TW
0

Trauer und Klamauk - Thema der Woche, weitere Artikel in der Printausgabe der Zeitung.

Vor drei Wochen liefen Zombies durch Inca. Keine echten natürlich, wie in den Kinofilmen, aber eben doch eine Gruppe schauerlich geschminkter, junger Leute, die beim Festival "Mallorca Fantástica" durch die Straßen wandelten. Das mag auch als kleiner Vorgeschmack auf die anstehenden Partys und Veranstaltungen gelten, die nun am Wochenende zum Halloween-Fest am 31. Oktober anstehen. Seit gut zehn Jahren greift der aus den USA stammende Brauch in seiner modernen Ausprägung in Europa und auch auf Mallorca immer weiter um sich.

Beispiele gefällig? Das Palma-Aquarium an der Playa veranstaltet eine Nacht des schönen Schauders, bei der Kinder im Alter von sechs bis 16 Jahren als Hexen, Teufel und Monster verkleidet zwischen den Haifischbecken toben und schlafen können.

So mancher Gastronomiebetrieb staffiert sich mit Spinnweben und schwarzem Tüll aus, um seine Gäste auf Halloween einzustimmen. Restaurants nehmen Kürbisgerichte auf die Menü-Karte, Diskotheken und Bars garnieren sich mit Skeletten, Nebelschwaden und ausgehöhlten Kürbissen, während die Gäste verkleidet als Geister, Gespenster und Gruselgestalten antanzen. Fasching im Herbst.

Auch Hotels machen den Reigen mit. Das Esperanza Playa im Norden der Insel organisiert ein Halloween-Fest für die ganze Familie. Der Renner bei den Jüngsten sind in diesem Jahr allerdings weder Hexen noch Graf Draculas Erben. Sie haben nach dem Hype um den Hollywood-Teenie-Schwulst "Twilight" samt seinen küssenden und kämpfenden Vampiren und Werwölfen ein wenig ausgedient. Stattdessen sind Zombies auf dem Vormarsch, dank der auch in Spanien angelaufenen US-Staffel "The Walking Dead", die sich zu einem Publikumsmagneten entwickelt hat.

Der Halloween-Klamauk um Tod und Teufel hat eine starke kommerzielle Prägung. Diese ähnelt von ihrer Intensität her einer anderen Totengedenkveranstaltung - Allerheiligen, ein traditioneller Feiertag in katholisch geprägten Ländern. Speziell in Spanien verwandeln sich zu diesem Tag die Friedhöfe in ein farbenfrohes, duftendes Blumenmeer. Zu Tausenden ziehen die Menschen zu den Nischen und Grüften, um die Gräber ihrer Angehörigen zu schmücken. Zu keinem anderen Fest machen die Blumenläden in Spanien so viel Umsatz wie zu "Todos los Santos".

Halloween und Allerheiligen, beide Feste haben einen gemeinsamen Nenner: Im Jahre 835 verlegte Papst Gregor IV. das Gedenkfest für alle Heiligen und christlichen Märtyrer vom 13. Mai auf den 1. November. Mallorcas deutschsprachiger katholischer Pfarrer Peter Wehr sieht dies im Zusammenhang mit der damaligen Mission in Nordeuropa. Die dortigen Kelten hingen dem Glauben an, dass in der Nacht vom 31. Oktober zum 1. November die Toten des Jahres auferstehen würden, um ihre Wanderung in die Ewigkeit anzutreten. Sie entzündeten Feuer, um ihnen Orientierung zu bieten. Die Katholische Kirche vereinnahmte das heidnische Fest ("Inkulturation") und behielt einzelne Elemente bei. Das Gedenken der Kelten an ihre Toten wurde von den Christen über Allerheiligen und Allerseelen (am 2. November) übernommen, in Form von Friedhofsbesuchen und entzündeten Kerzen, damit den Verstorbenen "das ewige Licht leuchten möge".

Allerdings sind die Allerheiligen-Feiern in den mediterranen Ländern deutlich weniger besinnlich und still. "Ich denke", sagte Wehr, "dass die Schwere des Totenkultes der Kelten im christlichen Raum Nordeuropas mehr Nachhall gefunden hat als im Süden." Möglich, dass auch das Klima den Unterschied der Feiern zwischen Nord- und Südeuropa mitprägte. "Es gibt in Deutschland Novemberstimmungen, die wir hier so nicht haben."