Das sind die vier größten Herausforderungen für die Zukunft von Mallorca
Mit einer hochrangigen Expertenrunde organisierte das Medienunternehmen Grup Serra das 8. Wirtschaftsforum der Insel, bei dem auch das statistische Jahrbuch der Inseln präsentiert wurde
Von links nach rechts: Jorge Dezcallar, Mónica Calzetta, Paula Serra, Julia Simpson, Marcos Urarte und Antoni Riera beim El Económico Forum, das am Montag im Kongresszentrum von Palma stattfand. | Miquel Ángel Cañellas
MM-Redaktion Joan Serra | Nekane DomblasPalma, Mallorca11.06.24 09:47
Ein volles Haus im Kongresszentrum von Palma am Montag, um an der 8. Auflage des Wirtschaftsforums "El Económico" teilzunehmen, das vom Medienunternehmen Grup Serra organisiert wird und in diesem Jahr den geopolitischen Herausforderungen gewidmet war, vor denen Mallorca, Spanien und Europa stehen. Dem Publikum, hochrangige Vertreter aus Wirtschaft, Politik und Gesellschaft wurde ein globaler Ausblick geboten, durch die Teilnahme der folgenden Redner: Monica Calzetta, Schachweltmeisterin; Maria Cruz Rivera, Regionaldirektorin der CaixaBank auf den Balearen, Antoni Riera, Professor an der Balearen-Universität, zugleich Direktor der Fundació Impulsa, Jorge Dezcallar, Diplomat und Schriftsteller, Marcos Urarte, Präsident der Pharos-Gruppe und Unternehmensberater, sowie Julia Simpson, Präsidentin des World Travel and Tourism Council.
Verbindung zwischen Sport und Geopolitik
Das Forum begann mit einer Einführung von Monica Calzetta. Die Schachweltmeisterin stellte eine Verbindung zwischen ihrem Sport und der Geopolitik her, indem sie aufzeigte, was Begriffe wie Strategie, Taktik, Manöver, Antizipation und Hierarchie in beiden Bereichen gemeinsam haben. Die Weltmeisterin rief dazu auf, ein Unentschieden "nicht als Niederlage, sondern als gemeinsamen Sieg" zu betrachten.
Anschließend begrüßte die Herausgeberin der Wirtschaftsbeilage der spanischen Tageszeitung Ultima Hora, „El Económico“, Paula Serra, die geladenen Gäste und eröffnete das Forum mit einem Dialog mit Bankchefin Maria Cruz Rivera, die, nachdem sie das Wirtschaftsforum als "einen herausragenden Termin im Wirtschaftskalender der Balearen" bezeichnet hatte, auf "eine sich verändernde Welt voller Unsicherheiten hinwies, die ihrerseits wiederum die Globalisierung verändern und deren Schwachpunkte aufzeigen. Sie zitierte eine Studie der spanischen Notenbank, wonach die Gefährdung des geopolitischen Gleichgewichts, ein rotes Alarmzeichen sei und negative Auswirkungen auf Energieversorgung, Rohstoffe und die Versorgungsketten der Weltwirtschaft haben könnten, sagte Cruz.
Das Wort "Wandel" im Mittelpunkt
Die folgenden Redner betonten allesamt das Wort "Wandel" in ihren Vorträgen. Für den Wirtschaftswissenschaftler Antoni Riera vollzieht sich derzeit ein Paradigmenwechsel hin zum Neomerkantilismus, der im Gegensatz zu den Öffnungen des früheren Neoliberalismus dazu tendiert, "sich vor seinen Nachbarn zu schützen und die eigene Produktion im Gegensatz zu Importen zu fördern". Selbst Ursula von der Leyen, Präsidentin der Europäischen Kommission, sprerche von strategischer Autonomie, sagte Riera.
Der langjährige Berufsdiplomat Jorge Dezcallar sprach von einer „rapidly changing world“ und benannte vier großen Revolutionen, vor denen Europa und die Welt stehen: "Die technologische sowie die Bit-Revolution, zu der auch die künstliche Intelligenz gehört. Die wissenschaftliche Revolution in der Genetik, die zugleich schwierige ethische Fragen aufwerfe. Und als Letztes die demografische Revolution. „Wer heute über 75 Jahre alt ist, ist Zeuge einer Verdreifachung der Weltbevölkerung geworden“, sagte Dezcallar". In diesen Prozessen sieht der Diplomat vier Vektoren: "Die Unsicherheit in Bezug auf die Vereinigten Staaten, die die ganze Welt betrifft. Ein Europa auf der Suche nach sich selbst. Das Entstehen des globalen Südens. Sowie globale Krisen wie Klimawandel, Pandemien, die Kontrolle der künstlichen Intelligenz, Migration oder internationaler Terrorismus. „Und wir dürfen auch lokale Krisen wie die Kriege in der Ukraine und in Palästina nicht vergessen. Wir bewegen uns zu auf eine bipolare Welt mit den Vereinigten Staaten und China, und Russland kann in dieser Liga nicht mitspielen“, prognostizierte Dezcallar.
