Nähert man sich dem Ziel, klingen die Töne so, als wäre hier eine x-beliebige Strandparty für 20-Jährige im Gang. Ein Rapper hüpft wild auf dem Sand, neben ihm stehen riesige Lautsprecher, der Mann stößt auf Deutsch abgehackte Sätze aus, die Beats dringen im Stakkato-Tempo laut in die Ohren. Die Sonne steht schräg, vor dem Künstler wippen junge Touristen.
Der Rapper, der hier auf der Playa de Palma zwischen den Balnearios 5 und 6 seine Show hinlegt, macht dies nicht aus Spaß an der Freude, sondern im Rahmen eines sogenannten Beach-Gottesdienstes der Christen-Initiative „Reach Mallorca”. Neben ihm steht in Blickweite zum legendären Mega-Park ein meterhohes Holzkreuz im Sand, derweil wogt die Dünung des Meers dunkel im Hintergrund.
„Wir wollen Gott zu den Menschen hier bringen”, sagt Johannes Baumann mit sonorer Bass-Stimme beim MM-Besuch am Sonntagabend. Der Pressevertreter der Initiative mit Sitz in Karlsruhe ist mit etwa 150 gläubigen jungen Deutschen und Schweizern nach Mallorca gekommen, um den Ballermann-Gästen im extrovertierten US-amerikanischen Gospelstil zu zeigen, dass Messen keine abtörnenden Gähnveranstaltungen für traurig dreinblickende Großmütter sein müssen.
Viele nicht nur Deutsch, sondern auch Englisch oder Holländisch sprechende Besucher sehen sich das Ganze eher abgebrüht an, als wäre es irgendeine Show mehr in dieser Partygegend. Einige sind jedoch sichtlich begeistert. „Wir hatten letztens sogar ein paar Taufen im Meer”, freut sich Johannes Baumann. Derweil heizt sein Kollege Gernot Elsner den Besuchern mit Bibelzitaten ein, die er so fetzig rüberbringt, dass vermutlich selbst Jesus Christus, wenn er denn jetzt hier vor Ort anwesend wäre, seine wahre Freude an dem Spektakel haben dürfte.
Zwischendurch wird gesungen, während am Horizont die rote Sonne langsam hinter der Serra de Tramuntana versinkt. „Du nimmst eine Last von mir”, intonieren die Mitglieder einer im Rahmen des Gottesdienstes auftretenden Band mit Inbrunst, drei Meter vor ihnen essen einig Besucher Currywürste, einen Meter weiter entfernt sitzt ein junger Betrunkener wankend auf der Promenaden-Balustrade, während aus den Lautsprechern erklingt: „Ich steh’ auf mit dir, ich laufe dir entgegen, Herr, und sehe, Dein Reich kommt.”
Alles wurde bestens vorbereitet für das Hochamt am Strand, das pünktlich über die Bühne geht. Mehrere Tage lang fanden abends solche Beachgottesdienste statt, sie fügten sich in die Laissez-Faire-Atmosphäre der Gegend ein. „Wir knüpfen an 2019 an, als wir auch schon hier zahlreich vertreten waren”, sagt Johannes Baumann. Die Freikirchler arbeiteten diesmal eng mit spanischen Katholiken zusammen, haben aber keinen Bezug zur deutschsprachigen evangelischen Gemeinde auf Mallorca. „Wir wurden nicht angesprochen”, so Pfarrerin Maartje Mechels gegenüber MM. Aber es sei doch schön, sagt sie, wenn sich junge Leute im Sinne Gottes auf der Insel engagierten.
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