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Selten sind die Gegensätze an der Playa de Palma stärker ins Auge gefallen als derzeit. Hier modernisierte Hotels im Luxusbereich, dort heruntergekommene Absteigen für 30 Euro pro Nacht und Zimmer. Hier herausgeputzte Lokale mit schicken Cocktails auf dem Tresen, dort altbackene Biertränken mit meterlangen Strohhalmen im Glaskrug. Schick und Schmuddel ringen stilistisch miteinander, wobei der Schick bislang lediglich avantgardistisch vertreten ist, und der Schmuddel rein mengenmäßig noch die große Mehrheit stellt. Hinzu kommt ein weiterer Kontrast: Das große Gefälle an Investitionen. Während die Privatunternehmer in den vergangenen Jahren viele Millionen in den Sand der Playa gesteckt haben, hat sich die öffentliche Hand mit Mitteln zur Sanierung der angejahrten Zone extrem zurückgehalten. Das ist dem öffentlichen Raum anzusehen. Die Straßenpflaster, das städtische Mobiliar, das Design der Uferpromenade sind nicht mehr zeitgemäß, ganz zu schweigen von verlotterten Müllcontainern, Bürgersteigen und Straßenzügen in zweiter und dritter Reihe. Auch die Dienstleistungen wie etwa die Verkehrsanbindung mit öffentlichen Transportmitteln entsprechen nicht mehr dem Standard, wie er der berühmtesten Tourismusmeile in Europa zustehen müsste. Hier ist die Politik gefordert, mehr zu leisten als reinen Bürokratieabbau. Ungeachtet aller Hemmnisse befindet sich "Palma Beach" im Aufbruch, wenn auch mit angezogener Handbremse. Es wird noch seine Zeit dauern, bis der schickere Tourismus die betrunken grölenden Partyurlauber zurückdrängt, jene Massen, die sich anscheinend in zugemüllten Straßen und bierklebrigen Trinkhallen besonders wohlfühlen. Denn auch diese Menschen haben ein Recht auf Freizeit und Vergnügen. Und ihre schiere Masse füllt Flugzeuge, sorgt also für eine gute Fluganbindung nach Mallorca. Vielleicht sollte man diesen Malle-Fans ein abgestecktes Bierreservat erhalten. Abgesehen davon ist es Zeit, auf ein Plus an gesittetem Auftreten zu achten und es einzufordern. Es darf ruhig ein bisschen mehr sein - mehr Klasse an der Playa de Palma. Autor: Alexander Sepasgosarian