Das Wort Kegelclub hat Eingang in den spanischen Wortschatz gefunden. Zumindest übersetzt es die mallorquinische Tageszeitung „Ultima Hora” nicht. Auf der Insel wissen viele Einheimische, was damit gemeint ist: deutsche Urlauber, meist Ü50, die in Zehnergruppen Hotelzimmer und Strandabschnitte füllen. Die bevorzugte Jahreszeit dieser Klientel, nach Mallorca und besonders an die Playa de Palma, zu kommen, ist mit dem September angebrochen.
Dass die eine oder andere Gruppe ihre Flagge zwischen den typischen Carritx-Sonnenschirmen aufspannt, ist ein gutes Zeichen für die hiesige Tourismuswirtschaft. Zudem hat die Bundesregierung ganz Spanien vor einigen Tagen von der Liste der Risikogebiete gestrichen. Deutschland ist neben England wichtigster Quellmarkt für Mallorca.
Ziel der Balearen-Regierung ist, das hohe Buchungsniveau bis Ende Oktober zu halten. Hoteliers prognostizieren, dass kein Hotel zumindest bis Ende dieses Monats schließen wird. Sie sind aber auch realistisch und sagen ein Ende der Saison Mitte Oktober voraus.
Wie gut die Hotels gebucht sind, ist jedoch immer nur rund 30 Tage im Voraus absehbar. Jaime Monserrat, Direktor eines Reservierungsportals, betont: „Niemand weiß, was nach dem 15. Oktober passiert.”
Die Präsidentin der Regionalregierung, Francina Armengol, hat eine weitere, nach ihren Worten „aggressive” Werbekampagne in Kooperation mit Fluggesellschaften und Reiseanbietern angekündigt. Sie stellte dafür weitere 2,5 Millionen Euro aus dem Haushalt der Balearen bereit. Um Urlauber anzuziehen, sei es wichtig, dass Fluggesellschaften viele Flüge anböten. Eine gute Anbindung solle bis Ende Oktober auf internationaler und bis Ende Dezember auf nationaler Ebene garantiert sein. Im kommenden Jahr solle Armengol zufolge wieder ein Fremdenverkehrsbetrieb wie vor Corona herrschen.
Nach Angaben des spanischen Statistikamtes gaben ausländische Urlauber auf den Balearen im Juli 1,6 Milliarden Euro aus. Das macht fast ein Drittel des gesamtspanischen Wertes aus. In den ersten sieben Monaten des Jahres summierten sich die Ausgaben der Urlauber auf den Balearen auf knapp drei Milliarden Euro. Die Inseln stehen damit spanienweit an der Spitze, gefolgt von Katalonien und den Kanaren. Im Vergleich zu 2020 haben sich die Ausgaben auf den Inseln um 155 Prozent gesteigert.
Während die Einnahmen sprudeln, diskutieren Politik und Privatwirtschaft, wie in Zukunft weniger Urlauber, dafür aber mehr Qualitätstouristen angelockt werden können. Dazu zählen ausdrücklich die Ü50-Kegelclubmitglieder, die zur zahlungskräftigen deutschen Mittelschicht gehören.
Der Bürgermeister von Calvià, Alfonso Rodríguez, sagte, dass eine erfolgreiche Saison nicht bedeute, immer mehr Urlauber als im Vorjahr zu beherbergen. „Wir müssen den Blickwinkel ändern.” Damit richtete er sich an die Hoteliers.
Kommentare kamen umgehend. Antonio Mayol, Präsident der Hoteliers in Peguera, sagte, dass hohe Qualität auch bedeute, dass es keine Schlaglöcher in den Straßen gebe und Gehwege sauber seien. „Das Modell zu ändern, ist nicht nur unsere Aufgabe. Es müssen öffentliche Investitionen her.”
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