Dieses Jahr gibt es bei ihm leider nicht so viele wie sonst, sagt Landwirt und unumstrittener Melonenkönig Tomeu Morlà mit Blick auf seine Feldfrüchte. Acht Jahre in Folge hat der 71-Jährige den Preis für die größte Melone auf dem traditionellen Melonenfest in Vilafranca de Bonany im Osten von Mallorca gewonnen. Den Rekord schaffte er mit einer 21,3 Kilo schweren Frucht.
Ob es auch dieses Jahr klappen könnte, weiß der Mallorquiner noch nicht: "Viel zu kalt und regnerisch war der diesjährige Frühling. Dreimal musste ich die Samen aussäen. Hinzu kommt, dass unzählige Kaninchen, Hasen und alles mögliche Ungeziefer mir zu schaffen machen - fehlen eigentlich nur noch die Elefanten, die es sich auf den Feldern bequem machen", lacht Tomeu Morlà.
Die honigsüßen Früchte bestimmen das Leben des Mannes, seitdem er denken kann: "Schon mein Vater und Urgroßvater bauten Melonen auf diesem fruchtbaren Boden an. Damals gab es nicht viel außer der Landwirtschaft - jeder arbeitete auf dem Feld." Mit zwölf Jahren verlor er die Lust an der Schule und von da an half er beim Melonenanbau mit, bis er mit 23 heiratete und Transporteur wurde. Aber sogar da füllte die Frucht die Wochenenden des Mallorquiners: "Meine Frau liebte das Land, ohne sie würde ich die Sonntage eher zu Hause verbringen, als die Erde zu bearbeiten."
Während die früheren Generationen die Melonen hauptsächlich für den Verkauf anbauten, passiert das heute fast nur noch als Hobby für den Eigenverbrauch. "Es kostet mich viel mehr, Melonen aus der eigenen Produktion zu essen, als sie im Laden nebenan zu kaufen", gibt der Landwirt zu. Andererseits könne er sich ein Leben ohne Melonen gar nicht vorstellen - jeden Tag kommt das zuckersüße helle Fruchtfleisch auf den Tisch der Familie. "Obwohl wir auf dem Grundstück jede Menge Trauben, Feigen, Äpfel, Birnen und Pfirsiche haben, kommt keine dieser Früchte gegen die Melone an - sie ist unsere Königin", sagt Tomeu Morlà mit unüberhörbarem Stolz in der Stimme. Behutsam zieht er die Ranken auseinander, um die riesigen ovalen Prachtstücke freizulegen, die an Dinosaurier-eier erinnern.
Was ist denn das Geheimnis solcher Größe? "Ich wurde oft danach gefragt, aber es gibt dabei keinen Trick", antwortet Tomeu Morlà. "Das Wichtigste ist der Samen der Sorte Tendral. Jedes Jahr hebe ich die Samen der größten Melone auf - die werden im kommenden Jahr gesät. Wie ich immer sage: Große Eltern haben große Kinder. Außerdem ist diese Erde bestens für den Anbau von Kürbisgewächsen geeignet. Etwas Wasser und viel Dünger, der die Süße bewirkt, das ist schon die ganze Magie. Manchmal kann die Größe täuschen und innen ist die Melone leer." Mit viel Sorgfalt deckt er die Früchte mit ihrer hellgelben bis dunkelgrünen Schale mit Hilfe der Ranken wieder zu, fast wie mit einer Decke. "Die Sonne würde sie sonst verbrennen", meint der Mallorquiner. Das Interessante ist, dass zum Wettbewerb immer die gestreiften Melonen gelangen - das Resultat der Kreuzung von zwei Sorten durch Bienen.
Ob er seine Melonen auch an die Läden in der Stadt liefert? "Ein Paar der Melonen hat man mir abgekauft für einen Preis von 0,50 Euro das Kilo. Im Geschäft kann man sie dann für 0,80 Euro kaufen", sagt Tomeu. Früher konnte man auf der Straße von Palma nach Manacor eine Unzahl originell geschmückter Obst- und Gemüseverkaufsstände finden. Heute sieht man nur wenige in der Stadt und einen in der Nähe des Restaurants El Cruce.
Seit 44 Jahren betreibt Guillém Morla seinen bunten Gemüseladen "Alls i Melons" (Knoblauch und Melonen) an der Hauptstraße von Vilafranca de Bonany. Wo man nur hinschaut, hängen von der Decke und an dem Vordach rote Paprikagirlanden, Maiskolben, Tomatenrispen und Knoblauchzöpfe. Auch er verkauft, außer den hiesigen Sorten wie "Piel de Sapo" (Krötenhaut) und den gelben und aromatischen Marinas, die Melonen von Tomeu Morlà.
Einige Exemplare davon würden sich auch eignen, um am Sonntag, 1. September, bei der "Fira del Meló" anzutreten. Neben Preisen für die größte und süßeste Melone gibt es einen Wettbewerb im Melonenessen, Sport mit der Melone und jede Menge Köstlichkeiten mit der honigsüßen Frucht.
"Möglich, dass es mein letztes Wettbewerbsjahr sein wird", meint Tomeu Morlà. Was die junge Konkurrenz, nach seinen Worten sehr freuen sollte. Obwohl es mittlerweile nur fünf bis sechs Bauern gibt, die in der Region Melonen anbauen (vor einigen Jahren waren es noch doppelt so viele), schwindet der Drang nach dem Rekord nicht. "Wenn man früher eine 15 Kilo schwere Melone auf den Tisch legte, dann sprangen alle hoch und bewunderten das Meisterwerk, heute jedoch geht gar nichts unter 20 Kilo", erzählt der Bauer.
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