Früher war alles anders. Man buchte, stieg in ein Flugzeug und wusste in der Regel glasklar, dass es sich bei alledem um eine einzige Firma handelte. Lufthansa war Lufthansa, Condor war Condor. Heute geht es am Himmel zwischen Deutschland und Mallorca nicht mehr so stringent zu: Nach der Pleite von Air Berlin dreht Eurowings am großen Rad, doch manchmal merkt man kaum, dass man wirklich in einem Flieger dieser Linie sitzt.
So wie am Sonntag, 8. Juli. Der Verfasser dieser Zeilen machte sich auf, von Köln/Bonn aus auf die Insel zurückzufliegen. Irritiert bemerkte er zunächst einen noch nicht umlackierten Air-Berlin-Jet auf dem Flugfeld. „Ob die doch noch ab und zu fliegen?”, fragte er in sich hinein.
Drinnen in der Boeing 737-800 überkam den Schreiber erst nach längerem Zögern Gewissheit: Obwohl auf Bildschirmen noch das Logo der im Firmen-Nirwana befindlichen Pleite-Linie leuchtete, waren die Sitzlehnen mit Eurowings-Schonern versehen. Und das Magazin der Lufthansa-Tochter lag in den Vordertaschen. Klar, Eurowings hatte ja 2017 große Teile des kaputten Riesen gekauft.
Doch unverhofft erlebte der Autor einen weiteren verwirrenden Schub: Die Besatzung des Flugs EW 588 trug die hellblauen Uniformen von Tuifly. Das verwundert nicht, wenn man es denn weiß: Tuifly ist ein sogenannter Wet-Lease-Partner von Eurowings. Nur dank solcher Allianzen kann sich die Lufthansa-Tochter einen stetigen Wachstumskurs sichern. Also daher die Uniformen... Die Verwirrung komplett machte etwas, was vielleicht gar nicht mit dem Marken-Wirrwarr zu tun hatte: die per Lautsprecher formulierte Bitte der Besatzung, auf der Bordkarte nachzuschauen, ob man denn einen Gratis-Snack bekommt oder zahlen muss. Der Verfasser dachte bei sich: Wenn jetzt die Atemmasken rausfielen und Pan Am draufstünde?
Von einer nur annäherungsweise gelebten Markenidentität fehlte im rot-weißen Jet Köln-Palma jede Spur. Es handelte sich um eine amorphe Mixtur aus Eurowings, Air Berlin und Tuifly. Dass die Kunden verwirrt sind, ist Eurowings-Chef Thorsten Dirks durchaus bewusst: Er gehe davon aus, „dass bis zum Ende des laufenden Sommerflugplans immer mehr Jets mit Eurowings-Lackierung und Eurowings-Produkt an Bord unterwegs sein werden”, sagte er schon vor einigen Wochen dem „Handelsblatt”.
Währenddessen werden noch weitere Kunden das ungewohnte Marken-Kuddelmuddel erleben müssen. Und sich angesichts der vielen Flugausfälle nur eines erhoffen: Bitte Flugzeug, flieg, egal wie du heißt!
1 Kommentar
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Ich frag mich überhaupt warum die Airlines noch angeschrieben sind? In der heutigen Zeit hat doch keiner mehr eine Markentreue oder ist Fan einer Gesellschaft. Wer im Nahbereich fliegt, dem ist doch schnuppe in was er einsteigt. Hauptsache es landet auf dem Fahrgestell und der Flug war gut. Also könnte man doch alle Flieger ohne Logo oder Name der Gesellschaft steigen lassen. Das Personal könnte sich im gleichen Look kleiden wie es die Piloten und Copis machen. Und schon wäre alles OK