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Einen inselweiten Sturm der Entrüstung - weit über Tierschutzkreise hinaus - hat die "ordenanza BIOB Nº 100" vom 12. Juli 2012 der Gemeinde Capdepera ausgelöst. Auf dreisprachigen Schildern, auch in Deutsch, ist da zu lesen: "Es ist verboten und wird bestraft mit Bußgeld von 60 bis 750 Euro: die Tiere zu füttern auf Straßen oder öffentlichen Plätzen ohne Genehmigung. Wir erinnern Sie, dass Ihr Verhalten eine Plage verursachen kann."

Eva Helfer aus Capdepera fühlt sich "rund 35 Jahre zurückversetzt, als noch solche Zustände von hungernden und streunenden Katzen herrschten - ohne Geburtenkontrolle". Wie sie betonen alle Tierschützer einvernehmlich eine Maxime: "Für uns steht nicht das Füttern an erster Stelle - was aber zu einer Kontrolle gehört -, sondern die Kastration und tierärztliche Betreuung."

Maxi Lange von Baldea, dem Dachverband der balearischen Tierschutzvereine, unterstreicht diesen Punkt noch einmal: "Wenn jemand anfängt eine Katze zu füttern, muss er auch dafür sorgen, dass das Tier - etwa mit Hilfe eines Tierschutzvereins - eingefangen und kastriert wird." Das übergeordnete Ziel: Kontrolle. Die große Zahl frei lebender Katzen auf der Insel lasse sich einzig durch "kontrollierte Kolonien" in den Griff bekommen.

Um auf diesem Gebiet mit den politisch Verantwortlichen an einem Strang zu ziehen, haben sich Vertreter von Baldea und dem örtlichen Tierschutzverein bereits Anfang dieser Woche mit Vertretern der Gemeindeverwaltung von Capdepera zusammengesetzt. Und man ist sich tatsächlich ein gutes Stück entgegengekommen.

Albert Llull, verantwortlicher Dezernent im "Departamento de Medio Ambiente"", betont gegenüber MM, dass man Wert auf eine Kooperation mit Tierschützern und -ärzten lege, um das Straßenkatzen-Problem in der Gemeinde nachhaltig zu bewältigen: "Das Bußgeld ist eher ein formaler Aspekt, der grundsätzlich mit einer Verordnung einhergeht."

Entscheidend für die Aufstellung der Verbotsschilder sei die Tatsache gewesen, das vor allem (deutsche) Touristen - sicher "gut gemeint", aber leider sehr kontraproduktiv - frei lebende Katzen hier im Sommer massiv mit Futter versorgt hätten: "Und im Winter haben die Tiere, deren Zahl dadurch noch steigt, dann ein großes Nahrungsproblem."

Beamte der Guardia Civil etwa hätten die Urlauber auch immer wieder auf diese Problematik angesprochen: Genutzt habe es wenig. Die Schilder, so Albert Llull, sollten der Forderung "Füttern - nein danke!" Nachdruck verschaffen. Wie die Tierschützer ist aber auch der Umweltdezernent der Meinung, dass sich das Problem nur in Zusammenhang mit systematischen Kastrationsaktionen lösen lasse.

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Deshalb werden die Verbotsschilder demnächst einen zusätzlichen Verweis auf die Homepage des Rathauses enthalten, wo sich Tierfreunde - statt zu füttern - informieren und erfahren können, an welche Tierschutzstellen sie sich am besten wenden, um mit ihnen gemeinsame Abhilfe zu schaffen. Entsprechende Vorbereitungen laufen, man hoffe, so Albert Llull, dass die neuen Schilder Mitte Dezember aufgestellt werden können.

Bislang habe das Thema "Kastrationsaktionen" oft zu "Scheuklappen" geführt, so Tierschützerin Lange, weil man - gerade in Zeiten der Krise - die Kosten fürchtete. Aber: "Wenn der Mensch schon in die Natur eingreift, dann richtig", findet sie: "Prophylaxe ist langfristig deutlich günstiger als Füttern."

In der Gemeinde Calvià, wo sie sich auch im Tierschutzverein "SOS Animal" engagiert, habe man in den vergangenen zwölf Jahren jährlich mehrere Hundert Katzen kastriert - und dabei viel über die Vorzüge "kontrollierter Kolonien" gelernt: "Sie sollten so klein wie möglich gehalten werden. Ihr wichtigstes Ziel: Das Wachstum der Population durch systematische Kastration verhindern und kastrierte Tiere mit einer Markierung im Ohr vor einem zweiten Einfangen bewahren. Kranke Tiere werden tierärztlich behandeln, schwerkranke notfalls eingeschläfert."

Zudem erinnert die Tierschützerin daran, dass es in südlichen Ländern immer Straßenkatzen gegeben habe: "Ohne sie möchte man sich die Mäuse- und Rattenplage lieber gar nicht erst vorstellen." Ein "Aushungern" aber sei nicht nur "inhuman", sondern auch kontraproduktiv, betont auch Petra Steiner von Baldea: "Nicht füttern oder gar das noch immer verbreitete Vergiften führt nur zu trügerischen kurzfristigen Lösung. Die Katzenpopulation erholt sich dann sogar noch schneller."

Deshalb ist Baldea unermüdlich dabei, sein "Kastrationsmobil" auszustatten. Nur: Das technische Gerät allein reicht nicht. Dringend gesucht werden noch Sponsoren, um die Tierärzte bezahlen zu können.

Auch Tierärztin Jeanette Haug in Cala Rajada engagiert sich seit Jahren für "kontrollierte Katzenkolonien". Mit Hilfe von Spendengeldern und einem regelmäßigen Praxisfest - zu dem sie in diesem Sommer auch den Bürgermeister von Capdepera eingeladen hatte - werden die Kastrationen finanziert.

Kooperation mit dem Rathaus: So lautet auch das Erfolgsrezept des Tierschutzvereins "Amics dels Animals d'Esporles". Dank des ehrenamtlichen Einsatzes von Helfern wie Karin Jonas funktionieren die kontrollierten Futterstellen hier prima und sind zudem kaum sichtbar im Ort: "Die Tiere werden hier systematisch erfasst und kastriert." Die Folge sei ein Zusammenleben von Zwei- und Vierbeinern, von dem beide profitierten, sagt Karin Jonas: "Ein win-win-Prinzip".