Und manchmal auch liebevoll den "Mallorca-Pfarrer". Wenn im Sommer die Alemanes auf die Insel schwärmen, fliegt er in entgegengesetzte Richtung - und das seit nunmehr 47 Jahren. 1965 kam er zum ersten Mal nach Deutschland, nur rund einen Monat nach seiner Priesterweihe, und seine erste Station hieß Münster. Er wollte seine Sprachkenntnisse vertiefen, hatte er zuvor doch die "Deutsche Akademie" gegründet - denn ihm war damals schon klar, welche Bedeutung der deutsche Tourismus einmal für die Insel haben würde.
Seither reist er jeden Sommer - heute meist zwei Monate, im Juli und August - nach Deutschland, um hier urlaubende Pfarrer zu vertreten. Einen Monat, so der Domkapitular, nimmt er dafür seinen Jahresurlaub, die andere Hälfte entsteht durch die freien Tage - "Einen pro Woche" -, auf die er dafür verzichtet.
Geboren wurde der Geistliche in Lloseta am 23. August 1940 - als eines von sechs Kindern -, seine Geschwister leiten heute die bekannte Wanderschuhfabrik "Bestard". Und da sein Geburtstag im August liegt, "habe ich ihn in den letzten 47 Jahren nie hier gefeiert", wie er lächelnd gesteht.
Diesen Sommer wie schon oft zuvor vertrat der diplomierte Theologe und promovierte Soziologe seinen deutschen Amtskollegen in Köln. Den Pfarrer dort kennt er bereits seit seinen Studienjahren 1966/67 in Rom. 33-mal ist er schon in Köln gewesen, man ist einander freundschaftlich verbunden, und gern beginnt Joan Bestard Comas seine deutsche Predigt mit den Worten: "Ich bin wieder da."
Als Seelsorger, erzählt er, erlebe er in Deutschland die gleichen Nöte wie hier: "Wir sind Europäer." Was in heutigen Zeiten notwendiger denn je sei? "Solidarität", antwortet er ohne zu zögern. "Kein falsches Mitleid, sondern Mut und Entschlossenheit, denen zu helfen, die in Not sind."
Als Tourismus-Beauftragter der Diözese hat er auf Mallorca oft mit ausländischen, darunter vielen deutschen Besuchern zu tun, mit den deutschen Pfarrern hier steht er in regem Austausch. Auch Bundeskanzlerin Angela Merkel hat der Domkapitular schon durch die Kathedrale von Palma geführt - 2008 bei ihrem Gipfeltreffen mit Spaniens Ex-Regierungschef Zapatero.
Gottesdienst, Seelsorge, Taufen, Trauungen, Trauerfeiern: Auch in Deutschland hat Joan Bestard Comas als Pfarrer viel zu tun. Und: "Ich schreibe dort oft an meinen Büchern", verrät er. 17 Werke hat er insgesamt verfasst, zu ethischen, sozialen und religiösen Themen, zudem schreibt er regelmäßige Kolumnen für spanische Zeitungen (unter anderem für "Ultima Hora"). Auch durch Beiträge beim Hörfunk - unter anderem bei "Radio National de España" - ist er landesweit bekannt.
An den Deutschen liebt Joan Bestard Comas vor allem ihr "Organisationstalent und ihre Kultursensibilität für Musik, Theater, Oper". Und: "Vielleicht anfangs etwas zurückhaltend, aber wenn man sie zum Freund hat, sind sie treu." Umgekehrt könnten sich die Alemanes von den Spaniern etwas Spontaneität abgucken: "Und ihre Liebe zur Familie."
Sein Flugticket für den nächsten interkulturellen Austausch hat er bereits in der Tasche: Palma - Köln, am 4. Juli 2013.
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