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Weltpolitisch gesehen, da sind sich die meisten Kommentatoren einig, war 2016 kein gutes Jahr. Syrien-Krieg und Flüchtlingskatastrophe, Terror, Brexit, Rechtspopulismus, Trump - man mochte manchmal schon gar keine Nachrichtensendung mehr einschalten. Und auf Mallorca? Hier war 2016 sehr wohl ein gutes Jahr. Die Insel blieb von Katastrophen jeglicher Art verschont, und die Wirtschaftskrise, die ewig zu währen schien, hat sich endlich verflüchtigt. Im Sommer sank die Arbeitslosenquote auf schon fast akzeptable zehn Prozent. Teilweise erfolgte diese Gesundung, weil es andernorts auf der Welt kein so gutes Jahr war. Paradox. Natürlich ist nicht alles in perfekter Harmonie auf Mallorca. Die sozialen Ungerechtigkeiten, durch die Krise noch verschärft, scheinen sich zementiert zu haben. Der durch den Tourismusboom generierte Wohlstand kommt längst nicht in allen Familien an, noch nicht einmal bei allen, die Arbeit haben. Dennoch: Wenn eine Debatte das politische Inselgeschehen beherrscht hat, dann die über die "Massifizierung". Anders ausgedrückt: Eines der größten Probleme dieser Insel war die zu hohe Zahl an Kunden. Dieses Problem hätten andere gerne. Mallorca wird überrannt, weil es ein sicheres Reiseziel ist, gut erreichbar ist, eine exzellente Infrastruktur und eine treue Klientel hat und nach wie vor unglaublich schön ist. Unsere Leser kennen die Vorzüge. Gleichzeitig muss man das Empfinden vieler Inselbewohner, dass alles zu viel ist, ernst nehmen. Es wird eine der großen Herausforderungen sein, den Tourismus so auszutarieren, dass er Wohlstand für möglichst viele bringt, aber seine eigenen Grundlagen, also die Natur, nicht zerstört. Aber vielleicht nehmen es viele auch schon als zu sicher, dass es immer so weitergehen wird. Muss es nicht unbedingt. Und so wünschen wir Mallorca, dass wir auch im Rückblick auf das Jahr 2017 den Tourismusboom als das größte Inselproblem nennen dürfen. Autor: Bernd Jogalla