Deutsche Urlauber feiern an der Playa de Palma, direkt am Strand. | A. Sepúlveda

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Eine Gruppenvergewaltigung und ein junger Mann, der auf das Gesicht eines anderen kotet. Zwei Schlagzeilen, die in den vergangenen Wochen Mallorca, oder besser gesagt Platja de Palma, wieder zum Epizentrum des europäischen Exzess-Tourismus gemacht haben. Die Party in Magaluf, die einst mit dem Mamading, also Fellatio-Wettbewerben, ihren Höhepunkt erreicht hatte, scheint nach der Pandemie etwas an Bedeutung verloren zu haben. Und so ist es der beliebte Sandstreifen an den Balnearios zwischen Can Pastilla und S'Arenal, der nun wieder im Rampenlicht steht. Jener auch als "Ballermann" bekannte Sehnsuchtsstrand deutscher Urlauber, der von den einen geliebt, von den anderen gehasst wird.

Beamte der Lokalpolzei an der Playa de Palma stellen ein Bußgeld aus. Foto: A. Sepúlveda

Es ist, wie die MM-Schwesterzeitung "Ultima Hora" in einer langen Reportage darlegt, ein Sündenpfuhl, dessen ausufernde Feierei sich über den ganzen Tag hinzieht und im schlimmsten Fall mit einem Polizeieinsatz endet. Ein Tourismus der Exzesse, der, als wäre er sein Treibstoff, ohne Alkohol nicht möglich ist. Fast alles Schlimme, was an der Playa de Palma passiert, beginne mit dem übermäßigen und sorglosen Konsum von Alkohol, konstatiert "Ultima Hora".

"Vorglühen"

Die Vormittage in den Balnearios 5, 6 und 7, wo sich der harte Kern des deutschen Exzess-Tourismus konzentriert, können fast als ruhig bezeichnet werden. Der Strand ist nicht mehr das, was er vor Jahren war, als die Urlauber ihre riesigen Lautsprecher auf dem Sand aufstellten und ihn in eine behelfsmäßige Diskothek verwandelten. Natürlich fehlte es aber auch heute bei diesen morgendlichen Sessions nicht an Alkohol, den die Touristen in jedem nahe gelegenen Supermarkt kaufen können. Von den klassischen "Paketen", die einen Eimer, Eis, Alkohol, Softdrinks und extra lange Strohhalme enthielten, ist aber nichts mehr zu sehen. Es gibt auch keine großen Mengen junger Leute, die trinken. Die Ortspolizei von Palma ist seit den frühen Morgenstunden vor Ort und versucht, das Mitnehmen von Glasflaschen an den Strand und die "Botellones", also Saufgelage an der Strandpromenade, zu verhindern.

Dennoch ist der Alkoholkonsum am Morgen nicht gleich null, wenn auch diskreter als früher. Den ganzen Vormittag über laufen die Touristen von ihren Hotels zum Strandufer. Einige von ihnen waren noch nicht einmal in ihren Hotels, haben die ganze nacht durchgefeiert und nicht geschlafen. Und obwohl es für sie schwierig scheint, sich auf den Beinen zu halten, haben sie offenbar nicht die Absicht, dies zu tun. Sie sind in kleinen Gruppen unterwegs und tragen die ausgefallene Kleidung der "Ballermänner", wie sie die Gegend um den Balneario 6 nennen.

Ein paar Jungs kaufen Biernachschub im Supermarkt. Foto: A. Sepúlveda

Die Männer tragen meist Tanktops aus einer örtlichen Diskothek oder Fußballtrikots. Um sich vor der Sonne zu schützen, wenn auch wahrscheinlich eher aus stilistischen Gründen, tragen sie große, bunte Sonnenbrillen, meist zusammen mit Hüten im Fischerstil. Badehosen, Gürteltaschen und Badelatschen, manchmal mit Socken, tun ihr Übriges. Mädchen neigen dazu, sehr ähnliche Outfits zu tragen, allerdings ohne Fußballartikel. Diese Outfits können im Laufe des Tages durch einige Accessoires verändert werden, die sie von den Straßenhändlern kaufen, die die Touristen ständig bedrängen. Ketten, Aufkleber, Armbänder und viele andere Dinge gibt es im Überfluss.

Bei dieser "Parade in Richtung Alkohol", wie "Ultima Hora" es nennt, gibt es verschiedene Möglichkeiten: In einer lokalen Bar zu trinken, vor allem in der sogenannten Schinkenstraße, oder in mittlerweile erstklassigen Restaurants (dafür hat die Qualitätsoffensive "Palma Beach" gesorgt). Es gibt aber auch die Möglichkeit, in einem Supermarkt Alkohol zum Mitnehmen zu kaufen oder ein Mischgetränk von einem Straßenverkäufer zu erwerben, der am Strand entlang schlendert. Es gibt zwar einige, die sich für die erste Option entscheiden, da es sich beim Trinken in Kneipen und Bars um "legalen Alkoholkonsum" in einer den Benimmregeln der Gegend entsprechenden Einrichtung handelt, aber viele entscheiden sich wegen der niedrigeren Preise für die beiden anderen, kaufen "Billig-Alk" im Supermarkt oder beim Straßenhändler.

