In Teilen Calviàs werden nun Großbriefkästen wie in Llucmajor aufgestellt. | Patricia Lozano

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Seit mehr als einem Jahr haben die Bewohner von Costa de la Calma nichts mehr in ihren Briefkästen gehabt. Seit Sommer 2016 schickt die spanische Post "Correos" keine Briefträger mehr in den Ort. Die Anwohner mussten ihre Briefe in der Postfiliale in Santa Ponça abholen. Nun stellt die Gemeinde Großbriefkästen auf.

"Wir sind stinksauer", sagt Dolores Jordan. Sie und ihr Mann Wolfgang Wiesner wohnen einen Teil des Jahres in Costa de la Calma. "Es ist wirklich ein Chaos", erzählt sie. Einige ihrer Briefe, die in der Postfiliale lagerten, seien zurückgeschickt worden, weil sie zu lange dort lagen. Wenn Post für ihre Kinder kam, konnte das Paar diese nur gegen Vorlage einer Vollmacht abholen.

Neben der Siedlung Costa de la Calma, die bei deutschen und britischen Residenten sowie Ferienhausbesitzern beliebt ist, werden in fünf weiteren Ortsteilen der Gemeinde Calvià Großbriefkästen aufgestellt, bestätigt die Gemeindeverwaltung. Denn in Costa d'en Blanes, Sa Porrassa, Sol de Mallorca, Bahía de Palma und Bendinat kommt der Briefträger ebenfalls nicht mehr an die Postkästen. In den sechs Ortschaften wohnen insgesamt rund 6000 Menschen.

Das Rathaus hatte 2016 die Anwohner darüber informiert, dass die Post ihren Service in diesen Urbanisationen einstellt. Nun errichtet die Gemeinde an insgesamt elf Punkten in den sechs Ortsteilen Großbriefkästen. Costa de la Calma bekommt drei solcher Anlagen und Costa d'en Blanes vier.

Die Anwohner können sich beim Rathaus ein Fach reservieren. In einem Monat sollen die Anlagen fertig sein. Die Anwohner werden nach Aussage des Rathauses nichts für die Nutzung bezahlen müssen, die Kosten trägt die Gemeinde. Diese investiert dafür 91.950 Euro (ohne Mehrwertsteuer).

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"Ich bin mal gespannt, wie lang die Gemeinschaftskästen halten", sagt Dolores Jordan. Diese böten ein Ziel für Vandalismus. In der Vergangenheit hatte der Postbote schon mal die Briefe für die ganze Straße in einen Kasten gesteckt. Es bleibt also abzuwarten, wie zuverlässig der Verteiler sortiert, wenn er vor einer ganzen Batterie an Briefschlitzen steht.

Doch warum sind solche Großbriefkästen überhaupt nötig? Weil "Correos" seinen Service auf der Insel zurückfährt. Die Post verweist dabei auf geltendes spanisches und europäisches Recht. So müssen auf einem Hektar Fläche mindestens 25 Personen leben, die fünf Sendungen pro Woche erhalten, damit der Briefträger die Post weiterhin an die Haustür bringt. In dünner besiedelten Gebieten wird die Auslieferung reduziert. Nur noch Expresssendungen, Einschreiben und Pakete werden direkt an die Haushalte verteilt, normale Briefe nicht.

Solche Gemeinschaftsbriefkästen wie in Calvià sind allerdings keine Neuheit auf Mallorca. In der Großgemeinde Llucmajor gibt es sie bereits seit einigen Jahren, dort mussten die Anwohner allerdings 40 Euro bezahlen.

Im Herbst 2015 wurde bekannt, dass die spanische Post noch in weiteren Ortschaften die Verteilung an die Haustüren einstellen werde. Es kam daraufhin zu Streiks wie beispielsweise in Binissalem und Protestaktionen wie in Ses Salines. Calvià hatte im vergangenen Jahr seine Bewohner bei Beschwerden gegenüber der spanischen Kartellbehörde unterstützt. Genützt haben die Beanstandungen und Proteste bisher nichts.

(aus MM 43/2017)