Solarpark in Santa Maria del Camí. | Ultima Hora

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Wer sich in Mallorcas Baumärkten umsieht, stößt dort früher oder später auch auf kleine, handliche Photovoltaikanlagen, die auf jeden Balkon passen. Während sich solche günstigen Apparate in Deutschland wachsender Beliebtheit erfreuen und ihrer Inbetriebnahme kaum noch bürokratische Hürden im Weg stehen, ist es auf Mallorca nicht ganz so einfach. Dabei sieht die Lösung angesichts der vielen, vielen Sonnenstunden hierzulande auf den ersten Blick höchst attraktiv aus.

„Das Problem ist, dass diese ,Balkonkraftwerke’ in Spanien rechtlich genauso behandelt werden, wie große Anlagen”, sagt Franz Gerd Stuckmann, Elektromeister mit Installationsbetrieb in Campos. „Dadurch wird das Ganze schnell unwirtschaftlich.” Der Aufwand mit dem Einholen von Genehmigungen und mit der Anmeldung sei groß. Hohe Kosten fielen an, da nur offiziell auf den Balearen zugelassene Elektrounternehmen beauftragt werden könnten. Bei einer Anlage, die zwischen 300 und 400 Euro kostet, lägen die Gebühren bei bis zu 1000 Euro, sagt Stuckmann.

Während in Deutschland die Bundesnetzagentur die Vorschriften für solche kleinen Solaranlagen nach und nach immer weiter lockert, lässt der Boom der „Balkonkraftwerke” auf Mallorca weiter auf sich warten. „Spanien liegt in diesem Bereich noch weit zurück”, sagt Stuckmann, der allerdings auch auf Sicherheitsaspekte verweist. Wer eine solche Anlage auf eigene Faust in Betrieb nehme, gehe durchaus ein Risiko ein. „Das birgt Gefahren”, so Stuckmann. „Wenn dann etwas passiert, zahlt keine Versicherung.”

Grundsätzlich sei eine solche Kleinanlage aber durchaus sinnvoll. Bei einer Stromproduktion von fünf Kilowatt am Tag, wie sie im Sommer auf Mallorca problemlos möglich sei, könne man rund 360 Euro im Jahr an Energiekosten sparen, rechnet Stuckmann vor. In zwei Jahren könne sich die Anlage also bereits amortisiert haben. Rechnet man nun jedoch die Gebühren hinzu, verlängert sich die Frist erheblich.

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Aber nicht nur die Installation von „Balkonkraftwerken” kommt nicht so recht in Fahrt auf Mallorca. Das sieht auch Jordi Quer so, der Delegierte des Photovoltaikverbandes Unef auf den Balearen. „Probleme haben vor allem Leute, die in der Stadt leben”, sagt er. Denn häufig gebe es in Mehrfamilienhäusern nicht ausreichend gemeinschaftliche Nutzfläche, um dort eine Anlage aufzustellen. Zudem könne der produzierte Strom dann meist nur für den Verbrauch der Gemeinschaftsanlagen wie einen Pool, die Außenbeleuchtung oder den Fahrstuhl genutzt werden.

Deshalb verweist Quer auf eine weitere Möglichkeit, Solarenergie zu produzieren und zu nutzen: den sogenannten „kollektiven Eigenverbrauch”. Dieser sieht vor, dass eine Photovoltaikanlage beispielsweise auf dem Dach eines Schulgebäudes installiert wird und der Strom dann von Firmen und Privathaushalten in einem Umkreis von zwei Kilometern genutzt werden kann. Da in diesen Fällen keine Fixkosten des Netzbetreibers anfallen, sei eine solche Lösung finanziell häufig besonders attraktiv, sagt Quer.

Die häufigsten Fälle, mit denen Franz Gerd Stuckmann zu tun hat, sind dagegen freistehende Einfamilienhäuser, die entweder über ausreichend Dachfläche verfügen, oder zu denen ein Grundstück gehört, auf dem genügend Platz vorhanden ist. „Unser Ziel ist die größtmögliche Autarkie unserer Kunden”, sagt Stuckmann. Inwieweit sich diese erreichen lässt, hänge einerseits vom Verbrauch ab, andererseits von der zur Verfügung stehenden Fläche. Bei einem Verbrauch von 25.000 Kilowattstunden im Jahr etwa benötige man eine Anlage mit einer Maximalleistung von 20 Kilowatt. Da pro Kilowatt circa vier bis sechs Quadratmeter Solarzellen nötig sind, könne man sich den Flächenbedarf leicht ausrechnen.

Weitgehend gelöst sei mittlerweile das Problem mit der Energiespeicherung. „Die Preise für die entsprechenden Batterien reduzieren sich weiter”, sagt Stuckmann. Bei immer mehr Stromanbietern könne man auch die Möglichkeit eines sogenannten „virtuellen Speichers” nutzen. Dabei speist der Kunde die überschüssige Energie ins Netz und bekommt dafür die entsprechende Menge Strom gutgeschrieben, die er dann später nutzen kann. Das rechne sich zunehmend, zumal die Vergütung der Anbieter für eingespeisten Strom sinke. Endesa etwa zahle mittlerweile nur noch maximal sechs Cent pro Kilowattstunde.