Gastgeber der Hafen-Society

Zu den Gastronomen, an die sich viele Insel-Deutsche auch noch Jahre nach deren Abschied erinnern, gehört ohne Zweifel Peter Kroll-Vogel. Seine "Nixe" an der Einfahrt von Port d'Andratx (das heutige "Bridge Port") war viele Jahre ein absolutes In-Restaurant. Im Jahr 2000 übergab Kroll-Vogel die "Nixe" an seinen damaligen Geschäftsführer und sagte Mallorca "Adiós".

 Einige Jahre landete der Bochumer nicht mehr in Palma. Jetzt ist er zurückgekehrt, mietete vor ein paar Wochen eine Wohnung. Nicht in Port d'Andratx, sondern in Peguera. "Ich bin ein geselliger Mensch", so Kroll-Vogel im Gespräch mit MM. Häufig treffen kann man den 65-Jährigen in "Öttes Melody Bar". "Ich glaube, dass ich vom Denken her jung geblieben bin, und ich umgebe mich auch gern mit jungen Menschen."

"So fünf oder sechs Monate pro Jahr will ich künftig auf der Insel verbringen. Ich möchte aber meinen Freundeskreis in Bochum auf jeden Fall aufrechterhalten", verrät der einstige "Nixe"-Wirt, der in Port d'Andratx auch Einrichtungsgeschäfte hatte. Denn das war die ursprüngliche Profession von Kroll-Vogel. Er machte sich als Einrichter einen Namen und handelte mit Antiquitäten.

Anfang der 90er entdeckte Peter Kroll-Vogel Mallorca. Er wollte schon immer mal auf einem Schiff leben. Seine Heimat wurde das Zehn-Meter-Boot "Nixe" im Hafen von Port d'Andratx. "Nixe" - das Boot wie das Lokal benannte er nach einer Yacht des österreichischen Erzherzogs Ludwig Salvator, der auf Mallorca viele Spuren hinterlassen und etliche Schriften über die Insel verfasst hatte. "Ich war der Erste, der sich für sein Werk interessierte", erinnert sich Kroll-Vogel, der eine umfangreiche Sammlung mit Dokumenten des Erzherzogs besitzt.

Als Kroll-Vogel 1994 das Restaurant "Nixe" eröffnete, habe er es leicht gehabt. Schließlich kannte er im Port fast jeden. Auch die Hafen-Prominenz gab sich alsbald die Klinke in die Hand. Udo Lindenberg natürlich ebenfalls. Der Panik-Rocker zählt zu den engsten Freunden Kroll-Vogels und war auch zum Teil schuld daran, dass dieser im Jahr 2000 der Insel den Rücken kehrte. "Udo fragte mich, was ich im Winter eigentlich hier will."

Kroll-Vogel zog nach Hamburg, wohnte zusammen mit seinem Freund im noblen Hotel Atlantic und eröffnete ein Restaurant in bester Lage, direkt am Rathaus. "Um in Hamburg Gastronomie zu machen, da musst du Hamburger sein. Als Ruhrgebietler hast du dort keine Chance." Das Lokal wurde nach eineinhalb Jahren geschlossen. Kroll-Vogel zog in seine Heimatstadt Bochum und lebte fortan als Privatier.

"Hier in Peguera werde ich immer wieder von Leuten auf die früheren Zeiten angesprochen", meint der Ex-Gastronom. Nicht wenige erinnern sich zum Beispiel noch an die Feierlichkeiten zum 50. Geburtstag, als Kroll-Vogel es Anfang '97 mit insgesamt 400 Gästen fünf Tage krachen ließ. Höhepunkt war die Party im damaligen "Pacha" an Palmas Paseo Marítimo, wo Udo Lindenberg seinem Freund ein Ständchen brachte. Gänsehautstimmung.

Eine neue Kneipe aufmachen will Kroll-Vogel auf keinen Fall. "Um Gottes Willen, nein. Gastronom zu sein, das ist ja kein Acht-Stunden-Tag. In der Zeit, als ich die ,Nixe' hatte, habe ich den Rest Europas vergessen. Ich war nicht mehr in Paris, ich war nicht mehr in London."

Genau diese Freiheit aber will sich der 65-Jährige erhalten. Darum, und wegen des Wetters, ist er nach Mallorca zurückgekehrt. Obwohl das Klima beispielsweise in Florida oder in anderen Ecken der Welt noch besser wäre. "Die Flüge sind mir ganz einfach zu weit."