TW
0

Am Samstag tobt in Palma die Nit de l’Art, der in dieser Ausgabe auch ein Special gewidmet ist. Zehntausende flanieren dann durch die Innenstadt. Sie suchen längst nicht nur Bilder und Skulpturen (die angesichts der vielen Menschen manchmal kaum noch zu sehen sind). Sie suchen Unterhaltung, Freunde, Bars und Restaurants – die „Nacht der Kunst” ist zu einem Volksfest mutiert. Oder muss man sagen verkommen? Die Kunst-Puristen rümpfen die Nase ob des „Fira”-Ambientes. Aber dazu gibt es keinen Anlass. Das Publikum ist ein Gradmesser des Erfolgs. Ebenso wie die Tatsache, dass viele Institutionen und Unternehmen als Trittbrettfahrer dabei sind. Die Nit schafft es, Menschen in Ausstellungen zu locken, die sonst das ganze Jahr über keine Galerie betreten. Gleichwohl ist es dem Galeristen-Verband nicht zu verübeln, wenn er etwas auf Distanz geht zum Trubel und recht puristisch daherredet. Das Beharren auf künstlerischen Kriterien liegt nicht nur im ureigensten Interesse des Verbandes, sondern dient langfristig auch der guten Sache. Apropos langfristig. Mehr als 20 Jahre waren vonnöten, um die Nit zu dem zu machen, was sie heute ist, Kursänderungen inklusive. Wenn am Samstag die Massen strömen, haben die Kunstprofis ihren Job längst getan – die Aufteilung auf mehrere Tage war eine kluge Entscheidung. So ist beides unter einen Hut zu bekommen – der Qualitätsanspruch und das Volksfest. Erfolg ist anziehend. Im Schlepptau der Kunstnacht kommt nächste Woche die erste Biennale in die Stierkampf-arena, und auch eine neue Kunstmesse soll – nicht ganz zufällig – in diesen Tagen promotet werden. Zuviel der Kunst? Kann es eigentlich gar nicht geben. Es wird aber auch eine Kunst sein, diese Events erfolgreich zu etablieren. Neben einem langen Atem werden die Macher gute Kontakte und noch bessere Sponsoren benötigen. Möge die Übung gelingen. Aber jetzt erst mal viel Spaß bei der 22. Nit de l’Art in Palma! Lassen Sie sich treiben. Ein Tipp für alle, bei denen die Kunst dabei zu kurz kommt: Die meisten Ausstellungen sind noch länger zu sehen. Autor: Bernd Jogalla