Die Touristen strömen zu den Supermärkten in der Gegend, die alle paar Meter entlang der Strandpromenade zu finden sind, und wählen aus der großen Auswahl, die diese Geschäfte bieten. Viele dieser Supermärkte haben sich zu regelrechten Spirituosengeschäften entwickelt, in denen der für Alkohol vorgesehene Raum im Verhältnis zur Größe des Lokals sehr groß ist. Obwohl sie aus gesetzlichen Gründen nicht mehr die früher so beliebten "Pakete" verkaufen dürfen, sondern alkoholische Getränke einzeln anbieten müssen, findet man in einigen dieser Läden immer noch Eiskübel und alles, was man zum Trinken auf der Straße braucht.

Auch die Öffnungszeiten wurden in den letzten Jahren eingeschränkt, der Verkauf alkoholischer Getränke ist nur noch von 8 bis 21.30 Uhr erlaubt. Während dieser Zeite, so der UH-Reporter, herrsche ein ständiger Zustrom von Touristen. Sie nehmen Dosen oder Flaschen mit, die sie an der Promenade oder am Strand konsumieren, solange sie nicht von der Polizei gesehen und zur Ordnung gerufen werden. Hoffentlich landet der Müll in einem Mülleimer! Aber es ist nicht ungewöhnlich, dass er am Ende auf der Strandpromenade liegen bleibt. Kein Wunder, dass sich die Schlagzeilen in bundesdeutschen Medien häufen, die von der "Vermüllung" der Playa de Palma sprechen. Im Laufe des Vormittags findet man immer häufiger Flaschen und Dosen auf dem Boden oder auf der Mauer, die die Strandpromenade vom Sand trennt. Die Verantwortlichen der "als Supermärkte getarnten Schnapsläden" lehnten es ab, sich gegenüber "Ultima Hora" zu diesem Thema zu äußern.

Straßenverkauf

Die dritte und aus gesundheitlicher Sicht vielleicht riskanteste Möglichkeit ist der Kauf von Mischgetränken bei Straßenhändlern. Diese nutzen die Tatsache aus, dass die Getränke, die Touristen in Supermärkten kaufen können, ihre Frische verlieren oder schnell ausgehen, um dann mit den Fertiggetränken am Strand aufzutauchen: "Mojitos, Caipirinha, Birra!". Gegenüber der Presse sind sie sehr ausweichend, sie wollen auch keine Aussagen machen, und auch gegenüber der Polizei versuchen sie, sich zu drücken. Die Kontrolle durch die örtlichen Behörden von Palma gilt jedoch sehr streng. Laut "Ultima Hora" vergehe kaum ein Tag, an dem die Beamten keine Anzeige erstatten, auch wenn die Straßenverkäufer das nicht zu beunruhigen scheint. Sie sind daran gewöhnt und kehren schnell auf ihre Posten zurück.

Party

Gegen Mittag kommt der Alkoholkonsum in Fahrt. Die Touristen sind mit dem "Vorglühen" fertig. Gegen 15 Uhr beginnen die großen Clubs ihre Türen zu öffnen. Die eigentliche Party beginnt jetzt und dauert bis in die frühen Morgenstunden. Der Strand ist bereits in den Hintergrund getreten und die Touristen, hauptsächlich Deutsche, konzentrieren sich auf die Promenade.

Die Stunden vergehen und der Alkohol im Blut macht sich mehr als bemerkbar: Streitereien, Schlägereien, Gesänge, Umarmungen und gelegentliche Stürze. Die Sonne geht langsam unter und in den Straßen der Playa de Palma sieht man eine große Anzahl Menschen, die nicht mehr stehen können oder, oft in ihrem eigenen Erbrochenen, auf der Straße liegen und für die, wenn kein Wunder geschieht, die Party erst mal vorbei ist.

Gegen 20 Uhr verlassen viele Touristen die Lokale, Clubs und Bars. Es ist an der Zeit, in die Supermärkte zu gehen, um Alkohol nachzufüllen, ein beliebtes Schnellrestaurant aufzusuchen und zurück zur Promenadenmauer zu gehen, wo die Party weitergeht. Der "Botellón" ist jetzt auf seinem Höhepunkt. Anders als am Morgen gerät die Situation aufgrund der vielen Menschen in der Gegend und des hohen Alkoholkonsums außer Kontrolle. Die Abfälle häufen sich, es wird laut und ausschweifend. Auch in dieser Nacht werden wieder Dinge geschehen, die für neue Schlagzeilen sorgen werden. Hier, an der "Exzess-Meile" Mallorcas.