Wie viele wunderbare Songs, alte wie neue gibt es, die das herrliche Sommerleben und die Leichtigkeit beschreiben, die dieser Jahreszeit zugesprochen wird. „Summertime and the living is easy…«, „Walking on sunshine«, „Here comes the sun«. Ich würde im Augenblick eher den Mädels von Bananarama folgen, die schon 1983 über den „Cruel Summer« sangen und mächtig ins Schwitzen kamen. Ganz ehrlich: Mir reicht es schon wieder mit der Hitze. Ich habe das Gefühl, dass mein Hirn weich wird und ich kaum noch einen klaren Gedanken fassen kann. Zumindest außerhalb meiner Praxis, die mit 26 Grad angenehm temperiert ist. Darum bin ich auch dazu übergegangen, meine Kolumnen in der Mittagspause oder nach Feierabend zu schreiben. Alles andere wäre undenkbar.
Im Grunde kann ich mich nicht beklagen. Meine Wohnung verfügt zwar nicht über eine Klimaanlage, aber es weht ständig ein Lüftchen und dieses kühlt die Räume ein wenig. Aktuell fühlt es sich allerdings eher nach Hochleistungsfön an und die heiße Luft macht alles eher noch schlimmer. Ich kann über die Straße gehen und bin schon am Meer. Theoretisch könnte ich mich also früh am morgen oder nach der Arbeit ganz leicht abkühlen und erfrischen. Wären da nicht erstens die furchtbar vielen geankerten Boote, die einem das Gefühl geben, auf dem Parkplatz von Carrefour zu stehen und zweitens die aktuellen Wassertemperaturen von gefühlt 42 Grad (vermutlich sind es knapp 30 Grad, ich neige bei der Hitze zu Übertreibungen).
Ich höre Sie schon sagen, warum lebt sie dann auf Mallorca, wenn es ihr zu heiß ist. Ja, sie haben recht. Das ist wirklich jammern auf hohem Niveau. Schließlich sind Luft- und Wassertemperatur in ein paar Wochen wieder deutlich angenehmer und auch die übermäßig vielen Boote werden dann wieder verschwunden sein. Trotzdem tut es manchmal gut, sich zu beklagen und alles rauszulassen, was einen gerade belastet. Dies gilt selbstredend nicht nur für schwierige Wetterlagen.
Dass die Hitze große Auswirkungen hat auf Körper und Psyche ist mittlerweile kein Geheimnis mehr. Auch der Eindruck, dass die Menschen mit steigenden Temperaturen aggressiver werden, ist kein Ammenmärchen. Bis zur individuellen Wohlfühltemperatur wird Wärme als angenehm empfunden und wirkt positiv auf Körper und Gemüt. Steigt die Temperatur dann aber weiter und bleibt das Thermometer auch nachts so hoch, dass ein entspanntes Schlafen nicht mehr möglich ist, werden wir immer gereizter, angespannter und dann auch aggressiv. „Zeit online« schreibt dazu: „Hitze versetzt Körper und Geist in einen Ausnahmezustand. Der Flüssigkeitshaushalt gerät durcheinander, das Herz pumpt sich zu Höchstleistungen und die Lunge ächzt unter zunehmenden Schadstoffen in der Luft. Menschen neigen vermehrt zu Aggressionen und die Zahl von Gewalttaten steigt, weil der sprichwörtlich kühle Kopf fehlt.« Weiter heißt es: „Weil Hitze nicht nur dem Körper, sondern auch der Psyche zusetzt, ist eines besonders wichtig: „Wir müssen an heißen Tagen auch auf Menschen mit psychischen Vorerkrankungen besonders Acht geben.» Ihr psychischer Zustand sei in solchen Ausnahmesituationen besonders fragil und verschlechtere sich oftmals. Einige Studien deuten sogar darauf hin, dass das Suizidrisiko an heißen Tagen ansteigen könnte.«
Wie können wir nun Gesundheitsrisiken meiden? In einem sind sich viele Mediziner einig: Mit am wichtigsten ist es, Hitze überhaupt als mögliche Gesundheitsgefahr wahrzunehmen und darüber aufzuklären. Erst dann ergibt es Sinn, mögliche Vorsichtsmaßnahmen zu thematisieren.
Besonders wichtig ist es, körperliche Anstrengungen weitestgehend zu vermeiden und sich bevorzugt im kühlen Schatten aufzuhalten. Wenn Sie den Schatten verlassen, sollten Sie neben leichter, luftdurchlässiger Kleidung auch eine Kopfbedeckung tragen. Im Restaurant ist es ratsam, statt fettiger Bratkartoffeln eher einen leichten Salat mit etwas Brot zu bestellen. Das Wichtigste überhaupt ist, ausreichend zu trinken – aber bitte keinen (oder nur sehr wenig) Alkohol, da dieser den Körper zusätzlich entwässert. Insbesondere ältere Menschen sollten ihren Flüssigkeitshaushalt genau beobachten. Kleinere Kinder benötigen Unterstützung und Motivation zum Trinken, da ihr Durstgefühl noch nicht richtig ausgebildet ist. Hier auf Mallorca gibt es die Möglichkeit, an verschiedenen Stellen kostenlos seine Trinkflaschen aufzufüllen. In Palma gibt es derzeit über 50 Wasserspender (Stand 2023), die über die Stadt verteilt sind und kostenlos per Knopfdruck Trinkwasser liefern. Die App Best Water, Best Palma nutzt Ihren Standort und zeigt den nächsten Wasserspender. Allerdings gibt es unterschiedliche Modelle, einige bieten einen direkten Wasserstrahl zum Trinken, andere sind für Vierbeiner gedacht. Die App zeigt leider nur den Standort, nicht aber die Art des Wasserspenders.
Dass weder Kinder noch Tiere allein im Auto zurückgelassen werden dürfen, auch nicht für ein paar Minuten, ist mittlerweile wohl jedem klar. Um die Wohnung einigermaßen kühl zu halten, lüften Sie die Innenräume nachts oder frühmorgens, halten tagsüber die Fenster geschlossen und (wenn möglich von außen) verschatten, etwa mit Jalousien. Hier können wir sehr viel von unseren spanischen Gastgebern lernen. Ist es nicht möglich, die Wohnung kühl zu halten, dann kühlen Sie sich selbst. Das geht zum Beispiel über eine lauwarme Dusche, oder Sie lassen einfach (falls vorhanden) ein wenig lauwarmes Wasser in die Badewanne und steigen alle drei Stunden mal für ein paar Minuten hinein. Übrigens ist auch ein Fußbad in einem kleinen Eimer oder einer kleinen Schüssel unter dem Schreibtisch eine willkommene Erfrischung.
Zu guter Letzt kann ich Ihnen noch empfehlen, alles etwas langsamer anzugehen. Je weniger Sie sich anstrengen, umso weniger schwitzen Sie. Vermeiden Sie unnötige Belastung, reduzieren Sie Ihre sportlichen Aktivitäten auf ein für Sie vernünftiges Maß und vermeiden Sie auf jeden Fall die Mittagshitze, die sich hier auf Mallorca übrigens etwas anders darstellt. Die größte Hitze gibt es hier meistens zwischen 14 und 17 Uhr. In diesem Sinne.
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