TW
0

Hin und wieder kann man sich als Tourist auf Mallorca schon ein wenig abgezockt fühlen. Wenn man etwa für die Besichtigung des wichtigsten Gotteshauses der Insel sechs Euro zahlen soll, dann kann man durchaus ins Grübeln kommen: Sollten Kirchen nicht öffentlich und kostenlos zugänglich sein? Zumal Einheimische ja gratis in die Kathedrale dürfen. Da kann man sich schon ein bisschen wie eine Kuh fühlen, die ordentlich gemolken werden soll.

Auch die Idee, an der populärsten Aussichtsplattform in der Tramuntana 50 Cent Eintritt zu verlangen, war fast ein wenig frech. Das merkten jetzt, als es die ersten Proteste gab, auch die Besitzer des angrenzenden Landguts Son Marroig, denen die Terrasse und der Parkplatz gehören, und ruderten rasch zurück. Bezeichnenderweise waren es keine Touristen, die sich über die neue „Sonnenuntergangsgebühr“ in Deià beschwert hatten, sondern mallorquinische Wandersleute.

Vielleicht haben sich die meisten Mallorca-Urlauber schlicht und einfach damit abgefunden, dass sie in den Augen vieler Inselbewohner nun einmal dazu da sind, möglichst viel Geld hierzulassen. Ist ja auch kein Wunder, die Insel lebt schließlich vom Geschäft mit den Urlaubern. Für die Privatwirtschaft geht es um nichts anderes, als um den größtmöglichen Profit. So funktioniert nun einmal der freie Markt.

Jeder Urlauber kann ja selbst entscheiden, ob ihm 21 Euro für eine Fahrt mit der Bimmelbahn nach Sóller und zurück, oder 23 Euro für eine Eintrittskarte ins Palma-Aquarium zu viel Geld sind – und ob ihm ein Schnappschuss mit Sonnenuntergang 50 Cent wert ist. Ob aber die katholische Kirche auch noch im Tourismusgeschäft mitmischen muss, das kann man durchaus hinterfragen.

Einen Trost gibt es allerdings für Urlauber, die sich auf Mallorca ausgenommen fühlen: Es hilft, sich einfach mal die Preise in anderen Touristengegenden anzuschauen, nur so, zum Vergleich. Da steht Mallorca dann nämlich plötzlich gar nicht mehr so schlecht da: Ein Besuch in der Sagrada Familia in Barcelona etwa kostet 15 Euro – mehr als doppelt so viel wie in der Kathedrale in Palma.