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, 8. September – Das Familienfest hatte sich Mallorca-Resident Frank Reinartz etwas anders vorgestellt. Der 45-Jährige war mit seiner Frau zur Hochzeit eines Cousins nach Südbaden eingeladen. Doch statt im feinen Zwirn musste der weit gereiste Gast den Großteil der Feier unrasiert und im verschwitzten T-Shirt verbringen. Immerhin lieferte die Airline das verspätete Reisegepäck vom internationalen Flughafen Basel-Mulhouse noch rechtzeitig vor dem Dessert, so dass sich Reinartz und seine Frau zwischen den Gängen in Schale werfen konnten.

Bereits in Palma hatte den Hochzeitsgästen Übles geschwant, als beim Check-in am Gepäckschalter plötzlich gar nichts mehr vorwärts ging. Wie zum wiederholten Mal in diesem Sommer versagten die Bänder in den Katakomben des Flughafens auch am Donnerstag, 1. September, zeitweise ihren Dienst. An einem anderen Schalter wurden die Passagiere schließlich abgefertigt, nicht aber ihr bereits hinter einer Klappe verschwundenes Gepäck.

Ähnliche Probleme gab es nach Auskunft von Flughafenbetreiber Aena bereits am 24. Juli und am 7. August, als das elektronische Gepäcksystem SATE jeweils eine knappe Stunde lang nicht funktionierte. Wenn das millionenteure High-Tech-System von Siemens ausfällt, können die Koffer nicht mehr vollautomatisch per Scanner identifiziert und weitergeleitet werden. Gepäckarbeiter müssen dann die Sortierung von Hand übernehmen, was zu erheblichen Problemen führen kann. Bis zu 4000 Gepäckstücke sind in diesem Sommer deswegen verspätet angekommen, wie aus prozentualen Angaben des Flughafenbetreibers hervor geht. Bei Aena weist man darauf hin, dass es sich bei weit über vier Millionen Koffern im Zeitraum zwischen Mai und Anfang September um eine Quote im Promille-Bereich handle, die keinesfalls höher liege als an anderen spanischen Flughäfen.

Für Frank Reinartz allerdings ein schwacher Trost: Weil es bei seiner Airline täglich nur einen Flug zwischen Palma und Basel gibt, erreichte ihn das Gepäck per Kurierdienst erst 44 Stunden nach der Ankunft. Das ist deutlich mehr als die 24 Stunden, in denen 94 Prozent der verspäteten Gepäckstücke nach Angaben der Weltluftfahrtorganisation IATA an ihrem Ziel ankommen. Hoffnungen auf Schadenersatz darf sich der 45-Jährige trotzdem nicht machen. Im Nachhinein ist es schwierig, noch Ansprüche durchzusetzen (siehe Infobox unten). (mic) *Echter Name

RECHTE DER PASSAGIERE
Eine Verlustmeldung ist Voraussetzung für die Hilfeleistung im Fall von verlorenen oder verspäteten Gepäckstücken und sollte sofort nach der Ankunft am Schalter der Airline erstattet werden. „Es ist ganz wichtig, dass die Passagiere dort auch eine Anschrift am Zielort angeben“, sagt Air-Berlin-Sprecherin Sabine Teller. Im Service der Airline sei die Zustellung per Kurierdienst enthalten – fast immer innerhalb von 24 Stunden. Der Kauf von Hygieneartikeln oder Grundbedarf wie Unterhosen oder T-Shirts würde in solchen Fällen (gegen Quittung) stets problemlos erstattet. Andere Airlines sind weniger kulant und haben stattdessen Overnight-Kits mit Zahnpasta, Seife und Slip im Vorrat. Komplizierter wird es jedenfalls, wenn sich die Passagiere komplett neu einkleiden, wie es bei wichtigen Anlässen oder Terminen denkbar ist. Fluggäste können sich bei Gepäckverlust oder -verspätung auf das Montrealer Übereinkommen berufen, das eine verschuldensunabhängige Haftung der Airline in Höhe von etwa 1200 Euro (1.131 Sonderziehungsrechte des Internationalen Währungsfonds) vorsieht. Dabei gilt das Prinzip der Schadensminderung. Reisende sollten also nur das Nötigste und keine Luxusartikel einkaufen. Um nicht auf den Kosten sitzen zu bleiben, kann man bei der Fluggesellschaft einen Vorschuss erbitten.

Bei Pauschalurlaub kommt eine Preisminderung wegen Reisemangels in Betracht. der Redaktion bekannt