Mittlerweile scheint bei den Einheimischen die Angst vor dem eigenen Aussterben deutlich der zu überwiegen, ein schlechter Gastgeber zu sein oder gar als fremdenfeindlich zu gelten. So entwickelt sich zunehmend sichtbarer Widerstand. Demonstrationen und Massenproteste machen Schlagzeilen. Man ist immer weniger bereit, sich auf eine unbedeutende Statistenrolle im großen Freizeit- und Themenpark Mallorca reduzieren zu lassen.
Der deutsche Dichter und Schriftsteller Hans Magnus Enzensberger soll einmal gesagt haben: „Der Tourist zerstört, was er sucht, indem er es findet.” Ich fürchte, letztlich ist das der Gradmesser für realistische Veränderungen. Denn leider gilt auch hier: „Money makes the world go around.” Insgesamt gaben Touristen im Jahr 2023 rund 20 Milliarden Euro auf den Balearen aus, wobei Mallorca den Großteil davon abbekommen hat. Entsprechend milliardenschwer sind die Gewinne der Tourismusindustrie und nicht zuletzt die Steuereinnahmen daraus. Die Rechnung „Weniger Gäste, aber bitte nicht weniger Geld”, wird kaum aufgehen. So beklagenswert es ist, die weitere Zerstörung der Lebensgrundlage und angestammten Heimat der Mallorquiner allein wird wahrscheinlich kaum etwas verändern und würde irgendwann als Kollateralschaden hingenommen. Erst wenn wirklich der Zenit überschritten ist und Enzensbergers Szenario droht, sich zu manifestieren, wird man einen Gang zurückschalten, um den Quellursprung der Milliarden nicht versiegen zu lassen. Solange ist eher zu vermuten, dass man sich hinter verschlossenen Türen sagt: „Die Insel am Limit! Na und?”
Es ist ein bisschen wie mit dem Schicksal der Ureinwohner Amerikas, deren Lebensweise und Kultur durch die Ankunft der europäischen Siedler unwiderruflich zerstört wurden. Die Gier nach Land und Ressourcen verdrängte die indigenen Völker und rottete sie schließlich nahezu vollständig aus. Erst brachte der Fortschritt auch den Ureinwohnern wirtschaftlichen Nutzen, den sie aber mit dem Verlust ihrer Identität und Heimat und letztlich mit ihrer Existenz bezahlten.
Die Gefahr ist also wahrscheinlich um einiges größer, als es viele Betroffene wahrhaben wollen, dass es trotz allen Aufstands so bleibt, wie es ist und es über wohlfeile Lippenbekenntnisse und verständnisvolle Absichtserklärungen der Verantwortlichen, etwas verändern zu wollen, nicht hinausgeht. Es bräuchte schon sehr großen Mut und Entschlossenheit bei den politischen Entscheidungsträgern, um sich der Macht der Tourismusindustrie entgegenzustellen und mehr als nur Scheingefechte zu führen. Gleichzeitig müssten die Touristen selbst umdenken und sich ihrer Verantwortung bewusst werden. Nur so kann die Lebensgrundlage der Mallorquiner und das, was vom ursprünglichen Charakter der Insel noch übrig ist, für künftige Generationen bewahrt werden.
Mit einem wird man sich schließlich abfinden müssen: Die Touristen, die man seit Ende der 60er Jahre rief, wird man nun nicht mehr los. Und was wäre, wenn doch, hat die Corona-Krise gezeigt: Eine Insel am finanziellen Abgrund. Eine Quadratur des Kreises unter Palmen.
2 Kommentare
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Hajo HajoSuper @Hajo, wie immer den Nagel auf den Kopf getroffen. Auch in Deutschland ist der Mangel an Personal und bezahlbaren Wohnungen ständiges Thema.
Sorry, aber selten einen solchen pseudo intellektuellen Unsinn gelesen. So schreibt jemand der die Insel gar nicht richtig kennt. Denn anderenfalls würde er die Größenverhältnis und die Geographie in seine Betrachtungen einbeziehen. Fakten = * Mallorca ist ca. 3.650 qkm groß * die "touristische" Erschließung liegt bei etwa 18-20% * die beklagten Massenhotspots sind nur 4, die Stadt Palma, Soler, Magaluf, die Mitte der Playa de Palma um den Balneario 6 und den Etablissements dahinter. * das gesamte Land auf der Insel außerhalb dieser Zentren, ist vom beklagten Massentourismus gar nicht betroffen und nur von kleineren modernen Freizeitaktivitäten in der Tramuntana, die der Zeit entsprechen. So wie in ganz Europa ist das aber zu regeln. * die Kläger als Insider zwingt niemand sich in die Hotspots zu begeben. Und Einkaufen tut sie in der von Kreuzfahrern überfüllten Altstadt sowieso nicht, sondern in ihrem Viertel bei Mercadona, Eroski, Lidl und Aldi, wo es billiger ist. Angemerkt = was den Wohnungsmangel betrifft, so geht der wie in Deutschland nach Corona auch mit dem Personalmangel in der Gastronomie und Hotellerie einher. Arbeitgeber sollten nicht klagen, sondern sich bei der Wohnungssuche einschalten und so für beide Seiten eine zufrieden stellende Lösung erreichen. Denn als Insider haben sie dazu bessere Chancen etwas zu erreichen, als die Fremden, die sie im Geschäft brauchen, in Wohnmobilen hausen zu lassen und die außer dem noch dem Hass der Bewohnern im Viertel aus zu setzen.. -- Aber sich dann z.B. in der Gastronomie von diesen bedienen lassen und selbst Kapazitäten an Urlauber vermieten -oder? Schlimmer finde e ich, dass man einfach dem Müllproblem und der Kriminalität nicht Herr wird. Also sollte man besser darüber diskutieren und nicht die Touristen als Sündenböcke für alles beklagen. - PUNKT !