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Er ist groß, der Rummel deutscher Medien um die hohen Bußgelder für Trinkgelage am "Ballermann". Stern, Spiegel, Focus, Süddeutsche - sie alle haben in den vergangenen Tagen online über die Regelungen berichtet, die die Stadt Palma für mehrere Zonen im Stadtgebiet eingeführt hat. Auch Radiosender aus deutschen Gefilden griffen das Thema eifrig auf, allein in der MM-Redaktion gingen am Dienstag vier Interviewanfragen großer Hörfunkanstalten ein. Dass die Bildzeitung das Thema ebenfalls hochjubelt ("Malle macht ernst. Na Prost Mahlzeit"), muss wohl kaum erwähnt werden. Zum Vergleich: Die spanische Tageszeitung "Ultima Hora" als regionaler Platzhirsch widmete dem Thema am Dienstag lediglich einen mittellangen Artikel auf Seite 26. Alkohol-Eskapaden und Party am Ballermann - diese Mischung bringt in Deutschland Leser und Einschaltquoten. Also greifen viele Medien das alte Mallorca-Bild immer wieder auf - und verfestigen es somit letztlich weiter in den Köpfen der Rezipienten. Naturschutzprojekte, traditionelle mallorquinische Großevents wie Sant Antoni und Sant Sebastià, die Fertigstellung der Trockensteinwanderroute der Tramuntana oder überhaupt die Tatsache, dass Mallorca weit mehr zu bieten hat als nur den Ballermann, findet in der Mallorca-Berichterstattung der Mainstream-Medien häufig kaum Beachtung - und das, obwohl sich seit Jahren immer mehr deutsche Mallorca-Liebhaber von der Vielfalt der Insel mitreißen lassen, wenn sie sie denn mit eigenen Augen erleben. Die Einführung von Zonen, in denen härter gegen Trinkgelage durchgegriffen werden darf, ist nach der Aufhebung der "Benimmregeln" im Februar ein logischer Schritt, den auch jede Gemeinde in Deutschland gehen würde, hätte sie mit vergleichbaren Exzessen zu kämpfen. Bußgelder von bis zu 3000 Euro mögen unverhältnismäßig hoch sein, könnten aber der Abschreckung dienen. Sollte das der Fall sein, wird sich vielleicht tatsächlich eines Tages das Image Mallorcas in den deutschen Medien wandeln. Weg von Alkoholleichen und hin zu dem, was die Insel tatsächlich charakterisiert: Reiseziele für jeden Geschmack. Autorin: Sophie Mono