Als die balearische Landesregierung zu Wochenmitte ihre Pläne bekanntgab, im Zuge des Massentourismus die sogenannte Ökosteuer auf touristische Übernachtungen zu erhöhen, war der Aufschrei in der Hotelbranche erwartungsgemäß groß. Dabei entbehrt die Maßnahme nicht einer gewissen Logik. Im Hochsommer, wenn Mallorca und die Nachbarinseln aus allen Nähten platzen, soll die Abgabe höher ausfallen. Im Winter hingegen, wenn auf dem Archipel Ruhe einkehrt und mancherorts gar das Ausbleiben von Urlaubern beklagt wird, soll die Übernachtungssteuer gesenkt werden.
Zur Erinnerung: Für die Ökosteuer muss der Gast derzeit maximal 4 Euro pro Nacht an die Landeskasse abtreten, in einfachen Pension gar nur 0,50 Cent. Dabei sind die Balearen längst nicht die einzige Urlaubsregion, die sich über eine Touristenabgabe direkt ein Stück vom üppigen Kuchen sichert. Auch andere Destinationen, manche um die Ecke, andere am anderen Ende der Welt, haben diese Einnahmequelle für sich entdeckt.
Weit reisen muss man gar nicht, um von einer Übernachtungsabgabe heimgesucht zu werden. In Leipzig etwa werden pauschal 5 Euro pro Nacht und Hotelgast fällig, unabhängig von der Anzahl der Sterne an der Fassade. Ganz zu schweigen von der gefürchteten Kurtaxe, die zahlreiche Urlaubsorte in Norddeutschland erheben. Cuxhaven, das Ostseebad Binz oder die Insel Norderney sind nur ein paar Beispiele. Letztere kassiert in der Hauptsaison 4,90 Euro pro Übernachtung.
Auch den griechischen Inseln ist eine Übernachtungsabgabe nicht mehr fremd. Je nach Hotelkategorie und Reisezeit können für eine Nacht bis zu zehn Euro fällig werden. Die ebenfalls unter Overtourism leidenden Inseln Santorini und Mykonos erwägen gegenwärtig, von Kreuzfahrttouristen in der Sommersaison pauschal 20 Euro Eintritt zu erheben.
In Italien wird laut MM-Schwesterzeitung "Ultima Hora" ebenfalls über eine Erhöhung der Touristenabgabe diskutiert. Bereits jetzt werden in Hotels zwischen drei und sieben Euro pro Nacht fällig. Rom erwägt sogar, künftig Eintritt für den Trevi-Brunnen zu verlangen. In Venedig, wo Jahr für Jahr 14 Millionen Besucher einfallen, ist man schon einen Schritt weiter. Dort darf man erst nach der Zahlung von fünf Euro ins Zentrum der Stadt.
Wer glaubt, in der Ferne ist man als Tourist vor Abgaben sicher, der irrt. Neuseeland, so der ADAC, hob zum 1. Oktober die Einreisegebühr von etwa 20 Euro (35 Neuseeländische Dollar) auf rund 56 Euro (100 Neuseeländische Dollar) an. Die indonesische Vorzeigedestination Bali führte zum 14. Februar eine Einreisegebühr in Höhe von 10 US-Dollar ein, die auch für Kinder gilt. Die Regierung will damit nach eigenen Angaben Umweltschutzprogramme anstoßen.
Doch nicht nur das, seit Jahresbeginn gilt in Indonesien eine Vergnügungssteuer von 40 bis 70 Prozent die in Diskotheken, Nachtclubs und Wellness-Einrichtungen auf den Rechnungsbetrag aufgeschlagen wird. Bislang zeigte sich die Regierung mit Steuersätzen zwischen 10 und 35 Prozent zufrieden.
Im schweizerischen Zermatt wird "Ultima Hora" zufolge von Tagesgästen eine Gebühr von 12,75 Euro erhoben, um den Massentourismus einzudämmen. Die Liste lässt sich beliebig lang fortsetzen. Vergleicht man die auf Mallorca und den Nachbarinseln gültige Abgabenlast mit anderen Urlaubszielen, kommen die Balearen zumeist gut weg. Mit Kroatien können sie dann aber nicht mithalten – dort gibt man sich mit etwa 1,30 Euro pro Gast und Nacht zufrieden.
2 Kommentare
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Alle diee Überlegungen und Planungen sollen darauf hinauslaufen, den Urlaub noch teurer machen, damit die Ausgrenzung der ""sogenannten Massen" funktioniert, egal ob die Mehrheit gar nicht zur besseren Gesellschaft zählen und sich deshalb entprechend ihrem Nettoeinkommen nach der Teuerung der Lebenshaltung neu orientieren müssen. Auf jeden Fall aber ist das ""Familienfeindlich", und das finde ich asozial, da sie im wilden Aktionismus und in der Pauschalität Urlauber treffen, die nicht zu jenen gehören, die sie bekämpfen. Sie vergällen also am Ende auch Kindern die Lebenfreude. Ich finde es Ekelhaft, dass die Planer offenbar vergessen haben, woher sie selbst mal gekommen sind?
Der Sinn und Zweck einer Steuer wird so anschaulich vor Augen geführt. Man steuert Ströme, Waren- Geld, und Menschen- und Energieströme. Natürlich werden auch Steuervermeidungsstrategien seitens der Verbraucher und Konsumenten entwickelt, bis irgendwann Staat und Steuer die Wirtschaft abgewürgt haben. Dann bleibt eben nur noch das Freibad am Wohnort mit Saisondauerkarte.