Der Unternehmensberater Marcos Urarte erläuterte, was für ihn die – jetzt fünf – Reiter der Apokalypse darstellen: Kriege, Pandemien, Klimawandel, Naturkatastrophen und Demografie, zu denen er noch einen sechsten hinzufügte: die künstliche Intelligenz, die die Welt verändern wird und eine der größten Herausforderungen für die Menschheit darstellt.
Bezogen auf den Tourismus äußerte die Präsidentin des World Travel and Tourism Councils, Julia Simpson, Simpson ihr Vertrauen in die Balearen, "weil sie sich seit den 1950er Jahren an alle Veränderungen im Tourismus anpassen konnten und auch weiterhin führend sein können". Für Simpson war der Auftritt auch eine Art Heimspiel: Sie hatte einst als junge Frau als Reporterin für das englischsprachige Blatt der Grup Serra, dem „Daily Bulletin“ berichtet.
Carmen Serra: "Raum der Reflexion und Debatte"
Vor der offiziellen Abschlussrede der Präsidentin der Balearen-Regierung, Marga Prohens, dankte die Präsidentin der Grup Serra, Carmen Serra, den Teilnehmern für ihre Anwesenheit und würdigte die Konferenz "als einen Raum der Reflexion und der Debatte, in dem es ein wahres Vergnügen ist, den Worten der Experten für Geopolitik und Tourismus zuzuhören". Serra dankte den Rednern für "ihre wertvollen Perspektiven zu den komplexen und sich verändernden geopolitischen Szenarien des aktuellen Panoramas".
Die Präsidentin von Grup Serra betonte: "Wir wissen, dass dies ein weiteres Jahr des Tourismuswachstums sein wird, aber auch der neuen Herausforderungen, die uns alle betreffen: künstliche Intelligenz, Klimawandel, der Krieg in der Ukraine und im Gazastreifen oder eine Preiseskalation, die jetzt langsam eingedämmt zu sein scheint."
Carmen Serra betonte: "Die Balearen waren schon immer äußeren Einflüssen und Herausforderungen ausgesetzt, aber wir sind auch eine widerstandsfähige Gesellschaft, die stets in der Lage war, sich den Veränderungen anzupassen und Widrigkeiten zu überwinden. Wir haben die Möglichkeit, in wichtigen Bereichen wie dem nachhaltigen Tourismus, der technologischen Innovation und der Kreislaufwirtschaft eine Vorreiterrolle zu übernehmen. Wir müssen unser Potenzial nutzen, und unsere Mediengruppe wird sich weiterhin für eine florierende Zukunft der Inseln einsetzen, indem sie sich für Wahrheit und Ernsthaftigkeit sowie eine ruhige und reflektierte Analyse der aktuellen Ereignisse einsetzt."
Auch die balearische Ministerpräsidentin Marga Prohens sieht die Balearen vor Herausforderungen stehen. Der Archipel sei die erste Grenzlinie des europäischen Kontinents, was sich anhand der Migrationsrouten zeige. Es gelte zudem, dass die Balearen aufgrund ihrer fragilen Umwelt anfällig seien für den Klimawandel. Aber: „Dank unserer Dynamik und Attraktivität bei der Energiewende und der Digitalisierung der Wirtschaft haben wir auch die Chance, im Mittelmeerraum eine Vorreiterrolle zu spielen". Es gelte die Trägheit im Denken und Handeln zu durchbrechen und Korrekturen vornehmen. „Dabei sollten wir aber deutlich machen, dass Touristen willkommen sind".
Marga Prohens verwies auf die kürzlich erfolgte Gründung des „Runden Tisches für einen sozialen und politischen Pakt für Nachhaltigkeit“. Die konservative Politikerin appellierte, "uns zu fragen, wohin wir gehen und was wir kurz-, mittel- und langfristig erreichen wollen. Mit diesem Prozess des Dialogs und der Beteiligung seien die Balearen eine der ersten Regionen in Europa, die diesen mutigen Schritt wagten. Wirtschaftlicher Erfolg müsse in sozialen und ökologischen Erfolg umgesetzt werden.
Zum Abschluss des Forums erhielt jeder Besucher ein Exemplar des Statistischen Jahrbuchs 2023 der Balearen, das vom Medienverlag Grup Serra veröffentlicht wird.
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Mimi
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Vor 6 Monaten
,, ... die eigene Produktion im Gegensatz zu Importen zu fördern". Na das ist doch was. Machen andere Länder auch, teils gezwungenermaßen. So bleibt man autark, weil einem keiner was reinreden kann.
1 Kommentar
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,, ... die eigene Produktion im Gegensatz zu Importen zu fördern". Na das ist doch was. Machen andere Länder auch, teils gezwungenermaßen. So bleibt man autark, weil einem keiner was reinreden kann.