TW
0

Lesen Sie öfter die Blogs des Konsulates? Erinnern Sie sich an das „Überraschungsbaby“? Letzte Woche gab es wieder so eine Art Überraschungsbaby. Diesmal müssen aber alle dem Happy End noch entgegenbangen …

Eine deutsche Urlauberin wollte sich vor der für Mitte Dezember terminierten Geburt ihres zweiten Kindes noch mal ein wenig erholen – der erste Urlaub seit 5 Jahren, nur fünf Tage auf der schönen Insel, nur mit ihrem Mann, denn ihren bald zweijährigen Sohn konnte sie so lange bei ihrer Mutter lassen. Dann auf einmal: Wehen! Ab ins Krankenhaus, wo viel zu früh, fast 14 Wochen vor dem errechneten Termin, ein Mädchen das Licht der Welt erblickte. In gewisser Weise also auch ein Überraschungsbaby – nur, dass man diesmal immerhin schon mit einem Kind gerechnet hatte, aber doch noch nicht jetzt und hier auf Mallorca!

Das Baby ist nur ein Häuflein Mensch – bei der Geburt 36 cm groß und gerade mal 860 g schwer, weniger als ein Paket Mehl. Da liegt es im Brutkasten, verkabelt, beatmet, beobachtet, stündlich protokolliert. Sicher bestens versorgt im Uni-Krankenhaus Son Espases, aber es hat noch einige Wochen Kämpfe vor sich, mit dem Risiko von Hirnblutungen, Augen- und Lungenschäden. Viele dieser sogenannten „Extremfrühchen“ schaffen es heutzutage in ein letztlich ganz normales Leben – viele aber auch nicht oder eben „nur“ in ein Leben mit erheblichen Einschränkungen.

Was hat das Konsulat nun damit zu tun? Die deutsche Urlauberin kam freitags zu uns, weil sie gehört hatte, dass sie bei uns eine Geburtsurkunde bekommen könnte. Stimmt, eine mit Hilfe des Konsulates in der Tat erhältliche deutsche Geburtsurkunde kann sie bekommen; das war in dem Moment aber zweitrangig, denn vor allem brauchte die neue Erdenbürgerin schnell eine spanische Geburtsurkunde vom Standesamt in Palma, damit sie sozusagen auch amtlich zur Welt gekommen ist. Dies gelang mit ein wenig Hilfe von uns und dem guten Willen des zuständigen spanischen Standesamt denn auch noch am Freitag.

Noch traumatisiert von der unerwarteten Entbindung fern der Heimat, unter dem Eindruck ihres um sein Leben kämpfenden Kindes, sprachunkundig im fremden Land und völlig überfordert mit der Beantwortung der Frage, wie sie gleichzeitig hier an der Seite ihres kleinen Babys sein soll (welches, bei aller Apparatemedizin die Nähe der Mutter braucht, und ihre Milch!) und bei ihrer Familie daheim, wo nicht klar ist, wie, wenn Mama nicht da ist, der knapp zweijährige Bruder versorgt und betreut werden soll. Und wie sie das alles finanzieren soll, wenn sie nun hin- und herfliegen muss. Und wer sich um das Baby kümmert, wenn sie nicht hier ist. Und wie lange das wohl alles am Ende dauern mag. Sie hofft, dass ihre Tochter bald nach Deutschland transportiert werden kann – wenn man diese Handvoll Mensch sieht, wünscht man dem Bündel nicht wirklich die Strapazen noch nicht mal einer Fahrt im Krankenwagen, geschweige denn die eines Fluges.

Das ist wieder so eine Situation, in der wir mit unserer kleinen Mannschaft an unsere Grenzen stoßen. Wir können der Betroffenen gerade diese wichtigen Entscheidungen nicht abnehmen – wir können sie nur beraten, welche Behördenwege zu machen und welche Fragen mit der deutschen Reisekrankenversicherung (die sie zum Glück hatte!) zu klären sind, und wir konnten ihr bei den Gesprächen mit Ärzten und Verwaltung im Krankenhaus im ersten Moment ein wenig assistieren. Sie wird aber über einen langen Zeitraum weiter Hilfe und Unterstützung brauchen, wie viele, viele andere, die in solchen und ähnlichen Notlagen auf uns zukommen - Auch das ist unser Geschäft, ganz abseits allen Glanzes, den wir manchmal auch ganz gern haben. Nicht immer können wir umfassend helfen.

Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Konsulats haben für die Frau getan, was möglich war, und andere Hilfe organisiert. Nun kümmert sich ein Seelsorger um sie, denn sie braucht auch viel Trost und Ermutigung; unsere lieben ehrenamtlichen Helferinnen vom Krankenhausbesuchsdienst, für deren Existenz wir von Herzen dankbar sind, werden hingehen und sie weiter auffangen. Übers Wochenende besuchte sie jemand vom Konsulat –und versorgte sie mit Essen und Dingen des täglichen Bedarfs, denn sie hat nicht viel Geld und das mit dem Bett im Krankenhaus, das hat auch noch nicht geklappt, also schläft sie dort mehr oder weniger auf einem Stuhl.

Den Rückflug hat sie noch nicht gebucht.

Es grüßt Sie
Ihr Deutsches Konsulat