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Als Gentrifizierung bezeichnet man den sozioökonomischen Strukturwandel großstädtischer Viertel durch eine Attraktivitätssteigerung zugunsten zahlungskräftigerer Eigentümer und Mieter und deren anschließenden Zuzug. Damit verbunden ist oft der Austausch ganzer Bevölkerungsgruppen. Besser kann man die Entwicklung von Santa Catalina nicht beschreiben.

Sicher, der Wandel hat dem einst armen Fischerviertel, das auch für den Drogenhandel bekannt war, grundsätzlich gutgetan. In dem Barrio hat sich eine lebhafte Bar-, Café- und Gastroszene angesiedelt, die (vergleichsweise teure) Markthalle ist zum Hotspot für Gourmets und Schaumweinfreunde geworden, von der Verbesserung der Bausubstanz und den unzähligen Renovierungen gar nicht erst zu sprechen. Gleichzeitig aber hat die Aufwertung des Quartiers einen Segregationsprozess in Gang gesetzt, der ihm nach und nach seinen Charme von einst zu nehmen droht. Die Zeiten, in denen Einheimische und Zugewanderte Tür an Tür lebten und Eck-Kneipe und Schlemmertempel in friedlicher Koexistenz hungrige Mäuler stopften, sind vorbei. Santa Catalina ist heute vor allem eines: teuer! Die Mieten sind für Einheimische ebenso wie für Zugezogene mit „normalem” Einkommen kaum noch bezahlbar, von den Kaufpreisen ganz abgesehen. Die Preissteigerungen sind dabei nicht auf den Zuzug alleine zurückzuführen, auch die Immobilienspekulation hat zu einer extremen Teuerung geführt, und dabei sind zahlreiche Häuser und Wohnungen in der Hand ausländischer Besitzer nur wenige Wochen im Jahr bewohnt – es ist verständlich, dass das viele mallorquinische Einwohner wütend macht, die abwandern mussten und müssen. Wütend machen übrigens auch die Unsummen, die man mittlerweile in manch einem Lokal für einen Teller Nudeln, ein Stück Fleisch oder ein paar „Tapas” hinlegen muss. Ja, das sind die Gesetze der freien Marktwirtschaft – dem Viertel aber wird diese Situation auf Dauer nicht guttun. Denn so wird irgendwann selbst die zahlungskräftigste Klientel abwandern und sich neue, hippe Barrios suchen. Die Frage wird dann sein, was vom In-Viertel übrig bleibt.

Autor: Patrick Czelinski