Boomender Markt auf Mallorca: MM-Experteninterview zum Thema Privatjets
Seit einem Jahr ist die Luxus-Airline Travelcoup im Bereich Semi-Privatjet auf Mallorca aktiv. Maurice Gauch, Vertriebschef der Firma, stand MM Frage und Antwort
Der Flugkapitän begrüßt die Gäste vor dem Einsteigen in die Maschine persönlich. | Travelcoup
Mallorca hat sich längst nicht nur als Urlaubsziel für sonnenhungrige Reisende etabliert – die Insel ist auch ein Hotspot für luxuriöse Anreisen geworden. Im Jahr 2023 zählte der Flughafen Son Sant Joan über 7500 Starts und Landungen von Privatjets, womit er sich als meistfrequentierter Privatjet-Flughafen Spaniens positioniert. Das exklusive Terminal "Aviación General" bietet 45 Parkpositionen, ergänzt durch weitere 15 im Norden des Airports.
Auf den Balearen insgesamt wurden beeindruckende 23.710 Flugbewegungen von Privatflugzeugen registriert – ein Beleg dafür, dass maßgeschneiderte Luxusreisen gefragter sind denn je. Neben etablierten Anbietern wie Travelcoup mischen immer mehr Boutique-Reiseagenturen mit, die exklusive Kurztrips für ihre wohlhabende Klientel schnüren. Vier Tage auf Mallorca, perfekt organisiert und stilvoll inszeniert, können da schon mal mit bis zu 15.000 Euro pro Person zu Buche schlagen. Die Passagiere? Geschäftsleute, Führungskräfte und vermögende Familien, die oft eine eigene Villa auf der Insel ihr Eigen nennen.
Doch die glamouröse Seite dieser exklusiven Art des Reisens bleibt nicht ohne Kritik: Umweltorganisationen wie Greenpeace prangern die hohen CO2-Emissionen an, die durch Privatjets verursacht werden.
Seit einem Jahr ist die Luxus-Airline Travelcoup mit ihrem Semi-Privatjet-Angebot auf Mallorca präsent. Wie das Konzept funktioniert und ob dieser Reise-Trend eine Zukunft hat – darüber sprach MM mit Maurice Gauch, dem Vertriebschef des Unternehmens.
Auf Mallorca haben die Privatjets seit 1999 ein eigenes Terminal. (Foto: Archiv MM)
Mallorca Magazin: Worin genau besteht das Angebot von Travelcoup und an wen richtet es sich? Maurice Gauch: Wir sind ein Schweizer Unternehmen, das 2021 gegründet wurde und der erste Anbieter des Semi-Privatjet-Konzept in Europa. Mit unserem Angebot schließen wir die Lücke zwischen Business Class und Privatjet. Zu unseren Kunden gehören auch gewöhnliche Touristen, die uns beispielsweise über Tui buchen, und vor allem Immobilienbesitzer.
Mallorca wird von der Schweizer Airline derzeit achtmal die Woche von der Schweiz und von Deutschland aus angeflogen. (Foto: Travelcoup)
MM: Welche Verbindungen bieten Sie derzeit an? Gauch: Momentan kann man Palma ganzjährig von den Flughäfen München, Zürich, Düsseldorf und Berlin erreichen. Unsere Airline bietet darüber hinaus auch Flüge nach Ibiza, London, Nizza an der Côte d’Azur und nach Olbia an der Costa Smeralda auf Sardinien an. Mallorca wird im Sommerflugplan 2025 achtmal die Woche von Deutschland und der Schweiz aus angeflogen, jeweils donnerstags und sonntags, was ideal für einen Wochenend-Trip ist oder um den Urlaub auf 10 Tage zu strecken. Ein One-Way-Ticket startet bei rund 500 Euro für die Strecke Zürich-Nizza und die Mallorca-Strecken sind ab 880 Euro One-Way buchbar.
