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Man nennt sie "Dampfer" und sie sind auch auf Mallorca immer häufiger zu entdecken. Dampfer nuckeln je nach Modell an zigaretten- oder kugelschreiberähnlichen Pfeifchen, die eRoll oder eGo heißen. Mit den tabakfreien Glimmstängeln inhalieren sie mittels eines elektrischen Verneblers aus einer austauschbaren Kartusche einen Liquid, eine Mischung aus Propandiol, auch Propylenglycol genannt und etwa als "Diso-Nebel" im Einsatz, sowie verschiedenen Aromastoffen.

Wahlweise kann man die Liquids mit Nikotinzusätzen in verschiedener Konzentration bekommen oder ganz ohne. "Damit kommt man vom Tabak los", sagen die einen. "Das bringt nichts", sagen die anderen. Fakt ist: In Palma haben innerhalb eines Jahres mehr als 30 Geschäfte eröffnet.

Das erste auf der Insel war nach eigenen Angaben der Vinirette Store in Palma. Am März 2012 eröffnete Werner Wolff seine erste Filiale, mittlerweile sind es inselweit 25. Eine besondere Lizenz brauchen E-Zigaretten-Läden im Gegensatz zum klassischen Tabakgeschäft nicht. "Wir verkaufen Elektrogeräte", sagt José Ferriol von "Sense Foc ni Cendra" ("Weder Feuer noch Asche") - zumindest bis es eine klare Definition davon gibt, was die E-Zigarette eigentlich ist.

Darüber streiten sich momentan noch die Geister. "In Deutschland gibt es eine regelrechte Hexenjagd", meint Stefan Gerlach, Geschäftsführer des Vinirette Stores in Palmas Calle Manacor. Fakt sei, dass es sich um sechs verschiedene Zutaten handle, Proylenglcyocl, Wasser, Äthanol, Aromen, Glycerin und Nikotin.

"Es ist auf jeden Fall die weniger schädliche Form des Rauchens", sagt er. Dennoch gibt es in der EU-Kommission Überlegungen, die E-Zigarette als Arznei zu deklarieren, ähnlich wie ein Nikotinpflaster. Dann dürfte sie nur noch in Apotheken vertrieben werden und die Geschäfte müssten wieder schließen.

Das wäre bitter für Händler wie José Ferriol, der vorher arbeitslos war. Sein Geschäft brummt und die beste Werbung macht für ihn sein Vater. Der 51-Jährige habe als starker Raucher seines Dosis deutlich reduziert, von Dosen mit 18 Milligramm Nikotin auf mittlerweile zwölf Milligramm, statt 15 Euro pro Woche gibt er jetzt knapp die Hälfte aus. Internist Dr. Carsten Henningsen von der Palma Clinic hält die E-Zigarette für ein probates Mittel, um vom Rauchen herunterzukommen.

 "Sie sind besser dosierbar als andere Mittel", sagt er. Dennoch bleibe Nikotin ein Nervengift und deshalb sollten Risikogruppen wie Schwangere und Herzpatienten auch auf die E-Zigarette verzichten. MM liegen mehrere Aussagen ehemaliger starker Raucher vor, die ihren Konsum nach eigenen Angaben deutlich eingeschränkt haben.

Allgemeinmediziner Dr. Dieter Uckermann aus Palma kennt aus seiner Praxis allerdings auch Fälle, in denen ein Patient eine Stenokardie bekam, ein schmerzhaftes Engegefühl in der Brust. "Komischerweise immer nach dem Genuss der E-Zigarette", sagt Uckermann. Der Mediziner hat auch eine Erklärung dafür: "Wenn Sie eine Dosierung von 20 Milligramm flüssigem Nikotin zu sich nehmen, besteht die Gefahr einer hohen Anflutung dieser Substanz im Blut. Das kann kurzfristig einen gefäßverengenden Moment bewirken, nicht nur am Herzen, sondern auch am Bauch zum Beispiel. Sie verspüren dann Krämpfe", sagt er. Beim Tabakrauchen würde diese Wirkung durch die rund 1000 weiteren Stoffe in der Zigarette abgemildert, bei der E-Zigarette sei die Resorption, also die Aufnahme im Blut, viel stärker. Beim Inhalieren kann es daher mehr "Spitzen" bei der Nikotinzufuhr geben.

MM-Redakteurin Gabriele Kunze benutzt ihr eGo-Pfeifchen seit zwei Monaten. "Ich rauche extrem weniger", sagt sie. Zehn klassische Glimm-stängel am Tag müssen es aber schon noch sein. "Mein Lieblingskellner in der Bar Bosch in Palma hat immer eine E-Zigarette in seiner Hemdtasche und nimmt bei Bedarf einige Züge", sagt sie.

Theoretisch darf überall geraucht werden, vom Restaurant bis zum Flughafen. Im Flugzeug gibt es allerdings andere Regelungen. Bei Air Berlin gilt: Mitnahme ja, dampfen nein. "Wir wollen vermeiden, dass andere denken, man dürfe rauchen und sich dann eine echte Zigarette anzünden", erklärt eine Sprecherin. Eine einheitliche Regelung gebe es aber noch nicht. Dass die E-Zigarette umgekehrt Nichtraucher zum Tabakkonsum führen könnte, hält Dr. Uckermann für ausgeschlossen: "Das ist doch nicht dasselbe. Wer rauchen will, braucht auch Feuer und Flamme als Ritual."