Herzlich willkommen zur Feier des Tages der Deutschen Einheit 2013 im wunderschönen Ambiente des Museo Can Morey de San Marti! Ich bin Herrn Hörnke, dem Leiter dieses Instituts, sehr dankbar, daß er uns heute hier feiern läßt – wir haben nicht oft Gelegenheit, unser Glas vor Kunstwerken von Weltruf zu erheben. Herzlichen Dank.
Ganz besonders geehrt fühlen wir uns, daß heute das Mitglied des Deutschen Bundestags Herr Robert Hochbaum und seine Frau Gemahlin mit uns feiern: auch Ihnen ein herzliches Willkommen!
Meine Damen und Herren,
als ich in der letzten Woche so über meinem angefangenen Redetext saß, habe ich ein um’s andere Mal gestrichen, was ich mir so abgequält hatte. Bemerkungen über die Bundestagswahlen? Überflüssig, das Ergebnis ist da, die Bildung einer Regierung steht noch aus, das ist nichts Besonderes, in einer funktionierenden parlamentarischen Demokratie zumindest. Anmerkungen zum Weltfrieden? Der ist in jedem Jahr in gleicher Weise bedroht, wenngleich mit Syrien derzeit ein Pulverfaß besonderer Art unsere Aufmerksamkeit und die Guten Dienste vieler Vermittler erfordert. Rühmendes zur wirtschaftlichen Situation in Deutschland und wie gut unser Land durch die Krise kommt? Das wäre sehr verwegen, denn wie jeder, der Zeitungen liest, genau weiß, segelt auch Deutschland in der Beziehung hart am Wind: wirtschaftliches Wohlergehen hängt heutzutage von so vielen äußeren und einseitig nur schwer zu beeinflussenden Faktoren ab, daß mit eisernem Sparen und harter Arbeit allein längst nicht alles sofort und nachhaltig zum Guten bewegt werden kann. Wer wüßte das besser als unser Gastland Spanien?
Worüber sollen wir also an diesem 3. Oktober miteinander ein wenig nachdenken? Im Englischen gibt es eine Redensart, die gern gebraucht wird, wenn man jemanden ermutigen will, nicht alles so schwarz zu sehen, wie es sich bisweilen darstellt: „Count your blessings“ – zähle all das Gute, was Dir widerfährt, könnte man in freier Übertragung sagen. Genau aus diesem Grunde sehen Sie heute nicht nur meinen verehrten Kollegen Helling auf dieser Bühne, sondern auch die allermeisten anderen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Deutschen Konsulats Palma de Mallorca.
Das wirkliche Kapital eines jeden Staats sind seine Menschen. Menschen unterschiedlicher Herkunft und Lebensgeschichte; Menschen mit unterschiedlicher Ausbildung und Lebensauffassung; Menschen mit unterschiedlichen Talenten und Begabungen. Wir in Deutschland haben lange gebraucht, um zu begreifen, daß in dieser Vielfalt unsere eigentliche Kraft liegt, und auch, daß wir darauf ein bißchen stolz sein können, trotz aller Probleme, die es bei der Integration von Minderheiten aller Art noch zu lösen gilt.
Das Miteinander zählt, innerhalb eines Staats genauso wie zwischen den einzelnen Nationen, mehr als früher. Soviel die Europäische Union oft gescholten wird angesichts auch dort bisweilen ein wenig überbordender Bürokratie: genau dieses institutionalisierte Miteinander in EU und NATO hat weiten Teilen Europas langjährigen Frieden und die Möglichkeit beschert, wirtschaftliche und politische Schwierigkeiten gemeinsam zu lösen.
Lassen Sie uns daher heute an dem Tag, der vor nunmehr 23 Jahren die Vollendung der Einheit des Deutschen Volkes in Freiheit sah, einmal dankbar sein für das Gute der letzten Jahre. Und schauen wir zuversichtlich auf das, was kommt, im Vertrauen darauf, daß wir es miteinander in Deutschland und Europa auch in Zukunft schaffen werden, Frieden und Wohlstand herzustellen und zu bewahren. Spanien und Deutschland kommt dabei in ganz unterschiedlicher Hinsicht Verantwortung zu; ich bin sicher, daß unsere beiden Länder diese Aufgabe trotz aller Schwierigkeiten gemeinsam meistern werden.
In diesem Sinne werden wir gleich unser Glas auf das Wohlergehen unserer beiden Völker und auf die deutsch-spanische Freundschaft erheben. Wir singen jetzt das Deutschlandlied und hören dann die spanische Nationalhymne.
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