Wer auf Mallorca dauerhaft wohnt oder hier eine Zweitimmobilie besitzt und daher viel Zeit auf der Insel verbringt, sollte umfassend krankenversichert sein. Denn spätestens, wenn man aufgrund von körperlichen Beschwerden oder einem akuten Fall zum Arzt muss, wird man feststellen, dass das spanische Gesundheitssystem komplett anders funktioniert als in der Bundesrepublik.
Die Ärztin Dr. Milanka Krämer hat in Deutschland und in Spanien studiert und kennt daher die Vor- und Nachteile der Gesundheitssysteme beider Länder wie ihre Westentasche. Gegenüber MM erklärte die Allgemeinmedizinerin, die in der Gemeinde Llucmajor eine eigene Praxis führt: "Eigentlich ist das Gesundheitssystem in Spanien solide und deckt alle medizinischen Bereiche ab." Jedoch empfehle sie deutschsprachigen Residenten auf jeden Fall dazu, zusätzlich eine private Krankenversicherung abzuschließen, wie sie sagt: "Auch wenn die öffentliche spanische Krankenversicherung sehr gut ist, geht es in manchen Fällen um den Faktor Zeit. Für eine MRT-Untersuchung an der Schulter oder eine Physiotherapie muss man mit monatelangen Wartezeiten rechnen." Und bei akuten Beschwerden, so die gebürtig aus Franken stammende Ärztin, würden sich die Symptome ohne Behandlung mit der Zeit zunehmend verschlimmern.
Nichtsdestotrotz empfiehlt Krämer jedem, der auf Mallorca einer beruflichen Tätigkeit nachgeht oder die meiste Zeit des Jahres auf der Insel wohnt, sich in der spanischen Sozialversicherung, die Leistungen des spanischen Sozialversicherungssystems wie Rentenkasse, Kranken- sowie Pflege- und Arbeitslosenversicherung vereint, registrieren zu lassen. Im nachfolgenden Schritt erhält man die "Tarjeta Sanitaria", auf der die Daten des Versicherten abgespeichert sind. Das sei, wie Krämer darlegt, aus einem ganz bestimmten Grund wichtig: "Man bekommt bei der Seguridad Social automatisch einen Hausarzt, seinen sogenannten Médico de Cabecera, zugewiesen. Nur dieser Hausarzt ist dazu berechtigt, im Krankheitsfall eine entsprechende Bescheinung für den Arbeitnehmer, die sogenannte Baja, auszustellen."
Des Weiteren rät die Medizinerin, so früh wie möglich eine entsprechende private Krankenversicherung abzuschließen. "Die Höhe des Tarifs der Police ist abhängig vom Alter, Geschlecht und den Vorerkrankungen des Versicherten. Manche Kassen nehmen Interessierte ab 60 Jahren beispielsweise gar nicht mehr auf."
Consultant Alexandra Rothenaicher vom in Santa Ponça ansässigen Büro der Iberia Versicherungsmakler erklärte MM detaillierter, wie die privaten Zusatzversicherungen in Spanien funktionieren: "Es handelt sich um unabhängige Vollversicherungen, die bei freier Arztwahl 80 bis 100 Prozent der Kosten rückerstatten." Der Maklerin zufolge gebe es in Spanien fünf führende private Krankenversicherungen, die für Residenten infrage kommen. Dazu gehören die DKV, die Mutua, Sanitas, die Allianz Spanien und die Axa Versicherungsgruppe. In Abhängigkeit davon, was für medizinische Serviceleistungen gewünscht werden, sei der Beraterin zufolge daraufhin die entsprechende Krankenkasse zu wählen. "Den umfassendsten Service bietet aus meiner Sicht die DKV, doch wenn man darauf besteht, von einem deutschsprachigen Arzt behandelt zu werden, ist die Mutua eine gute Wahl." Die DKV-Versicherung sei Rothenaicher zufolge die einzige Versicherung, die in den höherklassigen Tarifen, also "Residentes” oder "Top Health" auch eine freie Zahnarztwahl mit einschließt. Ansonsten bestehe die Möglichkeit über eine separate Zahnversicherung, spezielle Leistungen bei Zahnärzten vergünstigt zu Sonderkonditionen zu erhalten.
Bei den Policen ist die finanzielle Spannbreite der monatlichen Beiträge sehr breit, so die Versicherungsmaklerin. "Bei einem 30-jährigen, gesunden Mann liegt der günstigste DKV-Tarif bei 34 Euro, wobei man nur Vertragsärzte aufsuchen kann und Zuzahlungen leisten muss. Der teuerste mit 259 Euro hingegen schließt weltweit eine freie Arztwahl ein."
Im Notfall deckt dabei jede private Krankenversicherung die anfallenden Kosten ab. Rothenaicher erklärt: "Wenn ich mir ein Bein breche, kann ich sofort in die Notaufnahme, also die sogenannte Urgencia, des nächstliegenden privaten Krankenhauses. Dort kann ich die ärztlichen Leistungen direkt über die Versichertenkarte abrechnen lassen und es entstehen keine anfallenden Kosten.”
Eine solche private Krankenversicherung ist für jeden sinnvoll, der sich für längere Zeit in Spanien aufhält. "Ob es nun der Teilzeitaussteiger, Überwinterer oder Resident ist, lege ich jedem nahe, eine solche Versicherung abzuschließen", so Rothenaicher. Dabei warnt sie jedoch davor, dies über eine Versicherung online oder eine Bank zu tun, da das Angebot in letzteren Fällen kaum transparent sei und es keinen Ansprechpartner wie bei einem Makler gebe.
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