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Genüsslich lässt sich Massai auf die Seite drehen und legt seine Beine auf die Hüfte von Uwe Jourdain. Die Köpfe von Mensch und Pferd liegen aneinander, es sieht aus wie ein Paar beim Einschlafen. Die Zuschauer auf der Tiermesse Hund und Pferd in Dortmund sind begeistert. Uwe Jourdain ist auch im Fernsehen bei Sendungen wie Hund, Katze, Maus (VOX) oder wie jetzt beim Seminar auf der Pferdefinca Can Paulino in Llucmajor ein gern gesehener Gast.

Der Pferdetrainer aus dem Sauerland hat sich mit Freiheitsdressur und Zirkuslektionen einen Namen gemacht. Ganz ungefährlich sind seine Tricks nicht, weder für ihn noch für die Gelenke des Pferdes. Jourdain legt daher Wert auf Gymnastik, Dehnen und Stretchen. "Das macht ein Sportler doch auch", sagt er.

Bei der Arbeit mit dem Tier kommuniziert der Mensch mit seinem Körper, nicht mit der Stimme. Der Reporter darf es mal mit Pferd Marcus von Seminarteilnehmerin Conny Fetzer probieren: Das Pferd in einer Acht führen, dabei den Zügel von der linken in die rechte Hand wechseln. "Wenn du vor dem Pferd stehst, bleibt es auch stehen. Du musst es von hinten treiben", sagt er. Nach anfänglichen Schwierigkeiten reagiert das Tier sogar auf einen völlig unbegabten Journalisten.

Fortgeschrittene lassen das Pferd ein "Kompliment" machen, bei dem es einen Ausfallschritt mit einem Vorderlauf macht, den anderen einknickt. Jourdain zeigt auch, wie man ängstliche Tiere für den Hufschmied vorbereitet. Fast alles läuft über die Körpersprache. "Du musst lernen, deutlich zu werden. Pferde sind dafür gute Mentoren", sagt er.

Deshalb gibt Jourdain auch Managerseminare für Großfirmen, in denen die Teilnehmer, in der Regel hoch bezahlte "High-Potentials", ihre Teamfähigkeit zeigen müssen. "Da werden Top-Manager von Pferden entlarvt", sagt Jourdain. Coach Kerstin Eßer aus Llucmajor ist zum Beispiel gekommen, um etwas über sich selbst zu lernen. "Das Pferd ist wie in Spiegel", sagt sie. "Es zeigt dir, wo du klar bist, und wo nicht."

Das Pferd als Trainer, so erlebte es auch Corinna Ertl. Paula war eine echte Zicke, bevor sie zu ihr kam. Niemand kam mit der Stute zurecht, auch die Vorbesitzerin nicht. Zunächst beging Corinna Ertl dieselben Fehler wie ihre Vorgängerin auch. "Ich wollte sie führen, formen und reiten, hab aber die Rechnung ohne sie gemacht." Heute weiß Corinna, dass Paula eigentlich normal war. "Man musste nur erkennen, dass sie eine Leitstute war und ihr die Hierarchie deutlich machen."

Da an normales Reiten mit Paula nicht zu denken war, begann Corinna, mit Paula auf dem Boden zu arbeiten. Die gelernte Krankenschwester Ertl besuchte Seminare und lernte, dem Pferd mit ihrem Körper Signale zu geben.Weil ihr die finanziellen Mittel fehlten, baute sie einen Springparcours aus Partybänken und ein sogenanntes Eulennest, ein Ring, häufig mit Stroh verkleidet, durch den Tiere springen - freiwillig. "Auch für den Reiter ist es ein optimaler Sport. Er bewegt sich nämlich auch mehr, als wenn er nur auf dem Pferd sitzt."

Bei einem England-Besuch erfuhr sie, dass man das, was sie macht, Horse Agility nennt. Darauf gründete die Powerfrau aus Hessen den ersten Verein in Deutschland. Ihr Wissen hat die 46-Jährige zum ersten Mal auf Mallorca weitergeben. Das ist aber nicht alles. Die Pferdefinca Can Paulino in Llucmajor soll künftig ein offizieller Stützpunkt für Horse-Agility sein.

Aus Paula ist heute übrigens ein Show-Pferd geworden, das auf Befehl seine Vorderhufen in die Höhe wirft. Und reiten kann Corinna auch noch auf ihr. "Eigentlich hat sie mich ausgebildet."