Seitdem hat Lidl auf den Balearen ein beachtliches Wachstum absolviert. „Heute gibt es 27 Niederlassungen auf den Inseln, davon allein 22 auf Mallorca”, sagt Achim Becker. Der deutsche Manager ist seit 2009 als Regionaldirektor für den gesamten Archipel zuständig. Auf Ibiza zählt Lidl drei Standorte, auf Menorca sind es zwei.
Mit dem Ausbau des Vertriebsnetzes in den vergangenen zwei Jahrzehnten ist auch die Zahl der Mitarbeiter auf den Inseln entsprechend gestiegen. „Lidl zählt heute mehr als 700 Beschäftigte, die meisten davon auf Mallorca”. Zähle man die indirekten Arbeitsplätze, die durch den Discounter entstanden, hinzu, sind es nach einer Pressemitteilung des Unternehmens sogar 1300 Jobs auf den Inseln. Allein im Jahresvergleich 2019 / 2020 habe der Zuwachs 25 Prozent betragen. „Der Prozentsatz der zeitlich befristeten Beschäftigten auf den Balearen beträgt weniger als fünf Prozent. Und 80 Prozent der eingestellten Mitarbeiter werden innerhalb kurzer Zeit fest angestellt”, so Achim Becker.
Spanienweit liegt die Zahl der Mitarbeiter bei über 17.000 direkten Arbeitsplätzen. Indirekt hat der Discounter mit seinem Filialnetz im Steuerjahr 2020 im gesamten Land insgesamt fast 140.000 direkte und indirekte Arbeitsplätze gestellt. Das sind nach Angaben des Unternehmens 0,72 Prozent der spanischen Gesamtbeschäftigung. Der Anteil Lidls auf das spanische Bruttoinlandsprodukt betrug bei mehr als 6,5 Milliarden Euro 0,64 Prozent. Spanienweit zählt die Handelskette 630 Filialen. Sie sind Teil der mehr als 11.500 Verkaufsstellen, die Lidl in rund 30 europäischen Ländern betreibt.
Allein im vergangenen Jahr investierte die Supermarktkette auf den Balearen 24 Millionen Euro in die Eröffnung dreier neuer Standorte. Das waren die Filiale in der Aragón-Straße in Palma sowie in Peguera und Can Picafort. Ein Teil der Investitionen floss zudem in die Modernisierung bereits bestehender Verkaufsstellen. Damit sind die Wachstumsziele des Unternehmens auf Mallorca nicht abgeschlossen. So sollen allein in den ersten Monaten des laufenden Jahres zwei weitere Märkte eröffnet werden. (Tatsächlich ist seit 22. Februar ein neuer Markt in Inca in Betrieb.)
Nach Beckers Worten setzt Lidl unter anderem besonders auf lokale, also auf den Inseln erzeugte Produkte. „Seit den ersten Filialeröffnungen haben wir nicht aufgehört zu wachsen, und diese Entwicklung wurde von einem starken Engagement für die Beschäftigung vor Ort und für die balearischen Lebensmittelproduzenten begleitet. Wir sind stolz darauf, dass wir Wohlstand schaffen und dass die Balearen-Produkte hier in unseren Geschäften auf den Inseln, aber auch in Filialen auf dem spanischen Festland und in den anderen europäischen Ländern zu finden sind”, sagte der Lidl-Manager. Von den lokalen Produkten, die Lidl erwirbt, werden allein zwölf Prozent in den Filialen des Discounters in anderen EU-Staaten vertrieben.
Die Zusammenarbeit mit den Lebensmittelproduzenten der Inseln wurde im Zuge der Corona-Pandemie intensiviert. Derzeit kooperiert Lidl regelmäßig mit 25 regionalen Zulieferern, das seien 50 Prozent mehr als im Jahre 2019. Von den Erzeugern beziehen die Märkte Balearen-Produkte im Wert von 17 Millionen Euro, darunter Milch, Wein, Käse sowie Obst und Gemüse. Die Mehrzahl dieser Produkte wird direkt in den Filialen auf den Inseln verkauft.
