Der Touristenbus macht an der Burg Bellver Halt. | jmartiny

TW
0

USA, Kanada, Deutschland, Frankreich, Polen – es geht international zu am Ticketschalter der Bellver-Burg an diesem Freitagvormittag. Für statistische Zwecke möchte die junge Frau hinter der Glasscheibe von den Besuchern gerne wissen, woher sie denn stammen. Ein Abstecher zu der weithin sichtbaren Festungsanlage aus dem 14. Jahrhundert gehört offenbar für viele Urlauber zum festen Programm. Familien mit Kinderwagen, Senioren in bequemen Schuhen, Reisegruppen aus Fernost – es herrscht ziemliches Gedränge auf der Treppe vor der Burg, wo zwei etwas ruppige Sicherheitsmänner die Tickets der Touristen sehen wollen. Fast alle von ihnen haben das Schild am Fuß der Treppe übersehen, auf dem zu lesen ist, dass es Eintrittskarten links um die Kurve am Besucherzentrum gibt. Und so schicken die beiden Kartenabreißer mit wachsender Ungeduld eine Gruppe nach der anderen wieder fort.

Das zugegebenermaßen etwas versteckt am Parkplatz gelegene Besucherzentrum fristet seit einiger Zeit ein trauriges Dasein. Der 2012 eingeweihte Flachbau beherbergt nicht nur den Ticketschalter. Der Bereich mit Toiletten, einem Verkaufsraum und einer kleinen Bar ist jedoch seit Jahren verrammelt. Nun tut sich allerdings etwas: Die Stadtverwaltung hat die Konzession für den Betrieb neu vergeben, sodass Besucher künftig wieder mit einem erweiterten Angebot rechnen können. Die Bar soll in den nächsten Tagen den Betrieb aufnehmen, heißt es – mindestens mit denselben Öffnungszeiten wie die Burg. Derzeit steht auf dem Vorplatz weiterhin ein Foodtruck, an dem man Getränke und kleine Speisen bekommt.

Auch an anderer Stelle des Bellver-Waldes scheint sich etwas zu tun. So kündigte die Stadt kürzlich an, drei Kiefern fällen lassen zu wollen, die beiderseits der Treppe hinauf zur Burg stehen und im Laufe der Jahre so groß geworden sind, dass sie die Sicht versperren. Tatsächlich kommt die Architektur des Bauwerks derzeit von kaum einem Ort der Stadt so richtig zur Geltung, wie auch der Denkmalschutzverein Arca jahrelang moniert hatte. Das Castell de Bellver ist seit 1949 ein spanisches Nationalmonument.

Burg Bellver
Sonne und Architektur sorgen im Innenhof der Bellver-Burg für ein ungewöhnliches Schattenspiel.
Ähnliche Nachrichten

Der Stadtpark umfasst allerdings sehr viel mehr, als nur die Burg. Weitläufig erstreckt sich ringsherum ein Wald, die größte Grünfläche der Stadt. Seit Jahren gibt es hier Aufforstungsprojekte, was man bei einem Spaziergang auch unschwer erkennen kann: An vielen Stellen wachsen neu gepflanzte Kiefern. Und so soll es weitergehen. Im Rahmen der Schaffung des sogenannten „Metropol-Waldes”, eines Grün-Gürtels, der die Stadt umfassen und der bis ins Zentrum führen soll, ist auch die Anpflanzung weiterer 1400 Bäume im Bellver-Wald vorgesehen. Bereits in der vergangenen Legislaturperiode waren die Wander- und Spazierwege dort zum Teil mit Geländern und Seilen begrenzt worden, um das Querfeldeinlaufen der Ausflügler einzudämmen und so die Erosion zu stoppen.

Ein weiteres Großprojekt wartet auch am Südrand des Waldes auf seine Verwirklichung. Dort, an der Grenze zum La-Bonanova-Viertel, verfallen seit vielen Jahren die Cases del Retiro vor sich hin, ein historisches Landgut, dessen Geschichte bis ins Mittelalter zurückreicht und das sich im Besitz der Stadt befindet. Eine sinnvolle Nutzung gab es zuletzt jedoch nicht mehr. Stattdessen wüteten dort immer wieder Halbstarke. Nun gibt es neue Pläne: Bürgermeister Jaime Martínez kündigte an, dort einen botanischen Garten einrichten zu wollen. Das Projekt soll mit Geld aus der Übernachtungssteuer finanziert werden. Bis es so weit ist, verströmt das Gelände weiterhin eher morbiden Charme.

Im Inneren der Bellver-Burg geht es derweil ebenso lebhaft zu, wie auf der Treppe, die zum Eingang hinauf führt. Die strahlende Sonne und die gotische Architektur sorgen für zahlreiche ungewöhnliche Ansichten, die die Urlauber nur allzu gerne mit ihren Kameras festhalten: der Torbogen etwa zeichnet ein ungewöhnliches Schattenspiel in den Festungsgraben, über dem Innenhof mit dem doppelten Säulengang wölbt sich blau der Spätsommerhimmel, eine Wendeltreppe führt ins Nirgendwo. In dem kleinen Museum liegen hinter Glas Tonscherben aus muslimischer Zeit. Die Statuen aus der Sammlung des Kardinals Despuig blicken stoisch. Wer genau hinsieht, erkennt historische Graffiti, die die hier untergebrachten Gefangenen einst in den Kalksandstein ritzten. Und schließlich, ganz oben auf der Dachterrasse: Die Aussicht über den Hafen und über ganz Palma begeistert die Besucher aus aller Welt gleichermaßen.