"Mallorca hat doch auch viele schöne Ecken", sagen Insel-Urlauber gerne, um deutlich zu machen, dass sie mit Sangria-Eimern und bunten Strohhalmen nichts am Hut haben. Nur sind all diese "schönen Ecken" schon lange kein Geheimtipp mehr. Ganz im Gegenteil, fast jeder "normale" Mallorca-Tourist, der nicht gerade zum Komasaufen auf die Insel kommt, will dorthin - von Cap Formentor über den Torrent de Pareis bis zum Es-Trenc-Strand. Wer verbringt nicht gerne einen Tag im Paradies? Seit dem Beginn des Mallorca-Booms vor zwei Jahren scheinen diese "schönen Ecken" den Insel-Behörden aber mindestens genauso viele Probleme zu bereiten, wie die Playa de Palma, wenngleich diese anderer Natur sind: Es ist schlicht zu eng dort. Die Folgen sind Verkehrsstaus oder ein Parkchaos. Nun hat die Politik zwei Möglichkeiten, um dieser Situation Herr zu werden. Entweder sie hängt ein Schild mit der Aufschrift "Wegen Überfüllung geschlossen" auf, oder sie ergreift entsprechende Maßnahmen, wie die geplanten Zufahrtsbeschränkungen. Das mag für viele Urlauber ärgerlich sein, allerdings ist es nichts weiter als die logische Folge der Entwicklung der vergangenen Jahre. Mallorca ist eben voll, das sollte sich mittlerweile herumgesprochen haben. Gleichzeitig machen es sich die linken Parteien aber zu leicht, alleine das Problem bei Touristen und Mietwagenverleihern zu suchen. Schließlich gab es auf der Insel schon immer überdurchschnittlich viele Autos. Auf eine knappe Million Einwohner kommt eine knappe Million Fahrzeuge. Machen da 50.000 Mietwagen wirklich einen Unterschied? Oder müsste man nicht vor allem den Menschen, die hier leben, echte Alternativen bieten, um das Autofahren unattraktiv zu machen? Das zumindest scheinen die Politiker verschlafen zu haben. Anstatt das Projekt einer Straßenbahn in der Bucht von Palma in Angriff zu nehmen, hat man lieber Zugstrecken aufs Land gebaut. Langfristig aber braucht Mallorca ein alternatives Verkehrskonzept, und zwar nicht nur an den "schönen Ecken". Wie so oft, kommt es auch bei der Lösung dieses Problems auf ein gesundes Gleichgewicht an. Autor: Patrick Czelinski
Die Politik muss echte Alternativen zum Auto schaffen
27.04.17 11:05
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