Zwei konkrete Beispiele: Von dem mallorquinischen Molkereiunternehmen Agama bezog Lidl im Jahre 2020 mehr als 600.000 Liter Milch, das war gut doppelt so viel als im Vor-Corona-Jahr 2019. In Sachen Wein wiederum kaufte das Handelsunternehmen im selben Jahr bei verschiedenen Bodegas, über 200.000 Liter, der Zuwachs erhöhte sich damit exponentiell. Die Investitionen dafür erhöhten sich im Vergleich zum Vorjahr um 30 Prozent.
Aufgrund all dieser Entwicklungen stieg der Anteil Lidls am Bruttoinlandsprodukt der Balearen im Fiskaljahr 2020 auf 62 Millionen Euro, berechnete der unabhängige Unternehmensberater PwC im Auftrag der Handelskette. Das waren sechs Millionen Euro oder rund zehn Prozent mehr als im Vorjahr. Insgesamt trug Lidl damit 0,23 Prozent zum balearischen Bruttoinlandsprodukt bei und konsolidierte sich darüber hinaus als eine der führenden Handelsketten in der Region.
Abgesehen von seiner Performance als Supermarktkette setzt das Unternehmen nach eigenen Angaben bewusst auf Umweltschutz und Nachhaltigkeit. „Die Balearen sind für uns ein Maßstab für Nachhaltigkeitsprojekte”, sagte Becker. Derzeit sei man beispielsweise dabei, die Filialen mit Sonnenkollektoren auszustatten. Lidl solle zudem in ganz Spanien zu einer Referenz in Sachen Klimaschutz werden. So habe man sich das ehrgeizige Ziel gesetzt, die Treibhausgasemissionen bis 2030 um 80 Prozent zu reduzieren. Zu diesem Zweck seien diverse Maßnahmen angepackt worden. Hier zählen unter anderem die Beseitigung von Kunststoffen. Bis 2025 soll ihr Einsatz um bis zu 20 Prozent reduziert werden. Des Weiteren sollen mindestens 25 Prozent dann als recycelter Kunststoff verwendet sowie alle Kunststoffverpackungen vollständig recycelbar gemacht werden.
Im Bereich Logistik, also dem Transport der Waren, soll Nachhaltigkeit ebenfalls weiter ausgebaut werden. In den vergangenen sechs Jahren sei es Lidl gelungen, den CO2-Fußabdruck um 46 Prozent zu reduzieren.
In Sachen Abfallmanagement erhielt Lidl als einziges Unternehmen der Branche für seine Logistikzentren auf dem spanischen Festland die von der Zertifizierungsgesellschaft Aenor verliehene Auszeichnung „Zero Waste”, die besagt, dass alle dort anfallenden Abfälle recycelt werden.
Weiter engagiert sich Lidl im Kampf gegen Lebensmittelverschwendung. Hier kooperiert die Handelskette mit verschiedenen Hilfsorganisationen wie etwa auf Mallorca mit der Initiative „Comida para todos”.
Der Discounter auf Mallorca, der eine Tochter der deutschen Lidl Stiftung & Co. KG in Neckarsulm ist und zur Unternehmensgruppe Schwarz gehört, sieht sich von seinem Selbstverständnis her weder als rein deutsches noch als rein spanisches Unternehmen. Oberstes Ziel sei Kundennähe, und zwar zu jedem Kunden, hieß es auf MM-Anfrage. „Aber uns ist bewusst, dass es auf Mallorca eine große deutsche Gemeinschaft gibt, die gerne bei uns einkauft”, teilte das Unternehmen mit. Für diese Konsumenten seien auch deutsche und internationale Produkte im Sortiment vorhanden. „Wir wollen, dass unsere Kunden ihren vollständigen Einkauf bei uns tätigen können, und darum ermöglichen wir ihnen, in unseren Geschäften alles zu finden, was sie für ihre Ernährung und für ihr Zuhause benötigen.”
(aus MM 7/2022)
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