Unter dem Eindruck der nahenden Rekordsaison hat auf Mallorca eine Debatte über die negativen Folgen des Tourismus begonnen. Politiker reden offen über Obergrenzen für Urlauber, wobei dann schnell nachgeschoben wird, dass es sich ja nur um Obergrenzen für Unterkünfte handelt. Es wird beklagt, dass die Strände zu voll und Naturschutzgebiete überlastet sind, dass zu viele Radfahrer unterwegs sind, dass Golfplätze zu viel Wasser brauchen und Wohnraum zur Mangelware wird, weil Apartments an Touristen vermietet werden. Längst sind einige lokale Medien auf den Zug aufgesprungen, (Gast-)Kommentatoren mosern fast täglich über die Auswüchse des Fremdenverkehrs.
Eine Debatte über das Tourismusmodell auf Mallorca ist überfällig, aber so ungeordnet und diffus, wie sie jetzt in Gang kommt, brandgefährlich. Gefährlich ist sie nicht nur deshalb, weil wir von einem künstlichen Boom sprechen, der auch schnell wieder zu Ende gehen kann. Ein Gutteil der zusätzlichen Urlauber ist allein der Misere in Touristengebieten im östlichen Mittelmeer zu verdanken. Mallorca sollte tunlichst den Eindruck vermeiden, dass die Gäste nur stören. Das könnten die nämlich eines Tages als Aufforderung verstehen, fernzubleiben.
Es gibt noch einen anderen Aspekt, den nach innen: Den Insulanern wird derzeit die Idee vermittelt, der Tourismus sei die Wurzel allen Übels. Selbst als Teile der Regierung (vergeblich) versuchten, Einnahmen aus der Urlaubersteuer für den Bau von Seniorenheimen abzuzweigen, wurde noch ein Argument gefunden: Es gehe darum, die sozialen Verwerfungen durch den Tourismus auszugleichen. Eine fatale Botschaft in einer Region, die davon lebt, einen guten Service am Gast zu bieten.
Der Tourismus ist nicht die Wurzel allen Übels, er ist die Wurzel allen Wohlstandes auf Mallorca. Fehlentwicklungen hat es viele gegeben, aber sie sind nicht dem Gast anzulasten, weder die Bausünden am Meer noch der Wassermangel. Mallorca braucht eine sachliche Debatte über den Tourismus der Zukunft. Ihn zu verteufeln, macht auf dieser Insel nun wirklich keinen Sinn.
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