Mein erster Kontakt mit Palma war irgendwie enttäuschend. Dieser Stadt fehlte etwas, was ich an anderen Städten im Süden so liebte, sei es Florenz oder Avignon: Straßencafés und -restaurants. Gut, es gab die Bars Bosch und Pesquero oder das Restaurant Lubina am Hafen. Aber sonst? Palma saß drinnen!
Das mag jetzt 30 Jahre her sein, und in Palma ist viel passiert. An Straßencafés herrscht längst kein Mangel mehr. Wir haben Logenplätze aus Korb(-Imitat) im Theater des täglichen Lebens bekommen.
Schön so, denken die meisten. Nicht allerdings die Stadtverwaltung von Palma. Bürgermeister José Hila und seine Dezernentin Aurora Jhardi haben aus ihrer Niederlage im Kampf gegen die Freiterrassen auf dem Borne nichts gelernt und leiten die nächste Schlacht ein. Eine neue Verordnung soll her, um die Zahl der Tische und Stühle im Freien zu reduzieren. Sie titulieren das als Rückeroberung des öffentlichen Raums durch die Bürger, die sich wegen der vielen Cafés nicht mehr frei bewegen können.
Wer sich so verwirklichen muss, scheint keine wirklichen Sorgen zu haben. Die Rathaus-Chefs sind schon wieder auf dem falschen Dampfer, und wieder wollen sie es nicht merken. Eines haben sie aber doch gelernt: Wir können davon ausgehen, dass sie eine neue Bürgerbefragung à la Borne nicht mehr riskieren.
Die Straßencafés sind ein Symbol für mediterrane Lebensfreude, sie haben Palma gutgetan. Fehlentwicklungen gibt es, und die darf man auch bekämpfen. Es ist nicht gut, wenn Straßen plötzlich zu Fressgassen mutieren, wie die Fábrica oder die Blanquerna, oder wenn sich traditionelle Viertel wie Santa Catalina oder El Molinar zu Open-air-Vergnügungsmeilen entwickeln. Obergrenzen sind sinnvoll.
Was die Stadtverwaltung jedoch seit gut einem Jahr so von sich gibt, klingt nach Obsession. Sie ruft einen Freiheitskampf aus, statt in aller Ruhe nach Lösungen zu suchen, mit denen alle leben können. Auch die Gastronomen, die investiert haben, Menschen beschäftigen und Steuern und Gebühren zahlen – unter anderem für das Aufstellen von Tischen und Stühlen.
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