TW
0

Vieles wirkt in Palma sehr handgestrickt, seit Jahrzehnten etwa die städtebaulichen Planungen in erster Meereslinie. Gleiches gilt für ein weiteres heißes Eisen der aktuellen Legislaturperiode: die „Ordenanza Cívica“. Das geplante neue Regelwerk für die öffentliche Ordnung in der Inselhauptstadt war wohl von Anfang an nicht wirklich konsequent durchdacht. Straßenmusiker, beispielsweise, sollten sich vor ihren Auftritten einem „Casting“ unterziehen, um festzustellen, ob sie der Balearen-Metropole auch würdig sind. Nach zahlreichen Protestbriefen wurde dieser Vorschlag nun fallen gelassen.

Im Nachhinein ist nicht klar, ob es sich einfach nur um eine unpraktikable Schnapsidee handelte oder ob dabei vielleicht auch antidemokratische Reflexe eine Rolle spielten. Schließlich war im ursprünglichen Entwurf auch die Rede davon, Unterschriftensammlungen und politische Info-Stände im öffentlichen Raum zu limitieren. Die eine oder andere Überraschung könnte also noch in der Wundertüte stecken.

An der Informationspolitik hapert es derzeit allerdings besonders: Nur wenige Änderungsvorschläge sind öffentlich bekannt. Unter anderem, dass Straßenprostituierte wohl weiterhin ungehindert ihrem Gewerbe nachgehen dürfen. Mit Geldbußen bis zu 600 Euro bestraft werden sollen lediglich die Freier.

Das ist politisch korrekt gedacht, denn die Kunden machen die sexuelle Ausbeutung durch Zuhälter und Schleuserbanden erst möglich. In anderen Städten Europas mag das modern sein und tatsächlich auch funktionieren. An der Realität der Playa de Palma geht es trotzdem vorbei.

Hatten wir im Sommer nicht eine von deutschen Medien ausgelöste Debatte über „Klauhuren“, weil „normale“ Prostitution und Raubüberfälle kaum noch zu trennen waren? Spanischen Gemeinden steht es durchaus frei, auch die Dirnen zu bestrafen. So etwa in Barcelona, wo Freier mit 1000 bis 1500 Euro zur Kasse gebeten werden und die Frauen mit 100 bis 750 Euro. Bei Sex im Freien sind sogar 1500 bis 3000 Euro fällig.

Auf Mallorca sollte man ebenfalls an drastische Bußen für alle Beteiligten denken.