Ein Touristin erfrischt sich in einem Brunnen im Zentrum von Palma | Miguel Ângel Cañellas

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Experten schätzen, dass im Sommer dieses Jahres rund 190 Menschen auf Mallorca und den Nachbarinseln aufgrund der extremen Hitze gestorben sind. Diese Zahl stammt aus der Webanwendung "Mortalidad Atribuible por Calor en España" (MACE), die von einem wissenschaftlichen Team der Universität Valencia und der Stiftung für Klimaforschung der Universität in Palma entwickelt wurde. Dominic Royé, einer der Projektleiter u, erklärt, dass die Zahlen auf offiziellen Daten des täglichen Mortalitätsüberwachungssystems (MOMO) und den von der staatlichen meteorologischen Agentur (Aemet) gemessenen Temperaturen basieren.

Die Auswirkungen von Hitze auf die Gesundheit sind verheerend und können sogar zum Tod führen. Offiziell wird jedoch nur der Hitzschlag als direkte Todesursache anerkannt. Die meisten Todesfälle, die durch hohe Temperaturen verursacht werden, bleiben unregistriert, da es für Ärzte nahezu unmöglich ist, diese genau zu bestätigen. MOMO schätzt die Zahl der durch Hitze verursachten Todesfälle, basierend auf der sogenannten Übersterblichkeit. Diesen Daten zufolge wurden auf den Balearen in diesem Jahr bisher 19 solcher Todesfälle registriert, während für das gesamte Jahr 2023 bisher kein Fall offiziell gemeldet wurde.

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Laut Royé verwendet MACE dagegen ein statistisches Modell, das in umweltbezogenen Gesundheitsstudien weit verbreitet ist. Dabei werden Faktoren wie Vorerkrankungen, unzureichende Klimatisierung in Wohnungen und längere Aufenthalte in extremer Hitze berücksichtigt. Er betont, wie wichtig es ist, die hitzebedingten Todesfälle ernst zu nehmen: "Die Anpassung der Gesellschaft an die steigenden Temperaturen hat eine wichtige Rolle dabei gespielt, Todesfälle in Spanien zu verhindern, aber sie ist immer noch unzureichend. Besonders problematisch ist, dass ein Fünftel der hitzebedingten Todesfälle in den kommenden Jahrzehnten auf die Alterung der Bevölkerung zurückzuführen sein wird."

Die Daten aus der MACE-Anwendung zeigen, dass im Sommer 2023 insgesamt 277 Menschen auf den Balearen durch extreme Hitze starben. Das bisher schlimmste Jahr war 2022 mit 299 Todesfällen. Die Prognosen der Experten sind besorgniserregend, da Hitzewellen in Zukunft voraussichtlich noch häufiger auftreten werden. In ganz Spanien stieg in diesem Zeitraum ebenfalls die Zahl hitzebedingter Todesfällen, was auf die Überalterung der Bevölkerung und die extremeren Temperaturen auf dem Festland zurückzuführen ist. Insgesamt sind in diesem Sommer bereits 9536 Menschen in Spanien durch Hitze ums Leben gekommen. 2023 gab es insgesamt 13.471 solcher Todesfälle, und der traurige Rekord wurde im Jahr 2022 mit 17.859 Toten erreicht.

Wie wird die hitzebedingte Sterblichkeit berechnet?

Royé erklärt, dass die Sterblichkeit je nach Intensität der Hitze – mäßig, extrem oder übermäßig – berechnet wird. Extreme Hitze wird dabei anhand des 95. Perzentils der Temperaturen der letzten zehn Jahre definiert. Das bedeutet, dass nur 5 Prozent der Tage zwischen Juni und September eine Temperatur erreichen, die als extrem eingestuft wird. Todesfälle, die mit diesen extremen Temperaturen in Verbindung stehen, werden als hitzebedingte Sterblichkeit gewertet. Bei übermäßiger Hitze handelt es sich um besonders heiße Tage innerhalb des extremen Bereichs, die noch gefährlicher sind. Auf den Balearen gilt eine Hitzeperiode als mäßig, wenn die Durchschnittstemperatur unter 28°C bleibt. Bei Temperaturen über diesem Wert spricht man von extremer Hitze, die die Sterblichkeit deutlich erhöht.

Royé kritisiert, dass die Warnungen des staatlichen Wetterdienstes Aemet und dem Gesundheitsministerium zwar hilfreich seien, aber oft nicht ausreichend auf die gesundheitlichen Gefahren oder die besonders heißen Tage hingewiesen werde. "Wären sich die Menschen der gesundheitlichen Folgen extremer Hitze bewusster, könnten sie ihr Verhalten anpassen und dadurch Leben retten", sagt er. Dazu gehören Maßnahmen wie das regelmäßige Trinken von Wasser, das Vermeiden von körperlicher Anstrengung in der Mittagshitze und das Tragen leichter Kleidung. Wichtig ist laut Royé auch, dass die MACE-Anwendung ihre Daten täglich aktualisiert, um ein genaues Bild der Situation zu geben und rechtzeitig warnen zu können.