Über den Wolken werden den Gästen erlesene Tropfen serviert. (Foto: Travelcoup)
MM: Was erwartet Reisende, die einen Flug bei Ihnen buchen? Was ist anders als bei einem gewöhnlichen Linienflug? Gauch: Unsere Maschinen bieten bis zu 22 Sitzplätze mit einer First-Class-Beinfreiheit in geräumigen Kabinen. An Bord hat jeder Gast einen Fenster- und Gangsitzplatz zugleich, er genießt ein besonderes Catering und erlesene Getränke. Damit holen wir die frühere Business-Class, die bei anderen Airlines zu einer Economy-Class degradiert ist, zurück nach Europa. Im Cockpit sitzen zwei Piloten, und die Fluggäste werden von eins bis zwei Flugbegleitern verwöhnt. Bei uns kommt eine ERJ145-Maschine des brasilianischen Flugzeugherstellers Embraer zum Einsatz. Darüber hinaus haben wir einen Embraer 135-Jet, ein drittes Flugzeug ist im Zulauf und soll bis Ende 2025 in die Flotte integriert werden.
MM: Der Flug ist ja wesentlich teurer als mit einer gewöhnlichen Airline, die Linienflügen anbietet. Was sind die Vorteile aus Ihrer Sicht? Gauch: Neben dem erstklassigen Komfort liegt das Plus für Reisende vor allem in der enormen Zeitersparnis, die insgesamt bis zu drei Stunden betragen kann. Reisende müssen am Privatjet-Terminal lediglich 30 Minuten vor Abflug vor Ort sein, wobei es am gewöhnlichen Flughafen mindestens zwei Stunden sind. Hinzu kommt das nicht existente Risiko eines Gepäck-Verlusts, da die Koffer direkt beim Abflug entgegengenommen und eingeladen werden. Unmittelbar nach der Landung wird das Gepäck dem Passagier übergeben. Hier setzen wir auf unseren exklusiven Mobilitätspartner SIXT. Die komplizierte Suche nach einem weit entlegenen Mietwagen-Anbieter am Airport entfällt, da sich diese direkt am Privatflughafen befinden. Auch Hunde können übrigens bis zu einem Gewicht von acht Kilo bei uns für eine Pauschale von 600 Euro mitfliegen. Sie bekommen einen Platz vor den Füßen des Passagiers, auf einer Decke in der Kabine zugewiesen. Demnach ersparen sich Tierbesitzer aufwendige Fahrten mit der Fähre oder lange Autofahrten.
Maurice Gauch ist für den Bereich Sales & Business Development bei Travelcoup zuständig. (Foto: privat)
MM: Wie lief das erste Geschäftsjahr rückblickend für Ihr Unternehmen? Wie fällt das Feedback Ihrer Kunden aus? Gauch: Wir haben diverse Stammkunden, die total begeistert sind. Übrigens werden wir auch von etlichen Promis gebucht. Es kommt oft vor, dass namhafte Musikgruppen oder professionelle Fußball-Mannschaften mit uns auf die Inseln reisen, die die Maschine für sich alleine mieten. Auch Unternehmer aus der Medizin- und Luxus-Uhrenbranche sind oft an Bord. Jeder, der schon Mal mit uns geflogen ist, fliegt nur noch mit uns.
MM: Im vergangenen Jahr starteten und landeten über 20.000 Privatjets auf Mallorca. Demnach kann man davon ausgehen, dass es ein hart umkämpfter Markt ist, oder? Gauch: Unser Geschäft läuft sehr gut, zumal wir der einzige europäische Anbieter dieses Konzepts sind. Vor allem nach der Pandemie kam es zu einem regelrechten Boom der Privatjet Branche. Niclas Seitz, der CEO von Travelcoup, hat das Unternehmen im Pandemie Sommer 2020 ge gründet, wobei das Konzept aus den USA stammt kam. Seitz bringt jahrelange Erfahrung im Finanzsektor und der Reise branche mit, und chartete zunächst Maschinen anderer Anbieter und verkaufte die Einzelplätze.
MM: Wie sieht es mit den CO2-Zertifikaten bei einem Semi-Privatjet-Flug aus? Gauch: Der Emmissionsausstoß ist etwas höher als bei Flügen in der Business Class, jedoch deutlich geringer als bei einem eigenen Privatjet-Charter. Wir arbeiten mit führenden Klimaschutzunternehmen zusammen, um der Umweltbelastung durch CO2-Zertfikate entgegenzuwirken. Die CO2-Kompensation ist bei uns automatisch im Ticketpreis mit einberechnet.
Kein Kommentar
Um einen Kommentar schreiben zu können, müssen Sie sich registrieren lassenund eingeloggt sein.
Noch kein Kommentar vorhanden.