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Die Bewegung für ein unabhängiges Katalonien – oder gar Mallorca – agierte auf der Insel lange Zeit unterhalb der Wahrnehmungsgrenze. Jetzt vereinen die Puigdemont-Fanclubs auf ihren Demos in Palma schon mal Hunderte, wenn nicht gar Tausende. Und der Besuch des Staatsoberhaupts wird wegen möglicher Ausschreitungen zu einem Risikoakt. Die immer noch vergleichsweise harmlose Entwicklung auf den Balearen ist ein Spiegelbild der konfliktgeladenen Stimmung in der Nachbarregion auf dem Festland. Hier wie dort huldigen die Separatisten jetzt ihrem Märtyrer Carles Puigdemont. Dabei sind sich die internationalen Beobachter einig, dass der ein eher mittelmäßiger Politiker ist. Aber er kann sich stets darauf verlassen, dass der spanische Staat in Form von Politik und Justiz zum richtigen Zeitpunkt das Falsche tut. Puigdemont befand sich in Belgien schon auf dem medialen Abstellgleis, als er durch die Festnahme in Deutschland eine neue Welle der Popularität erfuhr. Der ganze Katalonienkonflikt ist das Ergebnis einer Aneinanderreihung von politischen Fehlentscheidungen. Zur Politik müssen Zentralstaat und Katalanen auch wieder zurückkehren, denn der Konflikt ist nicht durch Richter zu lösen, auch wenn die Strafverfolgung der Revoluzzer juristisch angezeigt sein mag. Die heutige Ausgangslage: Katalonien ist in zwei gleich starke Lager gespalten, und viele Separatisten sehen sich an einem „Point of no return”. Sie sollten endlich einsehen, dass sie nicht der Hälfte der Bevölkerung eine Republik Katalonien aufzwingen können, und das auch noch auf illegalen Wegen. Im Gegenzug muss Madrid anerkennen, dass man den Willen der anderen Hälfte Kataloniens nicht weiter ignorieren kann. Der Ton wird immer rauer. Es ist an der Zeit, in einen Dialog einzutreten. An dessen Ende wird im günstigsten Fall ein neu geordnetes Spanien stehen – mit deutlich mehr Autonomie für die Regionen. Es bleibt eine Herkulesaufgabe, die nur mit neuen Köpfen zu schaffen ist – in Madrid und in Katalonien. Autor: Bernd Jogalla