Anfast allen Arbeitstagen ist es eine Tortur: Rund um Palma bilden sich zuweilen lange Staus, und wenn es immerhin zähflüssig läuft, kommt man x-mal langsamer ans Ziel als etwa an einem Sonntag. Voll sind zu bestimmten Uhrzeiten und an bestimmten Tagen auch viele Busse, ob von den EMT-Stadtwerken oder von TIB, dem Anbieter von Überlandfahrten.
Der für Straßenbau zuständige Inselrat ist sich des Problems der zu großen Auslastung mit Autos bewusst. Ganz ungelegen scheinen ihm die ständigen Staus und sicher auch die hohen Benzinpreise indes nicht zu kommen. „Wir wollen die Menschen mehr und mehr vom Auto weglocken”, sagte eine Sprecherin von Dezernent Iván Sevillano gegenüber MM. Ein Ausbau von Straßen wie zuletzt noch zwischen Llucmajor und Campos, wo eine Schnellstraße entstand, sei denn auch ungeachtet der Autoflut nicht geplant. Dafür seien andere Maßnahmen angedacht: „Wir werden vermehrt Busspuren und Fahrradwege anlegen”, so die Inselratssprecherin. Hinzu sollen Park-and-Ride-Plätze außerhalb von Palma an bestimmten Bahnhöfen und Bushaltestellen kommen. Im Zentrum von Palma wird es Nicht-Anliegern zudem in gewissen Zonen bereits erschwert, zu parken. Das gilt auch für Urlaubergebiete wie Cala Llombards, wo man bis auf Weiteres nicht mehr sein Auto abstellen darf. Und auf der Formentor-Halbinsel darf man vom 15. Juni bis 15. September ebenfalls nicht mehr uneingeschränkt fahren.
Was die öffentlichen Verkehrsmittel angeht, so wurde bereits gegengesteuert: Im April wurde das TIB-Busnetz um 66 Fahrzeuge und gleich zehn Linien ausgebaut. Der balearische Verkehrsminister Josep Marí sagte jüngst, dass man die Preise für Fahrten mit den mit Naturgas betriebenen Bussen bewusst nicht anheben wolle, um diese attraktiver für die Menschen zu machen. Um Arbeitnehmer in der Tourismusbranche unter die Arme zu greifen, wurde die Zahl der Verbindungen mit Calvià, Cala Rajada und Alcúdia erhöht. Hinzu kommen die Aerotib-Flughafenbusse, die wieder eingesetzt werden und mit denen man kostengünstig vom Airport zum Hotel kommen kann.
Auch in die Züge sollen die Menschen strömen. Diese fahren etwa zwischen Palma und Inca seit Ende April im Zehn-Minuten- statt im 20-Minuten-Takt. Von der Inselkapitale verkehren sie zudem bis Sa Pobla beziehungsweise Manacor alle 40 statt alle 60 Minuten.
Doch die Bewohner, vor allem von Palma, setzen ungeachtet dessen weiter mehrheitlich aufs Privat-auto, und das noch stärker als vor der Pandemie: 73 Prozent der Einwohner nutzen so ein Fahrzeug. Im Vergleich dazu waren es im Jahr 2019 lediglich 62 Prozent, wie ein Forum für Mobilität mitteilte, das zum siebten Mal die Mobilitätsgewohnheiten der Spanier untersuchte. Somit liegt Palma an dritter Stelle der spanischen Städte mit der höchsten Autonutzung. Nur Toledo mit 84 Prozent und Badajoz mit 77 Prozent liegen weiter vorne.
Zu verdenken ist den Menschen die Lust am Auto nicht, denn ungeachtet der Aufstockung des öffentlichen Verkehrs sind Busse manchmal voll, und das vor allem in den frühen Morgenstunden, wenn Hotelbeschäftigte zu ihren Arbeitsplätzen fahren. Aber auch zu anderen Zeiten geht es zuweilen hoch her in den TIB-Gefährten, so etwa auf den beliebten Strecken zwischen Palma und Port de Sóller oder Deià. Das liegt momentan vor allem an den vielen Touristen, die lieber Bus fahren, als ein teures Auto zu mieten. Die hohen Preise für Fahrzeuge sind der Tatsache geschuldet, dass das Angebot an solchen Wagen viel knapper ist als vor der Pandemie.
Angesichts der Auto-Liebe der Insulaner und den noch existierenden Defiziten im Nahverkehr ist also zu erwarten, dass es weiterhin Staus zu den Stoßzeiten geben wird und sich dies wohl verschärfen dürfte.
3 Kommentare
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Nachtrag weitere Gründe. = # MM-Redaktion 07.08.19 10:36, Nur vier Bußgelder wegen illegaler Ferienvermietung. Seit Inkrafttreten des Zonenplans zur Ferienvermietung wurden nur vier Vermieter zur Kasse gebeten. Das hat Tourismusminister Negueruela bekannt gegeben. # MM-Redaktion 26.05.21 11:09, Rund 25 Prozent der Ferienwohnungen auf Mallorca werden illegal vermietet. Diese müssen über eine Lizenz verfügen. Was die legalen Ferienwohnungen angeht, so sind nach Angaben von Airbnb im Juni bereits 40 Prozent ausgebucht. # MM-Redaktion 27.04.22 10:09, Ferienvermietung in Palma: Zuhauf illegale Wohnungen bei Airbnb. Bei dem Anbieter fungieren über 300 Wohnungen in der Mallorca-Kapitale, sogar im Problemviertel Son Gotleu. Die Ferienvermietung in Mehrfamilienhäusern der Stadt ist strengstens verboten. Auch ein Grund dafür, dass Saisonkräfte auf der Strasse in Wohnmobilen und Wohnwagen Campen müssen.
Die Gründe sind bekannt und mehrschichtig. Es besteht seit Jahren eine Ursache für zunehmenden Verkehr, vor allem in der Saison. Solange man nicht genug Wohnungen für die Arbeitnehmer wie auch Saisonkräfte und Familien in Palma und den Touristenzentren zur Vfgg. hat, müssen alle mit dem Auto von irgendwo zur Arbeit fahren. Auch die Auslagerung der Supermärkte in Gewerbegebiete außerhalb führt zwangsläufig zu mehr Verkehr, denn keiner kann auf Dauer seine Einkäufe mit dem ÖPNV heimschaffen. Vor allem nicht, wenn dieser gar nicht dort hin fährt, wo man wohnt. Von den LKWs erst gar nicht zu reden, die alles vom Hafen aus auf der ganzen Insel verteilen müssen, damit auch jeder seine Blöd, Kippen und Bier vorm Fernseher hat.
Nun mag vielleicht auch einfach an der Faulheit der Leute hier liegen. Zumindest wenn ich sehe, dass bei uns im Dorf das Kind bei kürzester Entfernung mit dem vermeintlichen KIA SUV zur Schule gefahren werden muss ist das kein Wunder. Ohne Sterotypen aufrufen zu wollen sieht man das leider ja auch vielen Menschen an. Eventuell sollte, wie bei vielem auf der Insel, man mal an einem generellen Umdenken arbeiten. Das fordert allerdings Denken ... und daran scheiterts!