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Die Abwägung zwischen dem Schutz wirtschaftlicher Interessen einerseits und dem der Bevölkerung vor Infektionen mit dem neuartigen Coronavirus andererseits wird auf Mallorca immer mehr zum schwierigen Spagat. Auf der einen Seite sieht man die steigenden Fallzahlen in Katalonien – eine Region, mit der die Balearen sprachlich, wirtschaftlich und allein schon wegen der zahlreichen täglichen Flugverbindungen eng verflochten sind. Da liegt der Gedanke nahe, dass in den kommenden Wochen möglicherweise zahlreiche Fälle von dort nach Mallorca „eingeschleppt” werden. Auf der anderen Seite sieht man aber auch, welchen dramatischen Schaden der Lockdown auf der Insel angerichtet hat. Hotels öffnen erst gar nicht, Geschäfte sind pleite, Tausende Arbeitnehmer in Kurzarbeit.

Es ist deshalb wichtig, bereits jetzt einen Plan für eine „zweite Welle” zu haben, wenngleich die WHO diesen Begriff vermeidet und lieber von einer andauernden „Pandemie mit Schwankungen” spricht. Die Wirtschaft auf der Insel braucht die Sicherheit, dass alle Maßnahmen getroffen werden, um einen zweiten Lockdown zu verhindern und die Bürger brauchen die Sicherheit, dass alles zum Schutz ihrer Gesundheit getan wird. Mit der hohen Testquote, der großen Zahl an Kontaktermittlern und den gut funktionierenden Gesundheitskontrollen am Airport sind die Inseln hier schon gut aufgestellt. Gleichzeitig sollten sich die EU-Länder auf diplomatischer Ebene um Lösungen für den länderübergreifenden Verkehr bemühen, ehe man wieder im Rahmen von Nacht-und-Nebel-Aktionen Grenzen schließt und unübersichtliche Quarantäne-Regeln schafft.

Zuletzt liegt es natürlich auch an uns selbst. Wir sollten uns fragen: Muss ich wirklich in die Disco gehen? Müssen wir uns in Großgruppen am Strand treffen? Kann man nicht auch zu zweit, zu dritt oder zu viert und unter Einhaltung der Corona-Schutzregeln einen schönen Sommerabend genießen? Die jüngst sich verbreitende Sorglosigkeit, insbesondere unter jungen Menschen, ist eine Gefahr, die unterbunden werden muss. Im Notfall durch die Staatsmacht.

Autor: Patrick Czelinski