Das Zweipropeller-Wasserflugzeug bietet Platz für insgesamt 19 Passagiere mit einem zehn Kilo schweren Gepäckstück pro Person. | Isla Air Express

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Die Propeller werden vom Piloten mit einem Knopfdruck angeworfen, ein dröhnender, voluminöser Motorsound erhallt. Sekunden später gleitet die Maschine wenige hundert Meter durch das Wasserbecken des Hafens, bevor sie sich majestätisch in die Lüfte schwingt und auf einer Höhe von 3000 Metern mit 300 Meilen pro Stunde Ibiza anfliegt. So ähnlich dürfte es sich bald in der Realität abspielen, wenn die ersten Wasserflugzeuge Mallorca mit der kleinen Schwesterinsel verbinden. Zugegebenermaßen ist diese Idee nicht ganz so neu, denn in der Geschichte der Luftfahrt der Balearen hat es bereits in den 1920er Jahre eine Direktverbindung zwischen Palma und Barcelona per Wasserflugzeug gegeben.

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Antoni Jiménez Massana ist Ressource-Manager
bei dem spanischen Unternehmen Isla Air Express.F.: P. Lozano

Ins Leben gerufen wurde das neue Wasserflugzeug-Projekt von dem spanischen Unternehmen Isla Air Express, das in den vergangenen fünf Jahren über acht Millionen Euro in das Vorhaben und die Lizenzen investierte. Nun soll endlich, nach Jahren des Wartens, am 18. März auf Mallorca, und einen Tag darauf, am 19. März, der erste Testflug einer Maschine auf Ibiza stattfinden, wenn alles glatt geht. Antoni Jiménez Massana, Ressource Manager von Isla Air Express, sagte gegenüber MM: "Wir müssen viele bürokratische Hürden überwinden, damit wir hierfür eine Genehmigung erhalten." Der erste Probeflug, der bereits im November 2023 stattfinden sollte, war von der Hafenbehörde der Balearen (APB) abgesagt worden. Als Grund hierfür wurden ungünstige Witterungsverhältnisse angegeben.

PALMA - VISTA GENERAL DE LA NUEVA SEDE DE LA AUTORITAT PORTUARIA.
Die Hafenbehörde (APB) muss für das neue Projekt grünes Licht geben.
Foto: Archiv MM

"Für die Testflüge mit der Maschine, die sich zurzeit in Marseille befindet, kommt eigens ein erstklassiger Pilot aus Kanada hierher. Zudem müssen wir eine Erlaubnis bekommen, um den Kraftstoff Kerosin zum Hafen an den Marinas zu transportieren und spezielle tiefliegende Steg-Pontons für die Wasserflugzeuge zu installieren", erklärt Jiménez die weiteren Voraussetzungen für einen Testflug. Kanada gehöre, wie der Isla-Air-Express-Manager ferner schildert, zu den wenigen Ländern weltweit, in denen Wasserflugzeuge zum Alltag von Reisenden gehören, in Europa ist Dänemark der Vorreiter. "Da wir in Spanien eines der ersten Unternehmen sind, die einen solchen Dienst anbieten, müssen die zuständigen Behörden erst ihre Skepsis ablegen," so Jiménez.

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Der Sprecher der Hafenbehörde (APB), Raimond Jaume, sagte gegenüber MM: "Damit wir grünes Licht für die Testflüge geben, müssen noch weitere Sicherheitsvorkehrungen beachtet werden, was in einer gemeinsamen Sitzung am 29. Januar beschlossen wurde." Außer der Hafenbehörde müsse ferner noch die spanische Behörde für Luftsicherheit (AESA) ihre Zustimmung erteilen.

"Die Maschinen sind Flugzeuge und Boote zugleich, und müssen daher gleichermaßen die Anforderungen der Luftfahrt- und der Hafenbehörde erfüllen," fasst Jiménez zusammen. So dürfen die Wasserflugzeuge etwa nicht starten, wenn der Wellengang über einen Meter beträgt oder bei geringer Sichtweite aufgrund starken Nebels.

Hinter der 2019 gegründeten Firma Isla Air Express mit Sitz in Palma, die mit rund einem Dutzend Mitarbeiter operiert, stecken ein spanischer und zwei deutsche Geschäftspartner. "Wir haben den Eindruck, dass die neu gewählte, rechtskonservative Regierung auf den Balearen fortschrittlich ist und unser Vorhaben stärker unterstützt. Schließlich wäre das auch für die Inseln prestigeträchtig", gibt sich Jiménez optimistisch.

Die neuen Flug- und Wassermaschinen, von denen jede beinahe vier Millionen Euro kostet, bieten Platz für 19 Fluggäste und zwei Piloten. Ende dieses Jahres, spätestens Anfang 2025, will das Jungunternehmen zunächst Mallorca und Ibiza in 35 Minuten Flugzeit miteinander verbinden. Hinzu kommt Barcelona, wobei täglich fünf Luftfahrten geplant seien. In einer zweiten Phase sollen auch Verbindungen nach Menorca und Formentera etabliert werden. Jiménez sagte: "Unser neues Transportsystem ist ökologischer und bringt die Reisenden schneller ans Ziel, als mit dem herkömmlichen Flugzeug, da der zeitaufwendige Check-in wegfällt."