15. September – Das Schuljahr 2011/12 hat auf
den Balearen begonnen. Insgesamt sind 150.000 Schüler in ihre
Klassenräume zurückgekehrt oder haben ihre Schulkarriere begonnen –
davon 130.000 an den öffentlichen oder halbstaatlichen Schulen,
20.000 an den Privatschulen. Die Anmeldefristen laufen bis Ende der
Woche.
Die Regierung hat auf den Balearen sechs neue Schulen eröffnet,
unter anderem zwei in Sóller, eine in Llucmajor und eine in
Manacor. Das Personal wurde um 35 Lehrer auf 11.366 erhöht, vor
allem durch die Rückbeorderung von Lehrern, die andere Tätigkeiten
ausübten. Man will die Schülerdichte von 18 Schülern pro Lehrer
senken.
Die ausländischen Residenten auf den Balearen nutzen überwiegend
das öffentliche Schulsystem. Im vergangenen Schuljahr waren das 81
Prozent. Fast 15 Prozent ausländischer Eltern bringen ihre Kinder
auf die halbstaatlichen Schulen, 4'4 Prozent auf eine
Privatschule.
Rund 1600 deutsche Schülerinnen und Schüler sind nach Angaben
des Kultusministerium auf öffentlichen und halbstaatlichen Schulen
eingeschrieben. Zahlen zu den Privatschulen gibt es nicht.
Generell ist der Anteil ausländischer Schüler auf den Inseln
relativ hoch. Im vergangenen Schuljahr war die Quote ausländischer
Schüler mit 15'6 Prozent spanienweit der zweithöchste
(Durchschnitt: 9'5 Prozent), nur in der Weinregion La Rioja lernen
noch mehr ausländische Schüler an den colegios. Ob da ein
Zusammenhang mit der zweithöchsten Schulabbrecherquote (36'7
Prozent) im Lande besteht, ist unklar. Immerhin konnte die Zahl der
Schulabbrecher in den vergangenen Jahren um mehr als fünf
Prozentpunkte gesenkt werden.
Das hiesige Schulsystem wirft gerade für ausländische Residenten
Fragen auf: Kann mein Kind nach einer eventuellen Rückkehr in die
Heimat problemlos seine Schulkarriere fortsetzen? Werden die hier
erworbenen Abschlüsse anerkannt, wenn es ans Studieren geht?
Internationale Schulen reagieren auf die Nachfrage und
garantieren die Kompatibilität mit dem deutschen oder englischen
Schulsystem, wie etwa die Eurocampus- Schule in Palmas Viertel El
Terreno, die beim balearischen Kultusministerium gelistet ist und
eine Kooperation mit der Deutschen Schule in Barcelona hat.
Momentan könne man nur die Mittlere Reife anbieten, man arbeite
daran, dass die Kinder auch das Abitur machen können, sagt
Schulleiterin Gabriele Fritsch. Dort findet im Schulgebäude in der
Calle Infanta am Freitag, 16. September, von 16 bis 18 Uhr ein Tag
der offenen Tür statt.
Außerhalb des balearischen Schulsystems bewegt sich die
Viva-Schule in Santa Ponça. Die 100 Schüler lernen dort nach
deutschem Lehrplan, können ihren Realschulabschluss in Thüringen
machen und ihr Abitur an einem bayerischen Gymnasium. "Wir stehen
für dieses Jahr in Verhandlungen mit einer deutschen Schule auf dem
spanischen Festland", sagt Schulleiter Thomas Scholz.
Momentan hat er aber mit hiesigen Behörden zu kämpfen. Die
ließen das Schulgebäude wegen Baumängeln einen Tag vor Schulbeginn
schließen, der Schulanfang fand in Ausweichgebäuden statt. "Wir
haben alles behoben, jetzt sollten wir binnen weniger Tage
zurückkehren können", sagte Scholz gegenüber MM. Die Eltern
hätten größtenteils Verständnis gezeigt, dennoch habe es fünf
Abmeldungen gegeben, die schmerzten.
Andere Eltern setzen aus Prinzip auf das regionale Schulsystem,
zumindest für die Grundschulzeit. So wollen sie verhindern, dass
ihr Kind im Wohnviertel zum Außenseiter wird. Schließlich ist auch
das Geld ausschlaggebend. Monatsbeiträge zwischen 300 und 800 Euro,
auf englischen Colleges teilweise mehr, kann sich nicht jeder
leisten.
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