Safran, der nicht nur Speisen verfeinert und in der Vergangenheit die edlen Gewänder von so manchem Herrscher färbte, ist eine robuste Pflanze. Weshalb er auch auf Mallorca genau richtig ist. Er ist nämlich nicht allzu anspruchsvoll, dazu widerstandsfähig und hat eine Vorliebe für leichte, durchlässige Kalkböden. Und da der Untergrund der Insel zu zirka 90 Prozent aus Muschelkalk besteht, fühlt sich Safran auf Mallorca richtig wohl.
Mallorquinische Eintöpfe ohne Safran? Undenkbar!
Schon in der Antike haben die Bauern auf den Balearen Crocus sativus, so der wissenschaftliche Name der mehrjährigen Krokusart, kultiviert. Freilich nicht im großen Stil. Abseits der Großgrundbesitztümer bauten die Leute Obst, Gemüse, Kräuter und Gewürze an, immer nach dem Motto: von allem ein bisschen. In erster Linie, um die eigene Familie zu ernähren, aber auch um Produkte zum Tausch zu haben oder sie in geringem Umfang zu verkaufen. An Gewürzen sprießte auf der Insel vor allem die einheimische Paprikasorte „Pebre bord” aus der Erde, um mit der pfeffrig-scharfen Note der Sobrassada Pfiff zu verleihen. Doch Eintöpfe und Schmorgerichte waren ohne Safran undenkbar, von dem schon minimale Mengen genügen, um für ein intensives Aroma zu sorgen.
Pep Servera folgt einer uralten Tradition
Doch mit der Zeit war der gute, alte Safran auf Mallorca fast in Vergessenheit geraten. Jetzt aber kommt er wieder in Mode. Nicht nur in Privat-Gärten sieht man so manches Safran-Pflänzchen violett leuchten. Auch die Safranbauern werden mehr. Pep Servera aus der Nähe von Inca ist einer von ihnen. Im November hat er die diesjährige Ernte eingebracht. Wie stets blühte das Gewächs um Tots Sants auf und zeigte für rund zehn Tage seine ganze Pracht. Aus einer Knolle sprießen mindestens fünf Blüten, manchmal auch mehr. „Rund vier Jahre kann man die Knollen im Boden lassen, dann sollte man sie ersetzen“, sagt Experte Pep.
Schulungen in
Sachen Safran
Sogar Schulungen in Sachen Safran gibt es mittlerweile auf der Insel. Beim Bauern-Verband Apaema (Associació de Productors d’Agricultura Ecològica de Mallorca) etwa erfahren Interessierte Wesentliches über die Krokusart und ihren Anbau. Schließlich ist sie in vielerlei Hinsicht besonders. So ist Safran das einzige Gewürz, das aus einer aufgeblühten Blume gewonnen wird. Diese blüht dazu nicht im Frühjahr, sondern im Herbst. Und eben auch nur einmal pro Jahr für ein paar Tage. Sechs zauberhaft schöne, violette Blütenblätter zeigt die Schwertliliengewächs-Blüte dann, aus denen eben die drei tiefroten Stempelfäden für den Safran ragen.
Auch Pep Servera gibt sein Wissen gern weiter. „Safran kann man sogar in Blumentöpfen züchten”, erzählt er. „Man muss ihn dann nur an einen sonnigen Platz stellen.” Denn Safranpflanzen sind Sonnenkinder. Zu viel Feuchtigkeit an den Wurzeln können sie einfach nicht vertragen.
Und all die Mühe und Arbeit mit dem Safran? Pep Servera lacht. Ihm macht das nichts aus. Denn er liebt sein blühendes Geschäft, seinen fliederfarbenen Safran. (lk)
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