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War die Reisewarnung wirklich notwendig? Geht man nach den nackten Zahlen, ja. In diesem Fall war es richtig, für ganz Spanien Alarm zu schlagen. Schon länger liegt die Sieben-Tage-Inzidenz bei deutlich mehr als 50 Corona-Fällen pro 100.000 Einwohner, sowohl im landesweiten Schnitt als auch auf den Balearen. Und dennoch: Dass die deutschen Behörden im Falle von Mallorca nicht mit ein wenig mehr Empathie vorgegangen sind, erstaunt. Erstens, weil auf der Insel insbesondere Palma, kaum aber der ländliche Raum betroffen ist – vielleicht hätte es auch eine Reisewarnung nur für die Inselhauptstadt getan.

Zweitens, weil Deutschland mit Mallorca deutlich enger verbunden ist als mit anderen Gegenden Spaniens – Millionen von Bundesbürgern lieben und schätzen die Insel, verbringen hier Jahr um Jahr eine unbeschwerte Zeit, kommen immer wieder aufs Neue zurück oder werden hier sogar ganz sesshaft. Und nicht zuletzt drittens: Weil die Insel in den vergangenen Monaten hervorragende Arbeit geleistet hat. Exzellente Hygienekonzepte in den Hotels, ein Pilotprojekt, das man durchaus als „Coup” bezeichnen kann und bei dem sich die Region zu allererst den Deutschen geöffnet hat, noch bevor die eigenen Landsleute vom Festland kommen durften – ein Treuebeweis! Darzulegen, dass man diese Gesichtspunkte zumindest abgewogen hat, wäre schön gewesen. Stattdessen holen deutsche Politiker und selbsternannte Gesundheitsexperten Tag für Tag das alte Bild von wilden Partys am Ballermann heraus, jener Feiermeile, die doch seit Monaten brach liegt. Es ist erschreckend, dass sie blind glauben, was deutsche Boulevard-Zeitungen berichten.

Mallorca holt hier leider der eigene Ruf ein, was zu einem ziemlich unwürdigen Spektakel führt. Ein wenig mehr Fingerspitzengefühl wäre angebracht gewesen. Denn wer Ruhe sucht, auf die Hygiene achtet und Menschenansammlungen meidet, kann auf Mallorca auch jetzt noch einen schönen und sicheren Urlaub verbringen. Vielleicht wesentlich entspannter als an überfüllten Alpenseen oder dicht gedrängt am Nordseestrand.