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Flechas!" ruft Carlos Cazador, und alle Schützen stellen ihren Bogen ab. "Flechas", das bedeutet "Pfeile" und ist das Kommando, das Schießen einzustellen und sich auf den Weg in Richtung Zielscheibe zu machen, um die Pfeile herauszuziehen.

"Wie weit der Weg ist, hängt davon ab, auf welche Entfernung geschossen wird", erklärt Volker Parowka. Der 51-jährige Gelsenkirchener, der auf Mallorca lebt, ist seit gut zwei Jahren Mitglied bei den "Arqueros de Son Pardo" und betreibt den Sport mit großer Hingabe. "Es gibt Entfernungen von 30, 50 und 70 bis 90 Metern. Davon hängt auch die Scheibengröße ab. Hier in unserer Trainingshalle schießen wir auf 18 Meter, dementsprechend klein ist die Scheibe", erläutert der 51-Jährige. "Sonst wäre es zu einfach."

Sein Club, der Bogenschützenverein "Arqueros de Son Pardo", wurde 1981 gegründet und zählt heute knapp 30 Mitglieder. Dienstagabends ist Training in einer Lagerhalle in Llucmajor. Dabei werden bereits die Kleinsten an den Sport herangeführt. Drei Jungs im Alter von neun bis 14 Jahren feuern ihre Pfeile ab und treffen verblüffend oft in die Mitte der Scheibe. "Das sind unsere Talente, unsere Zukunft", erklärt Trainer Carlos Cazador und erzählt voller Stolz von der Kooperation mit dem spanischen Bogenschützenverband. "In einigen Wochen nehmen unsere Jungs an einem Camp teil, dabei werden sie vom spanischen Nationaltrainer Hyungmok Cho unterrichtet."

Er selbst habe bereits vor 30 Jahren mit dem Sport angefangen. Volker Parowka erklärt: "Es ist wie bei den Golfern. Es geht vor allem darum, immer wieder das Gleiche zu tun, dabei aber jedes Mal besser zu werden." Ein Handicap, das über die Stärke eines Spielers Aufschluss gibt, existiert nicht. Turniere hingegen finden über das ganze Jahr verteilt statt, acht bis zehn davon auf Mallorca. "Bei einem Turnier", so Parowka, "gibt jeder Schütze insgesamt 72 Schüsse ab, meistens nur drei bis vier pro Runde. Pro Schuss können maximal zehn Punkte geholt werden, und zwar indem man genau die Mitte der Scheibe trifft. Die maximale Ausbeute wären also 720 Punkte. Das hat aber weltweit noch nie ein Spieler geschafft."

Bogenschießen, das ist für Volker Parowka vor allem eines: ein Gefühl tiefster Entspannung. "Man sollte es nicht glauben, aber ein Schuss gelingt nur dann, wenn man dabei richtig entspannt ist. Die linke Hand, die den Bogen hält, übt nur ganz leichten Druck aus. Die rechte Hand spannt die Sehne, muss aber beim Loslassen völlig entspannt sein. Die kleinste Irritation überträgt die Sehne direkt auf den Schuss."

Das Sportgerät, das die "Arqueros" verwenden, ist absolutes High-tech. 2000 Euro hat Volker Parowka für seinen Bogen vom Marktführer Hoyt ausgegeben. Die Wurfarme, so werden das obere und untere Ende des Bogens genannt, sind aus Karbon. "Es gibt aber unter den zirka zehn bis zwölf Clubs auf Mallorca auch Vereine, die mit normalen Jagdbögen schießen", erklärt Parowka. Das sind sogenannte "Intuitivbögen", bei denen das Zielen quasi nur über die Intuition funktioniert. Darauf will man es bei den Arqueros nicht ankommen lassen. Sicherheit wird groß geschrieben, das lernen schon die Kleinsten. Wenn sich irgendjemand der roten Linie, von der aus geschossen wird, nähert, müssen alle Bögen abgesetzt werden. "So ein Pfeil würde einen Menschen durchbohren, da steht Sicherheit an erster Stelle", sagt Carlos Cazador.

Volker Parowka hat seinen Sport gefunden. "Ich bin zwar mit meinen zwei Jahren Erfahrung Anfänger, gehöre aber schon zu den guten Schützen hier im Club", sagt er, spannt den Bogen und lässt seinen Pfeil flitzen. "Das Traurige ist, dass Bogenschießen ein Schattendasein fristet. Dabei ist es so ein toller Sport. Jeder ist herzlich eingeladen, ihn einmal auszuprobieren."