgen Ludwig Prinz zu Hohenlohe beim Gespräch mit MM.

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Ihre Festnahme vor fast genau einem Jahr hatte in Mallorcas High Society für großes Aufsehen gesorgt. Im Dezember wurde das Ehepaar Beatriz Delgado und Jürgen Ludwig Prinz zu Hohenlohe aus der Untersuchungshaft entlassen, jetzt wollten sie gegenüber MM "einige Dinge klarstellen".

Gegen die Spanierin und den österreichischen Adeligen wurde wegen Betrugs in mehr als Hundert Fällen ermittelt. Wegen vermuteter Fluchtgefahr kam es im März 2012 zur Festnahme. Es ging um geplatzte Kredite, die Delgados Firmen European Investment Trust und Balearic Islands vermittelt hatten und um ausbleibende Zinszahlungen, insgesamt mehr als fünf Millionen Euro.

Wie die versprochenen hohen Zinsen von bis zu 15 Prozent erwirtschaftet wurden, darüber möchten beide keine Angaben machen und verweisen auf das laufende Verfahren. "Der Richter bekommt am Donnerstag zirka einen halben Meter entlastende Unterlagen von Frau Delgado. Da an diesem Tag (21. März, d.Red.) Ihr Artikel erscheint, wäre es äußerst ungeschickt, wenn Sie vor ihm Informationen erhielten", teilte Prinz zu Hohenlohe nach dem Interview in einer E-Mail mit. Delgado sagt zu entsprechenden Vorwürfen: "Es gab weder ein Schneeballsystem noch eine kriminelle Vereinigung."

Beide weisen jegliche Schuld von sich. "Es gibt keinen Punkt der Anklage, der bewiesen werden konnte", betont Delgado. Die Tatsache, dass beide nach acht beziehungsweise neun Monaten aus der Untersuchungshaft entlassen wurden, werten sie als Beweis ihrer Unschuld. Letztlich sind sie gegen Kautionen von 60.000 und 10.000 Euro frei gekommen. "Wenn die Sache noch so heiß wäre bei Gericht, kann ich mir nicht vorstellen, dass die Kaution von je 450.000 Euro derart gesenkt worden wäre."

Beatriz Delgado bekräftigt, dass sie trotz Konkurs eine Lösung zur Deckung der Kundenforderungen gefunden hätte, wären sie und ihr Ehemann nicht festgenommen worden. Es habe einen russischen Investor gegeben, der die Verbindlichkeiten der Firma habe übernehmen wollen.

Die Spanierin betont im Laufe des Gesprächs immer wieder, dass sie das Geld für rund 160 Kunden, überwiegend Deutsche und Engländer, nur als Broker "vermittelt" habe, sie habe nie selbst mit Kundengeldern Investitionen getätigt. Ihr Mann erklärt, er sei angestellt gewesen und habe "bei Bedarf mit ihrer Vollmacht Gelder entgegengenommen". Sein Beruf sei Kunstrestaurator, er sei weder Teilhaber des European Investment Trust noch der Balearic Island S.L.

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MM liegt ein Strafantrag dreier Kläger vor, die durch den Anwalt Pedro Munar vertreten werden. Die Vorwürfe lauten auf Betrug und Gebrauchsanmaßung: So hat laut Munar einer seiner Mandanten der Balearic Island S.L. 260.000 Euro gegeben, gegen eine monatliche Zinszahlung. Drei Schecks über vereinbarte Zahlungen seien geplatzt. "Diesem Señor schulden wir nicht einen Cent", hält Beatriz Delgado dagegen.

Auch Hans-Jürgen Heins aus Artà hat sich mit MM in Verbindung gesetzt. Der 75-Jährige erzählt, wie er über den European Investment Trust 2007 für seine Finca einen Hypothekenvertrag bei einer spanischen Bank über 450.000 Euro für einem Zinssatz von 6,5 Prozent abgeschlossen hatte. Die Gesamtsumme war jedoch höher als die Hypothekenlast des Hauses.

Der Clou: 150.000 Euro kamen auf ein Konto, das mit 15 Prozent verzinst wurde. Wie das vonstatten gehen sollte, wusste er nicht, aber: "Das hat mich natürlich gereizt", räumt Heins ein. Zumal ihm und seiner Frau notariell zugesichert worden sei, dass das Geld jederzeit zur Verfügung stünde. Gleichzeitig konnte er von den 15 Prozent die Zinsen für das Darlehen tilgen.

Bis Dezember 2010 funktionierte das auch, dann blieben die Zinszahlungen aus. "Wir wurden immer wieder vertröstet", erzählt er. Auch Prinz zu Hohenlohe habe ihn beruhigt. Dann erfuhr Heins 2011 von dem Konkurs. Seitdem ist der Kontakt abgebrochen. Mittlerweile hat er die Hypothek bei der spanischen Bank mit Hilfe seines Schwiegersohns und seiner Tochter ausgelöst. Der European Investment Trust schulde ihm noch 100.000 Euro, 75.000 von dem Konto, 25.000 Euro an Zinsen.

Warum die Gelder nicht mehr flossen, erklärt Beatriz Delgado so: Schuld sei ein ehemaliger Freund und Kunde, der eine Kampagne gegen sie gestartet habe, weil er Geld wiederhaben wollte, das man gemeinsam in Immobilien investiert habe. Unter anderem habe er Kunden aufgefordert, zu klagen.

Derzeit leben Delgado und zu Hohenlohe nach eigenen Angaben von Sozialhilfe und Arbeitslosengeld, in ihrem Haus dürfen sie wohnen bleiben, nur veräußern dürften sie nichts. Zu Hohenlohe will das Gefängnis verklagen, wegen unterlassener Hilfeleistung. Man habe seine stressbedingte Schuppenflechte nicht richtig behandelt. "Ich habe mir die Haut vom Körper gekratzt", erzählt er.

Die beiden glauben nicht, dass es zu einem Prozess kommen wird. Die Gegenseite geht von einer Verfahrenseröffnung noch in diesem Jahr aus.