Wegen eines Vortrags vor Apothekern nach Mallorca gekommen: Urs Meier im Hof des Dorint-Hotels in Camp de Mar.

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"Als Andrea und ich vor vier Jahren zusammengekommen sind, haben wir festgestellt, dass wir einen gemeinsamen Traum haben: am Meer zu leben." Jetzt wollen der frühere Fußball-Schiedsrichter Urs Meier und seine Frau das Vorhaben in die Tat umsetzen. "Wir planen unseren Umzug nach Mallorca. Im Februar oder März soll es so weit sein."

Vergangene Woche schaute sich das Paar Häuser an. Man will erstmal etwas zum Mieten, späterer Kauf nicht ausgeschlossen. "Vielleicht bietet uns ja jemand, der den Artikel liest ein Traumhaus mit Meerblick an", meint Meier und lacht. Südwesten bevorzugt - schon allein, weil die zwölf Jahre alte Tochter Lara (stammt aus einer früheren Beziehung von Andrea) voraussichtlich die Agora-Schule in Portals Nous besuchen soll.

Am Meer wohnen, das ist vielerorts möglich. Dass gerade Mallorca zum Lebensmittelpunkt werden soll, liegt nicht nur daran, dass Meier die Insel seit 30 Jahren von etlichen Besuchen kennt. Es hat auch strategische Gründe. Denn Meier, der bei Zürich lebt, hält Vorträge. "60- bis 80- mal pro Jahr fliege ich nach Deutschland." Und das geht von Palma aus genau so gut.

Ein Vortrag bot auch den Anlass für den Kurzbesuch auf der Insel in der vergangenen Woche: Die Pharmazeutische Zeitung und das Unternehmen Lauer-Fischer (Apothekensoftware) hatten den 52-Jährigen als Stargast für einen Managementkongress im Dorint-Hotel in Camp de Mar verpflichtet. "Ich spreche über Parallelen zwischen der Welt des Fußballschiedsrichters und der Wirtschaft, ich wende mich an Führungspersönlichkeiten. Es geht darum, Entscheidungen zu treffen, auch mit Fehlentscheidungen umgehen zu können."

Eine der Kernaussagen von Meier, der 2004 sein letztes Fußballspiel leitete: "Keine Entscheidung ist auch eine Entscheidung. Wir sind nicht nur verantwortlich für das, was wir tun, sondern auch für das, was wir nicht tun." Meier, der 2008 das Buch "Du bist die Entscheidung" veröffentlicht hat, will die Persönlichkeitsmerkmale, die ein guter Schiri braucht, in die Wirtschaft übertragen. "Dass man Menschen mögen muss, dass man Durchsetzungsvermögen braucht und echt sein muss ..."

Der Eidgenosse hat als Schiedsrichter fast alles erreicht. Er war WM- und EM-Teilnehmer, pfiff ein Champions-League-Finale. Erfolge, die er schon als Jugendlicher ins Auge gefasst hatte. Als Fußball-Nachwuchs war er durchschnittlich. "Mit 14 erkannte ich, dass mein Talent nicht reicht für das, was ich wollte. Ich wollte an die Spitze. Nicht vor 3000 Leuten spielen, sondern vor 50.000 oder 60.000." Also sattelte Meier auf die Schiedsrichterei um ...

Sind nicht viele Schiedsrichter private Pantoffelhelden, die sich freuen, beim Sport andere Menschen maßregeln zu können? "Ich hoffe nicht, dass es so viele sind. Die pfeifen nicht oben und gehen von einem falschen Grundkonzept aus. Ich habe es nie als geil empfunden, Macht auszuüben. Das war für mich nie ein Thema."

Fernseh-Deutschland kennt Urs Meier als ZDF-Experten. Auch bei der bevorstehenden EM in Polen und der Ukraine kommt er wieder zum Einsatz. Die TV-Präsenz ist hilfreich für den Job als Vortragsredner. "Sicher. Aber man kann nicht vor 500 Leuten stehen und Blabla reden. Eigentlich verkaufst du dich immer wieder neu. Wenn du Leistung bringst, dann gibt es neue Aufträge, wenn du langweilig bist, dann nicht. Da kannst du dann noch so präsent im TV sein."